Ein guter Angel fliegt nur so hoch, wie er muss

EIGNER Angels Nördlingen ziehen mit einem am Ende deutlichen 69:49-Sieg (18:9, 10:16, 24:15, 17:9) in das Pokalviertelfinale ein, zeigen dabei aber ihr bislang schwächstes Saisonspiel.

Matiss Rozlapa begann mit der gewohnten Starting-Five in das Pokalachtelfinale gegen die Falcons aus Bad Homburg im äußerst stimmungsgeladenen Primodeus Park. Der Start verlief ganz nach dem Geschmack der mitgereisten Nördlinger Fans: Wenige Minuten gespielt und das amerikanische Trio lässt ein 4:12 von der Anzeigentafel leuchten. Besonders Erika Davenport schien wie ein Leuchtturm heraus und lud bei fünf Minuten Spielzeit direkt 10 Punkte, einige Rebounds, Assists und Steals auf ihr Konto. Dem gegenüber stand jedoch eine elfprozentige Dreierquote, die ein deutlicheres Viertelergebnis als das 18:9 aus Nördlinger Sicht verbot. Die individuelle Klasse wurde durch die schläfrige Defense neutralisiert. Immer wieder war man zu spät und kassierte unnötige Fouls. Lediglich wegen der schwachen Freiwurfquote der Gastgeberinnen konnten die Gastgeberinnen auf Distanz gehalten werden.

Hatte man als geneigter Basketballfan im ersten Viertel ob der Ideenlosigkeit und Fehleranfälligkeit noch kritisch die Leistungen der beiden Mannschaft begutachtet, zeigte sich im zweiten Viertel auf Seiten der Angels praktisch eine Leistung, die der Arbeitsverweigerung gleichkommt. Unzählige Turnover, reihenweis einfalls- und ideenlose Angriffe, die aus nicht mehr als einem Pass zu einer an der Dreierlinie abdrückenden Spielerin bestanden und in der Defense die immergleichen Fouls, weil man stets einen Schritt zu spät war. Eine Dreierquote von 13 und eine Zweierquote von 33 Prozent bestätigen die schlechte Angriffsarbeit. Bad Homburg wird sich ärgern, in dieser Zeit nicht mehr Kapital aus der Schwäche der Angels geschlagen zu haben, aber 28% aus dem Zweipunktebereich und lediglich 50% von der Freiwurflinie sind selbst für solche Gegner zu wenig. Dennoch robbten sich die Falcons vor allem in Person von Geri Georgieva Stück für Stück heran und konnten mit einem 25:28 durchaus zufrieden in die Kabinen gehen.

Dort hielten sich die Angels ungewöhnlich lange auf, gab es auch ungewöhnlich viel zu besprechen. Man hatte sich eben viel zu sagen, sicherlich aber nicht, dass man im bisherigen Spielverlauf zu wenige Fouls gesammelt hätte. Dennoch handelte man sich innerhalb von 22 Sekunden gleich drei von ihnen ein, ehe Beasley für Drei und Mariam Haslé-Lagemann mittels einem Fastbreak-Korbleger nach 90 Sekunden bereits die erste Bad Homburger Auszeit provozierte. Nicole Brochlitz löste nun Erika Davenport als tragende Spielerin ab, ließ für sich einen Block auf dem Spielberichtsbogen vermerken und netzte gleich doppelt von außen zum 41:30 aus Nördlinger Sicht ein. Zwar war man im Angriff jetzt zumindest einigermaßen wach, schlief man in der Verteidigung noch immer. Ein ums andere Mal gewährte man den körperlich und zahlenmäßig unterlegenen Gastgeberinnen Offensivrebounds, die in wertvolle Punkte umgemünzt werden konnten. Vor allem Bad Homburgs Aufbauspielerin Da’Ja Green konnte nun immer wieder einfach punkten. Während Nicole Brochlitz ihren dritten Distanzwurf versenkte, handelte sich Lisa Bertholdt hingegen ihr viertes Foul ein. Ein rabenschwarzer Tag für die sonst so erfolgreiche Kapitänin. Brandy Beasley war es, die das 40:52 zum Ende des dritten Viertels markierte und somit wieder so etwas wie Sicherheit im Nördlinger Spiel versprühte.

Das letzte Viertel begann mit sieben Turnover innerhalb von 90 Sekunden, was den auffallend chaotisch-nervösen Spielstil beider Mannschaften gut belegt. Von da an riss man sich auf Nördlinger Seite aber nun endgültig zusammen und brachte gemeinsam das Spiel in den sicheren Hafen. Nicole Brochlitz mit ihrem vierten Dreier und Roosa Lehtoranta mit zwei Fastbreak-Punkten erzielten die letzten Punkte zum 69:49-Sieg, der mehr Krampf als Eleganz war.

Nach diesem hoffentlich nur kurzen spielerischen Tiefpunkt geht es am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr direkt weiter, wenn die Saarlouis Royals, die ihrerseits im Pokal die Eisvögel Freiburg nach zwei Verlängerungen niederrangen, in der Hermann-Keßler-Halle zum vorletzten Hinrundenspiel gastieren. In der Halbzeitpause wird dann auch das Viertelfinale des Pokals ausgelost. Dabei sein lohnt sich also!

Für Nördlingen spielten: Erika Davenport (20 Punkte), Danielle McCray (3), Nicole Brochlitz (16), Enija Viksne (2), Roosa Lehtoranta (9), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (0), Brandy Beasley (14), Leonie Kambach (3)

Bei Bad Homburg fielen auf: Geri Georgieva (17) und Da’Ja Green (14).

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Benedikt Lasser

EIGNER Angels reisen für das Pokalachtelfinale nach Bad Homburg

Für das zweite von drei Spielen innerhalb von acht Tage reisen die Nördlinger Angels in das 300km entfernte Bad Homburg. Der Zweitligist ist für die Angels im Pokalachtelfinale ein, im Vergleich zu den anderen Kontrahenten, sportlich dankbareres Los, das aber dennoch nicht unterschätzt werden darf, schließlich ist das  Team rund um die in Nördlingen bekannten Geri Georgieva und Isabel Gregor der momentane Spitzenreiter der 2. DBBL Süd – noch vor dem Serienmeister TSV Wasserburg, gegen die sie ihre bisher einzige Niederlage einstecken mussten.

Das Homburger Team besticht durch seine Ausgeglichenheit. Vier Spielerinnen, darunter die einzigen beiden ausländischen Spielerinnen Abby Niehues und Da’Ja Green sowie auch die bereits erwähnte Georgieva, punkten im Schnitt zweistellig. Isabel Gregor und Annika Holzschuh komplettieren das schlagkräftige Sextett der Hessen, das von der deutschen Lia Kentzler punktemäßig angeführt wird.

„Wir dürfen Bad Homburg auf keinen Fall unterschätzen, daher bereiten wir uns auf dieses Match genauso intensiv vor wie auf ein „normales“ Ligaspiel, wobei unser Hauptfokus aber auf uns selbst liegen wird und darauf, unsere Fehler vom Spiel am Sonntag zu korrigieren“ gibt Nördlingens „Player“, Nicole Brochlitz einen Einblick in die zwei Trainingstage.

Ob Matiss Rozlapas angeordnete Regeneration und Vorbereitung auf das Pokalduell gut genug war, wird sich am morgigen Mittwochabend zeigen, wenn im Homburger Primodeus Park um 19:00 Uhr der Hochball ansteht. Das Spiel wird außerdem live auf Sporttotal übertragen – genauso wie die Auslosung des Pokalviertelfinals. Denn die findet bereits am Sonntag in der Halbzeitpause des Nördlinger Heimspiels gegen Saarlouis statt. Wir werden berichten. Doch bis dahin müssen erstmal noch die Bad Homburg Falcons überstanden werden. Engel gegen Falken eben. Ein Klassiker.

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Ein Lette drückt seinen Landsleuten die Daumen

Unter den Augen eines hohen Verbandsfunktionärs aus Nordosteuropa gewinnen die Eigner Angels das wichtige Heimspiel gegen Marburg überzeugend. Eine ausgeglichene Mannschaftsleistung gibt den Ausschlag.

Edijs Eglitis ist Sportdirektor des Lettischen Basketball-Verbandes und war – weitgehend unerkannt – am Sonntag Zuschauer in der Hermann-Keßler-Halle. Sein Besuch hatte so etwas wie Fortbildungscharakter, diente aber auch der Unterstützung. Denn der Chefcoach der Eigner Angels, Matiss Rozlapa, und eine der Leistungsträgerinnen, Enija Viksne, sind auch für die lettische Nationalmannschaft im Einsatz. Das, was er beim Bundesligaspiel der Nördlingerinnen gegen den alten Rivalen BC Pharmaserv Marburg gesehen habe, habe ihm „sehr gut gefallen“, sagte der Sportfunktionär nach dem Match. „Viele Zuschauer, eine gute Stimmung und ein niveauvolles Spiel“, befand Eglitis. Dass die Angels das Spiel mit einer überzeugenden Teamleistung souverän mit 80:63 (18:20, 24:13, 19:18, 19:12) gewannen, dürfte ebenfalls zu den positiven Eindrücken des Basketball-Experten zählen.

Ein Blick auf die Anzeigetafel der Hermann-Keßler-Halle verriet nach dem Match schon ziemlich viel. Alle zehn Angels hatten im vierten Heimspiel der Saison gepunktet, wobei nicht die „üblichen Verdächtigen“ die meisten Akzente setzten. Gut, mit Enija Viksne war unter den Augen ihres Sportdirektors zu rechnen, mit der immer besser werdenden Brandy Beasley auch. Stark aber auch Roosa Lehtoranta mit der höchsten Effektivität des Teams, Lisa Bertholdt mit sieben Punkten und acht (!) Rebounds oder Leonie Kambach mit hundertprozentiger Trefferquote bei Feld- wie Freiwürfen. Und auch die Jüngste, Anna Löffler, kam in fast sieben Minuten Einsatzzeit zu ihren ersten vier Bundesligapunkten. „Gratuliere, gut gemacht“, lobte Nördlingens Basketball-Legende Günter „Jimmy“ Löffler seine Enkelin.

Dabei sah die Angels-Bilanz nach den ersten zweieinhalb Minuten noch ernüchternd aus. 0:6, drei Fouls kassiert, dazu zwei technische Fehler in der Offensive samt Ballverlust. Zunächst lief wenig. Dann traf Brandy Beasley aus der Distanz, Kambach vollendete einen Schnellangriff und Mariam Haslé-Lagemann sowie Nicole Brochlitz verwandelten ihre Dreierversuche (10:11, 5. Minute). Ärgerlich wurde es, als Beasley schon in der siebten Minute ihr drittes Foul kassierte und auf die Bank musste. Sieben Foulpfiffen der Schiedsrichter gegen die Angels standen zu diesem Zeitpunkt  null (!) gegen die Gäste gegenüber. 18:20 war der Spielstand nach den ersten zehn Minuten.

Die ersten fünf Nördlinger Punkte des zweiten Viertels gingen auf das Konto von Roosa Lehtoranta, die ihr Team erstmals in Führung brachte (23:22, 12.). Ein Freiwurf von Erika Davenport und ein Dreier erneut von Lehtoranta bedeuteten das 27:22. Dann traf Enija Viksne zweimal hintereinander zum 31:24 und Gästecoach Patrick Unger reagierte mit seiner ersten Auszeit.

In der Folge ging beim Heimteam in der Offensive ein wenig die Ordnung verloren und die Angels versäumten es, den Vorsprung auszubauen. Dann wurde der Vorsprung doch zweistellig, als Beasley mit zwei Freiwürfen und Schnellangriff nach  Ballgewinn erhöhte (39:29, 19.). 42:33 lautete der Halbzeitstand. Mit 24:13 hatte das Heimteam die zweiten zehn Minuten eindeutig für sich entschieden.

Der dritte Durchgang war geprägt vom verbissenen Versuch der Gäste, den Abstand zu verkürzen. Trotz einigen Leichtsinnsfehlern hatten die Angels meist die richtige Antwort, als dies diesmal eher glücklose Erika Davenport, Kambach mit Freiwürfen und Brochlitz mit einem Dreier trafen. Danny McCray mit ihren ersten Punkten und die erneut starke Viksne mit schönem Zug zum Korb erhöhten sogar auf 57:44 (29.). Schade nur, dass Beasley frühzeitig ihr viertes Foul kassierte und länger auf die Bank musste. Anna Löffler mit ihren ersten Saisonpunkten und Viksne sorgten für den 61:51-Zwischenstand nach 30 Minuten.

Lisa Bertholdt mit einem Dreier aus der Ecke und einer schönen Aktion im Zusammenspiel mit Viksne sorgte für einen guten Start ins letzte Viertel (66:51, 33.). Kambach und die wieder eingewechselte Beasley mit Freiwürfen sowie McCray unter dem Korb sorgten für das 71:55 und als Marburg zwei leichte Chancen vergab, schien die Partie gelaufen (73:55, 35.).  Zwar kamen die Gäste mit fünf Punkten in Serie noch einmal auf 73:60 heran, aber Beasley mit Freiwürfen und Brochlitz mit einem weiteren Dreier machten den Sack zu (78:61, 19.). Anna Löffler mit ihren Punkten drei und vier sorgte für den umjubelten Schlusspunkt zum 80:63.

Und unser lettischer Sportdirektor? Für den lief zwar am Sonntag in Nördlingen alles nach Plan, aber tags zuvor hatte er richtig Pech: Zwei Karten für das Fußball-Bundesligaspiel des FC Bayern München gegen Union Berlin hatte er sich besorgt und dann wurde die Partie wegen des Schnee-Chaos‘ in München abgesagt. Da wird er wohl zum Nachholtermin noch einmal anreisen müssen – und vielleicht auch den Eigner Angels noch einmal Glück bringen.

Eigner Angels: Davenport 6, McCray 4 (9 Rebounds), Brochlitz 9 (3 Dreier), Viksne 13, Lehtoranta 11 (1 Dreier), Haslé-Lagemann 5 (1 Dreier), Bertholdt 7 (1 Dreier/8 Rebounds), Beasley 13, Löffler 4, Kambach 8. Fouls 20, Rebounds 38, Freiwürfe 22/28 (78 Prozent. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 20/40 (50%), Dreier 6/14 (42%).

Bei Marburg am erfolgreichsten: Vanderklugt 19, Byvatov 12 (1 Dreier), Dziuba 12 (2 Dreier). Fouls 23, Rebounds 25, Freiwürfe 12/19 (63%). Wurfquote aus dem Feld: Zweier 18/44 (40%), Dreier 5/22 (22%

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Die „Dinos“ des Basketball-Oberhauses

Die Eigner Angels Nördlingen und der BC Pharmaserv Marburg sind die beiden Vereine mit der längsten Bundesliga-Zugehörigkeit. Am Sonntag treffen sie in der Hermann-Keßler-Halle aufeinander.

Die große Kunst im Leistungssport ist es, über Jahre hinweg konstant gute Leistungen, Kontinuität statt kurzzeitiger Höhenflüge mit häufig tiefen Abstürzen zu zeigen. Zwei, die in der Basketball-Bundesliga der Frauen dafür als Musterbeispiele gelten dürfen, sind die Eigner Angels Nördlingen und der BC Pharmaserv Marburg. Die Nördlingerinnen bestreiten aktuell ihre 16. Saison in Folge im Basketball-Oberhaus, Marburg kommt sogar auf schier unglaubliche 32 Jahre. Am Sonntag (16 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) treffen die beiden „Dinosaurier“ der Toyota DBBL aufeinander.

Es gibt weitere Parallelen der Kontrahenten dieses Spieltags. Beide Teams hatten am Ende der Saison 2022/23 einen erheblichen personellen Aderlass zu verkraften und standen vor einem Neuaufbau. Zu den Marburger Abgängen zählte dabei auch die deutsche Nationalspielerin Marie Bertholdt, ältere Schwester von Angels-Kapitänin Lisa Bertholdt. Sie ging von 2017 bis 2023 für die Hessen auf Korbjagd und wechselte zur neuen Saison zu Alba Berlin, sodass das Schwesterduell zwar an diesem Wochenende ausfällt, aber dann am 17. Dezember in der Bundeshauptstadt stattfinden wird. Weiterverpflichten konnten die Marburger die Leistungsträgerinnen Michaela Vanderklugt (USA) sowie die niederländische Nationalspielerin Esther Fokke, die aktuell auch die erfolgreichsten Werferinnen des Tabellenneunten mit durchschnittlich zweistelligen Punktezahlen sind.

Auch ein Trio mit Angels-Vergangenheit wird am Sonntag im Trikot der Gäste zu sehen sein. Die Luxemburgerin Magaly Meynadier versucht nach der Zwischenstation Saarlouis und langer Verletzungspause  einen Neuanfang, Selma Yesilova spielt seit 2021 für Marburg und Lena Graf zog es zur neuen Saison in die Universitätsstadt, kam bisher allerdings erst in drei Spielen zum Einsatz. Neu im Marburger Team sind zudem US-Pointguard Regan Schenck (bislang 6,6 Punkte im Durchschnitt), die Irin Maura Fitzpatrick (6,3 P.), die aus der 2. Liga Süd (Mainz) kam, die Spanierin Camila Martinez (2,7 P.), die 1,91 Meter große amerikanische Centerin Mary Baskerville (8,0 P., 7,7 R.) und die deutsche Jugendnationalspielerin Marianna Byvatov (7,9 P.), die vom SC Rist Wedel zu den Blue Dolphins stieß. Gecoacht wird die bunte Multi-Kulti-Truppe aus sieben Nationen vom erfahrenen Patrick Unger, der das Team schon von 2013 bis 2020 trainierte und dann nach zwei Jahren Pause 2022 wieder einstieg. Trotz der zahlreichen Veränderungen eine Mannschaft „mit viel Erfahrung, Tradition und Expertise“, urteilt Martin Fürleger, der Sportliche Leiter der Angels, über den Gegner.

Marburg hat nach acht Spieltagen eine Bilanz von drei Siegen und fünf Niederlagen und steht in der Tabelle auf Rang neun, dem ungeliebten Platz, der nicht für die Playoffs reichen würde. Die drei Siege gelangen zum Saisonstart in Göttingen (56:85) sowie in eigener Halle gegen die Gisa Lions MBC (83:58) und zuletzt gegen den Herner TC (70:63). Patrick Unger, in der Vergangenheit auch schon Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, hatte nach dem Neuaufbau seines Teams schon geahnt, dass es „am Anfang sehr holprig werden wird“.  Die Niederlagen in Keltern (56:75), Leverkusen (68:81) sowie in eigener Halle gegen Osnabrück (58:77) und Hannover (52:75) fielen deutlich aus, während die Mannschaft in Berlin an einer Überraschung knapp dran war (70:77). Im Pokal steht Marburg nach einem 79:70-Erfolg in Heidelberg genau wie die Angels im Achtelfinale.

Im Vorjahr gewannen die Angels, aktuell Tabellenfünfter mit ausgeglichener Bilanz, beide Partien gegen den langjährigen Rivalen: in Marburg knapp mit 71:67, in eigener Halle mit 63:58.  Einzige Nördlinger Akteurin, die damals mitwirkte und auch in dieser Saison im Kader steht, war Mariam Haslé-Lagemann. Die sonstige Abwehrspezialistin überzeugte am vergangenen Sonntag mit einer überraschend starken Angriffsleistung in Keltern, ohne die letztlich zu hoch ausgefallene 72:90-Niederlage verhindern zu können. In einem zu erwartenden knappen Match gegen die sehr ausgeglichenen Marburgerinnen könnten solche „Kleinigkeiten“ den Ausschlag geben, glaubt auch Martin Fürleger: „Ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel gegen ein Team, das über Intensität und Aggressivität sein Spiel aufziehen möchte. Hier gilt es vorbereitet zu sein und von Beginn an dagegen zu halten.“ Trotz allen Respekts sei das Spiel gegen Marburg, gerade zu Hause, ein Pflichtsieg, um die Saisonziele zu erreichen, so der Angels-Sportchef abschließend.

Text: Robert Milde
Bild: Jochen Aumann

Die Eigner Angels halten beim Deutschen Meister in Keltern lange gut mit – Niederlage mit 70:92 allerdings zu hoch

Erst im Schlussviertel gehen den Nördlingerinnen Wurfglück und Kraft aus – Mariam Haslé–Lagemann glänzt dieses Mal besonders in der Offensive

Die Eigner Angels aus Nördlingen unterlagen am 8. Spieltag der 1. Frauenbasketball-Bundesliga beim amtierenden Deutschen Meister aus Keltern deutlich mit 90:72 (Halbzeit 40:41). Der Sieg der Eurocup erfahrenen Gastgeberinnen fiel etwas zu hoch aus, für die Rieserinnen wäre ein knapperes Ergebnis durchaus verdient gewesen. Eine hohe Fehlwurfquote im letzten Viertel, es trafen nur vier von 14 Versuchen, und die Routine des ungeschlagenen Tabellenführers um die deutsche Nationalspielerin Alexandra Wilke ließen den Nördlinger Anhang nur eine Halbzeit von einer Überraschung träumen. Da nämlich lagen die Rieserinnen nur mit 41:42 zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt überzeugte vor allem Verteidigungsspezialistin Mariam Haslé-Lagemann mit einer engagierten Leistung in der Offensive (10 Punkte).

Wie so oft im Verlauf der bisherigen Saison, war Brandy Beasly die Schnellstarterin im Nördlinger Spiel. Mit einem Dreier nach 40 Sekunden eröffnete sie das Spiel, musste dann aber über zwei Minuten auf ihre nächsten Punkte warten. Da verkürzte das Nördlinger US-Girl auf 5:10. Bis kurz vor Viertelende passierte wenig Spektakuläres, bis dann Nördlingens Kapitänin Lisa Bertholdt mit einem Dreier zum 13:10 verkürzte. Plötzlich lief die Angriffsmaschinerie wie geschmiert. Die Gäste konnten sich immer wieder schön in Szene setzen und trafen gute Entscheidungen. Die Kelternerinnen kamen ins Schwimmen. Enija Viksne, Brandy Beasley und letztendlich Nicole Brochlitz mit einem ihrer vier erfolgreichen Dreier warfen die Angels in der achten Minute mit 17:15 in Führung. Das alles, während Nördlingens Topscorerin Erika Davenport auf der Bank saß. Doch Keltern wäre nicht der Deutsche Meister, wenn sie sich aus der Ruhe bringen ließen. So gingen die Rutronik Stars mit einer knappen 23:21-Führung in die erste Viertelpause. In das Folgeviertel starteten die Eigner Angels mit einem 5:0-Lauf und holten sich ihrerseits die Führung. Erst nach knapp drei Minuten gelangen den Gastgeberinnen durch zwei Freiwürfe die ersten Punkte (24:26). Die wiederum waren der Start für einen kurzen Run der Stars, die jetzt selbst mit einem 7:0 – Lauf konterten. Das Spiel wurde nun hektisch, zahlreiche Ballverluste auf beiden Seiten ließen keinen rechten Spielfluss aufkommen. Da beide Mannschaften aber viel Energie in die Verteidigungsarbeit steckten, konnte sich auch bis zum Halbzeitpfiff kein Team absetzen.

Mit 42:41 ging es zum Pausentee und auf Nördlinger Seite konnte man mit der bisherigen Performance zufrieden sein. Die Angels starteten gut in die zweite Hälfte und sorgten sofort nach Beginn für den nächsten Führungswechsel. Doch dann war erneut Ladehemmung, die erst durch die einzigen beiden Punkte in Halbzeit zwei von Haslé-Lagemann gelöst wurde (24. Min, 50:46). Das Spiel wurde nun noch intensiver geführt. Kleine Fehler, meistens nun auf der Nördlinger Seite, führten zum Erfolg. So hieß es 61:48 knapp drei Minuten vor Ende des dritten Viertels und man glaubte, dass die Messe nun gelesen sei. Wie aus dem Nichts meldeten sich dann aber die Nördlingerinnen wieder zurück. Zwar ging der Deutsche Meister mit einem 65:56-Vorsprung ins letzte Viertel, doch eine Viertelpause und drei Minuten später stand es plötzlich nur noch 67:65 (34. Minute). Die Nördlingerinnen hatten sich zurück ins Spiel gebracht. Und dabei wohl auch verausgabt. Zweieinhalb lange Minuten gelang aus Nördlinger Sicht gar nichts mehr, bis zum Spielende dann nur noch magere sieben Punkte. Der Deutsche Meister spielte nun fehlerlos und zog Punkt um Punkt davon. Am Ende hieß es 90:72, eine Überraschung aus Nördlinger Sicht blieb aus. Am kommenden Sonntag kommt der Tabellenachte aus Marburg in die Hermann-Keßler-Halle. Mit den guten gezeigten Leistungen aus dem Osnabrück-Spiel und von gestern steht einem spannenden Spiel nichts im Wege.

Davenport 15 (1 Dreier), McCray 9, Brochlitz 16 (4 Dreier), Viksne 4, Lehtoranta, Hasle-Lagemann 12, Bertholdt 6 (1), Beasley 9 (1), Kambach 1.

Text: Thomas Lambertz
Bild: Jochen Aumann

Tiefenentspannt zum Deutschen Meister nach Keltern

Die Eigner Angels aus Nördlingen sind mit vier Siegen aus sieben Spielen in der 1. Frauenbasketballbundesliga im Soll – Frustbewältigung bei einem Eurocupteilnehmer

Nördlingen. Knapp ein Jahr ist es her, dass den Frauen der Eigner Angels aus Nördlingen gegen den sonntäglichen Gegner, den Rutronik Stars Keltern, ein „big win“ gelang. Schillernde Spielerpersönlichkeiten wie Sami Hill (jetzt in Spanien), Anissa Pounds (jetzt Halle) oder Elina Koskimies (jetzt in Keltern) rangen dem letztjährigen Deutschen Meister aus Keltern in der heimischen Hermann-Keßler-Halle nach einem spektakulären Spiel mit einem 71:69-Sieg nieder. Zeitzeugen erinnern sich an den Freudenjubel des Teams und des damaligen Angels-Trainers Tony Imreh und seinen Sprint quer durch die Halle. Ein Sieg gegen den amtierenden Deutschen Meister war ein großer Sieg, eben ein „big win“. Ein Sieg gegen den Titelverteidiger Keltern, zumal in dessen Halle, wäre sicherlich ein Coup, der letzte Spielzeit nur den Rheinland Lions gelang. Bekanntlich fand das Rückspiel nicht mehr statt, da die Rheinländer einen Insolvenzantrag stellen mussten und nicht mehr am Spielbetrieb der 1. Frauenbasketballbundesliga teilnehmen durften. Mittlerweile hat sich einiges geändert.  Sowohl beim bisher ungeschlagenen Titelverteidiger aus dem Enzkreis wie auch bei den Rieserinnen aus Nördlingen blieb nach der letzten Saison kaum ein Stein auf dem anderen. Während man allerdings beim Tabellenführer Erfahrungen hat mit dem Betätigen des internationalen Spielerkarussels hat,  ist man in Nördlingen eher auf Kontinuität und möglichst nationale Regionalität bedacht. Doch auch die kommt an ihre Grenzen, sodass man sich im Ries ebenfalls ein fast komplett neues Team zusammenstellen musste. Heraus kam ein erfrischender Mix aus internationalen und nationalen Persönlichkeiten, die in das Eigner-Dress schlüpften. Darin gaben sie bisher auch eine gute Figur ab. Zwei knappe Niederlagen (darunter eine mehr als unglückliche letzte Woche gegen Osnabrück) und eine doch deutliche gegen Herne lassen das Team um Neu-Coach Matiss Rozlapa auf einem vierten Tabellenplatz verweilen. Nach sieben Spieltagen ist dies ein Erfolg für Mannschaft und Verantwortliche. Dazu stellt man mit Erika Davenport, Nicole Brochlitz, Brandy Beasley und Dany McCray Spitzenpersonal, die dem Ligabetrieb mit überdurchschnittlichen

 Leistungen bereichern. Diese Topleistungen im Ries hat man natürlich auch in Keltern registriert. Dort sind als Neuzugänge unter anderem die beiden Ex-Nördlingerinnen Elina Koskimies und Johanna Klug zu finden, auch wenn diese nicht mehr die tragenden Rollen spielen wie dies im Angelsdress der Fall war. Insgesamt zehn neue Spielerinnen wollen mit Ugandas neuem und Kelterns alten Trainer, Goran Lojo, die Meisterschaft ein zweites Mal in Folge verteidigen. Dabei geblieben sind die Alexandra Wilke, deutsche Nationalspielerin und die Kanadierin Alexandria Kiss-Rusk, eine Spielerin, die mit ihren 1,94cm Spiele entscheiden kann. Der Verschleiß an Spielerinnen beim Deutschen Meister und Eurocup-Teilnehmer (Keltern schied in der Vorrunde aus) ist hoch, und so musste man mit der Lettin Ketija Vihmane und der US-Bosnierin Courtney Hurt zwei Nachverpflichtungen tätigen.

Die Nördlingerinnen hatten eine Woche Zeit, das verlorene Spiel gegen Osnabrück zu verarbeiten. Pech und eigene Fehler verhinderten einen Sieg, die umstrittenen getroffenen Schiedsrichterentscheidungen, in der Nachbetrachtung keine Fehlentscheidungen, waren es nicht. Es liegt nun an Coach Rozlapa, das Team um Kapitänin Lisa Bertholdt mental wieder aufzurichten. Das Spiel gegen Keltern kommt da gerade recht, kann man sich doch hier ohne Druck den Frust von der Seele spielen. Einen „big win“ dürfen die Angels aber trotzdem im Hinterkopf haben. Spielbeginn ist um 16.00Uhr, live im Stream zu verfolgen.

Text: Thomas Lambertz
Bild: Jochen Aumann

In der Schlussphase nicht clever genug

In einem spannenden Match unterliegen die Eigner Angels dem Angstgegner Osnabrück mit 70:71 (35:35). In den entscheidenden Momenten unterlaufen den Nördlinger Korbjägerinnen zu viele Fehler.

Einen guten Trainer zeichnet aus, nach Rückschlägen schnell wieder nach vorne zu schauen und nicht über Kleinigkeiten zu lamentieren. Kleinigkeiten, zu denen fraglos auch ein paar umstrittene Schiedsrichterentscheidungen zählten, hatten bei der 70:71 (29:23, 6:12, 17:17, 18:19)-Heimniederlage der Eigner Angels Nördlingen gegen Angstgegner GiroLive Panthers Osnabrück den Ausschlag gegeben, aber Angels-Chefcoach Matiss Rozlapa wollte in seiner Spielanalyse nur das große Ganze hervorheben: „Für uns war es eine gute Lektion, wie man ein hartes und intensives Spiel erfolgreich zu Ende bringt. Das unterscheidet eine erfahrene Mannschaft wie Osnabrück von meinem Team, das noch lernen muss.“

Über 500 Zuschauer sahen in der Hermann-Keßler-Halle ein gutes Bundesligaspiel mit einem überragenden ersten Viertel und einer verbissenen zweiten Halbzeit, die vor allem von der Spannung lebte. 16 Mal wechselte die Führung, 14 Mal stand die Partie unentschieden. Spielentscheidend waren letztlich 13 Nördlinger Ballverluste, die großteils nicht durch die Osnabrücker Verteidigung erzwungen wurden, darunter ein Einwurf ins Aus 16 Sekunden vor Schluss nach vorheriger Auszeit. „In solchen Situationen ist meine Mannschaft einfach noch nicht clever genug“, befand Rozlapa.

Es war zu Beginn das Duell der beiden statistisch effektivsten Spielerinnen der Liga, Osnabrücks Nationalspielerin Frieda Bühner, und US-Girl Erika Davenport von den Angels. Bühner erzielte sechs der ersten acht Gästepunkte, kurz danach führten die Niedersachsen mit 12:5. Dann kam die Angels-Angriffsmaschine in Schwung: Brandy Beasley, Nicole Brochlitz und Lisa Bertholdt trafen ihre Dreier und erneut Beasley sorgte nach einem Steal für die erste Führung des Heimteams (15:14). Da beide Teams nun hochprozentig trafen, wurde es in der Folge ein punktereiches erstes Viertel auf Augenhöhe (19:19, 7. Min.). 27:21 lautete die erste deutlichere Führung der Angels, als Roosa Lehtoranta bei ihrem bislang besten Spiel nach Foul beim Dreierversuch alle Freiwürfe verwandelte und Davenport aus der Halbdistanz traf (9.). Es passte zu diesem phasenweise hochklassigen ersten Durchgang, dass Enija Viksne mit der Schlusssirene zum 29:23 traf. 52 Punkte in einem Viertel – das hat die Hermann-Keßler-Halle noch nicht oft gesehen. Die Gäste hatten dabei 70 Prozent ihrer Wurfversuche verwandelt, die Angels rund 60, erstklassige Trefferquoten.

So konnte es natürlich nicht weitergehen, zumal im zweiten Viertel beide Mannschaften ihre Defensivbemühungen intensivierten. Die Partie wurde nun deutlich verbissener und vier Minuten lang gelang den Nördlingerinnen nur ein Pünktchen, dem Gästeteam allerdings auch nur vier (30:27). Viksne brach den Bann mit dem ersten Angels-Feldkorb im zweiten Viertel, dann traf Bühner dreimal hintereinander (32:31, 17.). Je ein Dreier auf beiden Seiten (bei den Angels traf Lehtoranta, bei Osnabrück die Portugiesin Costa) bedeuteten den 35:35-Halbzeitstand. Ein McCray-Korb in allerletzter Sekunde wurde von den Schiedsrichtern zuerst anerkannt, dann aber wieder annulliert.

Auch im dritten Viertel brauchte Nördlingen zwei Minuten bis zu den ersten Punkten, als Leonie Kambach unter dem Korb traf. Beasley und Davenport waren zum 41:41 erfolgreich (24.), Letztere sorgte mit neun Punkten in Folge für das 48:45 (26.). Als die Gäste auf Zonenverteidigung umstellten, taten sich die Angels einige Zeit schwer, dagegen das richtige Rezept zu finden und Headcoach Matiss Rozlappa versuchte mit einer Auszeit die Stellschrauben neu zu justieren. Drei Osnabrücker Freiwürfe bedeuteten das 50:50 (29.). Mit 52:52 ging es in den Schlussdurchgang.

Osnabrück eröffnete mit einem Dreier das letzte Viertel, McCray und Davenport konterten unter dem Korb (56:55,33.). Spätestens jetzt wurde um jeden Korb verbissen gerungen. Hasle-Lagemann, Bertholdt und McCray mit einem schweren Halbdistanzwurf trafen zum 62:60, Bühner glich mit ihrem erst zweiten Korb in der zweiten Hälfte aus (62:62, 38.). Wichtig war ein Dreier von Brochlitz aus der Ecke zum 65:64. Bühners Korb zum 65:66 ging ein von den Referees nicht erkannter grober Schrittfehler voraus, dann traf Beasley zum 67:66. 30 Sekunden vor Schluss war Osnabrücks US-Centerin Smith zum 67:68 erfolgreich. 17 Sekunden waren noch auf der Spieluhr, als Rozlapa den finalen Angriff  in seiner letzten Auszeit taktisch durchzuspielen versuchte, aber sein Team passte den Ball ins Aus. Zu allem Überfluss kassierte Erika Davenport zuerst ein technisches und dann auch noch ein persönliches Foul, sodass die Amerikanerin mit fünf Fouls auf die Bank musste. Letztere Entscheidung waren durchaus diskutabel, die Zuschauer-Seele kochte. Aber es half nichts: Mit Freiwürfen erhöhte Osnabrück auf 71:67, sodass der letzte Verzweiflungsdreier von Brandy Beasley nur noch das 70:71 bedeutete.

Das Osnabrück-Trauma, das man an diesem Sonntag endlich beenden wollte, geht also weiter. Zumindest waren die Angels diesmal so nah dran wie noch nie.

Angels Davenport 15, McCray 7, Brochlitz 6 (2 Dreier), Viksne 8, Lehtoranta 8 (1), Hasle-Lagemann 4, Bertholdt 5 (1), Beasley 15 (2), Löffler (nicht eingesetzt), Kambach 2. Wurfquote Zweier: 20/44 (45%). Dreier: 6/18 (33%). Freiwürfe 12/15 (80%), Fouls 20, Rebounds 29, Turnover 13.

Die Besten bei Osnabrück: Bühner 22 (12 Rebounds), Costa 12 (2 Dreier), Smith 12, Glantz 10, Tarkovicova 9 (1). Wurfquote Zweier: 24/46 (52%). Dreier: 4/14 (28%). Freiwürfe 11/15 (73%), Fouls 14, Rebounds 32, Turnover 19.

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Keine Angst vor dem Angstgegner

Im Vorjahr waren die GiroLive-Panthers Osnabrück gleich sechsmal ein äußerst unangenehmer Kontrahent für die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels. Doch diesmal scheinen die Vorzeichen anders.

In der Basketball-Bundesliga der Frauen dauert eine komplette Saison inklusive Vorbereitung rund sieben Monate, für die am Ende erfolgreichsten Teams noch ein paar Wochen länger. In der vergangenen Spielzeit sind in diesen sieben Monaten die Eigner Angels Nördlingen und die GiroLive Panthers Osnabrück insgesamt sechsmal aufeinandergetroffen, fünfmal davon verließen die Niedersachsen das Parkett als Sieger. Es ist also nicht unbedingt der Lieblingsgegner der Rieser Korbjägerinnen, der am Sonntag (Spielbeginn wie gewohnt 16 Uhr) erneut in der Hermann-Keßler-Halle aufkreuzt.

Und doch sind die Vorzeichen womöglich andere als zwischen September 2022 und März 2023, als die sechs Begegnungen aus Nördlinger Sicht 61:66 (Angels-Cup), 60:69, 57:61 (Pokal-Achtelfinale), 69:54 (der einzige Angels-Sieg am 8. Januar 2023 in Osnabrück) sowie in der ersten Playoff-Runde 60:63 und 65:75 endeten. Beide Teams sind stark verändert in die Saison 2023/24 gegangen, wobei sich das Personalkarussell bei den Angels noch deutlich schneller gedreht hat: Praktisch das komplette Team samt Headcoach ist neu und einzig Mariam Haslé-Lagemann sowie die neue Co-Trainerin Olena Vasylenko könnten noch Erinnerungen an das Osnabrück-Trauma beisteuern. Was sie aber wohl tunlichst vermeiden werden.

Apropos Co-Trainerin: Weil Angels-Headcoach Matiss Rozlapa in der Länderspielpause Verpflichtungen als Co-Trainer der lettischen Frauen-Nationalmannschaft hatte (und mit seinem Team beim Top-Favoriten Frankreich mit 49:71 unterlag), leitete Vasylenko nach dem erfolgreichen Freiburg-Spiel die Übungseinheiten, die überwiegend individueller Natur waren. Wurf- und Konditionstraining bildeten den Schwerpunkt, erst am Dienstag dieser Woche begann der Headcoach mit der intensiven taktischen Vorbereitung auf das kommende Heimspiel. Rozlapa: „Eine kleine Pause war jetzt auch dringend notwendig, denn das erste Saisonviertel war doch ziemlich intensiv.“

Die GiroLive Panthers hatten an den ersten sechs Spieltagen gleich vier Heimspiele, von denen sie aber drei – allesamt knapp – verloren. Das 75:79 gegen Meister Keltern darf als achtbar gelten, die Niederlagen gegen Freiburg (84:87) und vor allem zuletzt gegen Halle (60:62) waren hingegen sicherlich nicht eingeplant. Überzeugend waren der bislang einzige Heimsieg gegen Göttingen (88:59) sowie die Auswärtsauftritte in Marburg (58:77) und Leverkusen (49:69). Unter dem Strich steht nach dem sechsten Spieltag mit ausgeglichener Bilanz Rang acht – bislang zu wenig für die gestiegenen Ansprüche des Pokal-Zweiten und Meisterschafts-Dritten der vergangenen Saison.

Dreh- und Angelpunkt des Osnabrücker Teams um das Trainer-Ehepaar Sasa und Milica Cuic ist das 19-jährige deutsche Ausnahmetalent Frieda Bühner, das die Bundesliga-Statistik in einer der aussagekräftigsten Kategorien anführt: Sie ist mit einigem Abstand die effektivste Spielerin der DBBL, gefolgt übrigens von der Nördlinger US-Centerin Erika Davenport. Bühners Teamkollegin in der deutschen U19- und U20-Nationalmannschaft, die bislang ebenfalls überzeugende Angels-Aufbauspielerin Nicole Brochlitz, hält große Stücke auf Osnabrücks Beste: „Frieda ist der Motor des Teams mit viel Verantwortung und Spielzeit. Sie kennt ihre Stärken und weiß, wie sie ihrer Mannschaft helfen kann, vor allem unter dem Korb.“  Bühner bestritt zusammen mit Brochlitz im vergangenen Sommer die-U19-Weltmeisterschaft in Spanien (10. Platz) und die U20-B-Europameisterschaft in Rumänien (2.). Bei der EM wurde die Osnabrückerin als wertvollste Spielerin des Turniers (MVP) ausgezeichnet. Zuletzt wurde sie erstmals in den Kader der deutschen A-Nationalmannschaft berufen, kam aber in den Spielen gegen Tschechien und Italien nicht zum Einsatz.

Neben der überragenden Bühner (bislang 21 Punkte und 7,2 Rebounds im Durchschnitt) verfügen die Niedersachsen über ein allem Anschein nach erneut sehr ausgeglichenes, internationales Team unter anderem mit den gut integrierten Neuzugängen Brittney Smith (USA, 10,5 P.), Kamilla Ogun (Russland, 9,7), Elsa Glantz (Schweden, 8,3) und Simone Costa (Portugal, 8,0).

Ein echter Härtetest also für ein voraussichtlich komplettes Angels-Team, von dem sich Coach Matiss Rozlapa erhofft, dass es an die gute Leistung in Freiburg anknüpfen kann. Der Trainer: „Natürlich hatten wir in Freiburg nicht nur gute Phasen, aber aus den schwachen Abschnitten haben wir uns schnell wieder herausgearbeitet.“

Es wäre eine gute Basis, um die bislang überzeugende Bilanz des neuformierten Teams – aktuell auf Tabellenplatz drei mit 8:4 Punkten – sogar noch auszubauen. Und das vermeintliche Osnabrück-Trauma zu beenden.

Text: Robert Milde
Bild: Jochen Aumann

Angels fliegen zu hoch für die Eisvögel aus dem Breisgau

EIGNER Angels gewinnen bei den Eisvögeln Freiburg ein erwartet umkämpftes, aber stets faires Spiel mit 87 zu 71 (20:15, 20:22, 13:25, 22:21) und bleiben damit Keltern-Jäger Nummer 1.

Matiss Rozlapa schickte Erika Davenport, Nicole Brochlitz, Mariam Haslé-Lagemann, Brandi Beasley und Leonie Kambach als Starting Five aufs Feld. Auf den Punkt hellwach agierte man sehr konzentriert und führte nach gut vier Minuten mit 13:5. Brandi Beasley war von den Gastgeberinnen nicht zu stoppen hatte zu diesem frühen Zeitpunkt bereits neun Punkte auf dem Konto. Zu löchrig war die Freiburger Defense, zu einfach konnten die Nördlinger Spielerinnen zum Korb ziehen oder unbedrängt vom Zonenrand werfen. Das wollte sich Meistercoach Harald Janson nicht länger ansehen und rief zur ersten Auszeit, die Wirkung zeigte: Freiburg wurde nun wesentlich körperlicher und packte beherzt und unbeschwert an den Arm und konnte zur Viertelpause auf 15:20 verkürzen.

Die Angels hatten offenbar ihre Probleme gegen das aggressive Doppeln der Eisvögel und konnten inzwischen nicht mehr so souverän das Spiel bestimmen. Nach dem dritten And-One rückte Freiburg den Nördlinger Engeln so richtig auf die Pelle und verkürzten auf 22:25, Mitte des zweiten Viertels übernahmen sie sogar die Führung und heizten somit die gewohnt vollgepackte Unihalle auf. Coach Matiss Rozlapa reagierte folgerichtig und rief seine Spielerinnen zu einer Auszeit auf die Bank. Seine klaren Worte kamen offenbar an, riss man sich nun wieder zusammen und stabilisierte das Spiel, sodass man mit einem 40:37 aus Nördlinger Sicht in die Kabinen ging.

Nachdem die erste Halbzeit recht umkämpft und auf Augenhöhe war, zeigte sich den zahlreichen Zuschauern dann im zweiten Durchgang ein gänzlich anderes Bild: Die Angels kamen aus der Pause wie die Feuerwehr, hellwach, provozierten zahlreiche Freiburger Turnovers und zogen auf 51:39 davon. Nicole Brochlitz war dabei zusammen mit Brandi Beasley dabei unaufhörlicher Motor des Spiels. Enija Viksne beeindruckte mit zielgenauen Pässen über das halbe Spielfeld und die Nördlinger zweite Garde wurde nun ebenso in Szene gesetzt, sodass sich Freiburger Coach Harald Janson beim 39:53 zu einer Auszeit gezwungen sah. Zu harmlos waren seine Spielerinnen wieder in der Defense, zu ungefährlich in der Offense. Doch 20 Sekunden später folgte direkt die zweite Auszeit, nachdem Roosa Lehtoranta mit dem „Assist des Spiels“ über den Kopf zu Lisa Bertholdt verlängerte, die ihrerseits mit einem lupenreinen Dreier einen 16:2-Lauf markierte. Nach einer zwischenzeitlichen 21 Punkte-Führung, bei der man den geschätzten Freiburger Basketball regelrecht an die Wand spielte, ließ man auf Nördlinger Seite die Zügel etwas lockerer, was zum 65:50 Viertelergebnis führte.

Einzig Veteranin Mirna Paunovic hielt mit ihrer unermüdlichen Ackerei unter dem Korb die Eisvögel im Spiel. Nördlingen auf der Gegenseite setze voll auf seine Jungen und hielt stets das Heft in der Hand. Auch die mitgereiste Anna Löffler bekam ihre ersten Minuten und zeigte direkt eine ordentliche Leistung. Zwar konnte Freiburg nochmals auf elf Punkte verkürzen, doch nie hatte man das Gefühl, dass das Spiel nochmal eng werden würde. Nach einem dritten „Swish-Dreier“ von Lisa Bertholdt war das Spiel gelaufen und die Fäuste der mitgereisten Nördlinger Fans zeigten gen Spielstandsanzeige, von der ein 71:87 herunterleuchtete.

„Das war ein toller Teamerfolg mit einem verdienten Sieg für uns!“, lautet die einstimmige Meinung im Nördlinger Lager und so geht man mit breiter Brust und einem guten Gefühl in die FIBA-Pause und dann in das nächste Heimspiel gegen die Panthers aus Osnabrück, mit denen man nicht nur eins, sondern mindestens fünf Hühnchen zu rupfen hat.

Für die Eigner Angels spielten: Erika Davenport (9 Punkte), Danielle McCray (10), Nicole Brochlitz (13) Enija Viksne (12), Roosa Lehtoranta (6), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (13), Brandi Beasley (22), Anna Löffler (0), Leonie Kambach (0)

Bei den Eisvögeln Freiburg fielen auf: Cheah Rael-Whitsitt (16), Mirna Paunovic (10), Zakiyah Winfield (9)

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Von Reisen ins Badische – Teil I

Eigner Angels reisen am Samstag erstmals in dieser Saison gen Süden und treffen im „Unidome“ auf den Tabellennachbarn und geschätzten Konkurrenten aus Freiburg im Breisgau.

Ein knappes Viertel der Hauptrunde in der 1. Damen Basketballbundesliga ist gespielt, da sieht der Spielplan einen kuriosen Spieltag vor: Alle Spiele am kommenden Wochenende werden von den jeweiligen Tabellennachbarn ausgetragen und so treffen die EIGNER Angels aus Nördlingen eben auf einen ihrer direkten Konkurrenten, die Eisvögel aus Freiburg, Platz drei gegen Platz vier, tolle Basketballatmosphäre gegen viel Potenzial, weiße Trikots gegen dunkle, Baden gegen Schwaben.

Ein Blick in die Historie enthüllt vergangene Aufeinandertreffen auf Top-Niveau und eine recht ausgeglichene Bilanz. Aus Nördlinger Sicht erinnert man sich natürlich gerne an den Pokaleinstand aus der letzten Saison, als Ex-Angel Anissa Pounds buchstäblich in letzter Sekunde ein Vierpunktspiel zum Sieg vollbrachte. Doch seitdem ist viel passiert – sowohl bei den Angels als aber auch bei den Eisvögeln: Meistercoach Harald Janson ist an die Seitenlinie zurückgekehrt und beerbt sein Erbe Victor Herbosa, der nach langjähriger Arbeit in Freiburg nach Spanien heimgekehrt ist. Ungefähr genauso lange, wie Harald Janson bei den Eisvögeln ist, verbringt auch Mirna Paunović ihre Karriere dort. Die inzwischen 47-Jährige ist nicht mehr aus der Stadt an der Dreisam wegzudenken und schon fast das Gesicht des Vereins. Sie wird auf den großen Positionen unterstützt von der Tschechin Karla Gergelova, der Amerikanerin Cheah Rael-Whitsitt, die für die verletzte Japanerin Rika Tanimura nachverpflichtet wurde und Emilly Kapitza, deren Geschichte mit Nördlingen lieber nicht ausgeführt wird. Außerdem gehören Zakiyah Winfield und Christa Reed, die in ihre dritte Saison im Breisgau geht, zum ausländischen Quin-/Sextett der Gastgeberinnen. Sie ergänzt eine ganze Reihe an hochtalentierten deutschen (Nachwuchs-)Spielerinnen, die die Eisvögel im Gesamtpaket zu einem gefährlichen, aber basketballerisch attraktiven Gegner machen.

So mussten sich die Deutschen Meisterinnen aus 2022 lediglich gegen den bisher ungeschlagenen Tabellenführer und aktuellen Deutschen Meister aus Keltern und vergangenes Wochenende gegen die Zweitplatzierten von ALBA Berlin geschlagen geben, wobei man dort in einer gut gefüllten Sömmeringhalle eine Halbzeit lang gut mitgehalten hat. Punktegaranten sind das amerikanische Trio aus Rael-Whitsitt (12 Punkte pro Spiel), Winfield (13) und Reed (11), die von ihren Teamkameradinnen gut unterstützt werden. „Teamwork“ ist das Stichwort beim Freiburger Basketball – nicht nur im zwölfköpfigen Team, sondern auch auf den Zuschauerrängen. Die Unihalle hat zwar nicht die größte Kapazität, aber dafür das lauteste Publikum, das jedes Spiel zu einem mit PlayOff-Charakter werden lässt. Davon sollte sich die Mannschaft rund um Matiss Rozlapa aber nicht einschüchtern lassen, schließlich hat man eine – typisch Nördlingen – Granaten-Starting-Five mit der effektivsten Spielerin und der besten Dreierschützin der Liga. Wenn Coach Rozlapa es schafft, alle seine Spielerinnen gut in Szene zu setzen und auch die neu verpflichtete Roosa Lehtoranta langsam an ihre gewohnten Leistungen anknüpfen kann, können sich die zahlreichen Zuschauer wieder auf ein spannendes und äußerst hochklassiges Match in der zweitschönsten Stadt Deutschlands freuen, bevor es dann in die kurze FIBA-Pause geht.

Der Hochball ist in der Freiburger Unihalle am Samstagabend um 18:00 Uhr und kann mitsamt dem Spiel live und kostenlos auf sporttotal.tv verfolgt werden. Reinschauen ist ein Muss!

Auf geht’s, Nördlingen!

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

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