Autor: Angels Redaktion

In der Crunchtime gehen den Angels die Körner aus

Drei Viertel lang ist das „Endspiel um Platz vier“ gegen die GISA LIONS MBC völlig ausgeglichen, dann übernehmen die Gäste das Kommando und siegen noch klar.

Die letzte Aktion des dritten Viertels verhieß schon nichts Gutes: 52:51 führten zu diesem Zeitpunkt die Eigner Angels Nördlingen im so apostrophierten „Endspiel um Platz vier“ gegen die GISA LIONS MBC, zehn Sekunden waren noch zu spielen und das Heimteam hatte Einwurf unter dem eigenen Korb. Doch gleich zweimal verdaddelten die Nördlingerinnen den Ball in der eigenen Hälfte und ermöglichten den Gästen den finalen „Buzzerbeater“, den Halles starke US-Centerin Courtney Warley (am Ende 15 Punkte und 12 Rebounds) per Dreier (!) zum 52:54 dankbar annahm. Statt mit Rückenwind ging es mit Frust in den Schlussdurchgang, der dann zum Desaster für die von knapp 600 Zuschauern lautstark unterstützten Angels werden sollte.

Bis dahin hatten sich der heimische Tabellenvierte und sein unmittelbarer Verfolger ein temporeiches Duell auf hohem Niveau geliefert, bei dem sich die Kontrahenten auch in der Statistik nur um Nuancen unterschieden. Am ehesten bei der Dreierquote, wo die Löwinnen am Ende einen Spitzenwert von 50 Prozent (10 von 20) gegenüber mageren 23 Prozent (7 von 30) der Eigner Angels vorweisen konnten. 17:20, 17:14 und 18:20 endeten die ersten drei Viertel, zwölfmal stand es Unentschieden, 14-mal wechselte die Führung.

Warum die Nördlingerinnen im Schlussdurchgang völlig die spielerische Linie verloren und auch in der bis dahin guten Defensive sträflich nachlässig wurden, wird Trainer Matiss Rozlapa in der bevorstehenden Trainingswoche mit seinen Schützlingen aufarbeiten müssen. Nur kurz hielten die Angels den abgezockten Gästen noch stand (57:54, 32. Min.), ehe die Löwinnen mit einem 13:0-Run innerhalb von vier Minuten für die Vorentscheidung sorgten (57:67, 36.). Nördlingen blieb nur die Hoffnung, wenigstens den direkten Vergleich noch für sich zu entscheiden (61:69 beim Hinspiel in Halle), um im Falle eines Heimsieges von Hannover gegen Osnabrück den vierten Platz zu behalten, aber auch die zerschlug sich. Während die Angels nur noch durch Einzelaktionen (u.a. Dreier von Lehtoranta und Brochlitz) Erfolg hatten, spielten die Gäste ihre Angriffe clever zu Ende und kamen zu vielen einfachen Punkten. Als der letzte Dreierversuch von Nördlingens Brandy Beasley hinten an den Ring knallte, war die enttäuschende, aber verdiente 69:81-Niederlage perfekt und der vierte Platz dahin.

Zweistellig punkteten bei den Eigner Angels Nicole Brochlitz (16), Erika Davenport (15/dazu 11 Rebounds) und Roosa Lehtoranta (11), bei den Gästen ragten in Abwesenheit der verletzten deutschen Nationalspielerin Emma Stach Taylor Robertson (21, 4/8 Dreier), Courtney Warley (15, Effektivität 30!), Kapitänin Laura Schinkel (15) und Ex-Angel Anissa Pounds (10) heraus.

Neu gemischt werden die Karten nach dem Pokal-TopFour in Saarlouis ab dem Freitag, 22.März, wenn Löwinnen und Engel im Playoff-Viertelfinale nach dem Modus „Best of Five“ erneut aufeinandertreffen. Die weiteren Termine sind am Sonntag, 24. März (wie auch am 22.3. bei den Lions), am Donnerstag, 28. März (in Nördlingen), sowie nötigenfalls am Karsamstag, 30. März (noch einmal Nördlingen), und Ostermontag, 1. April (Halle).

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Echtes Kopf-an-Kopf-Rennen beim Endspiel um den vierten Tabellenplatz

Die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels Nördlingen treffen im letzten Spiel der Hauptrunde auf ihren direkten Verfolger Halle. Wenn sie gewinnen, ist Rang vier sicher.

Die Generalprobe für das Pokal-Finalturnier und die dann folgenden Playoffs könnte für die Bundesliga-Korbjägerinnen der Eigner Angels Nördlingen interessanter kaum sein: Wenn am Samstag alle Begegnungen des letzten Hauptrundenspieltags der Toyota-Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) gleichzeitig um 19 Uhr angepfiffen werden, denn geht es in fünf der sechs Partien noch um wichtige Entscheidungen. In Berlin beispielsweise gegen den amtierenden Meister Keltern um den prestigeträchtigen ersten Platz nach der Hauptrunde, in Nördlingen im direkten Duell gegen Verfolger GISA LIONS MBC aus Halle um den wichtigen vierten Rang, der den günstigeren Spielplan in der ersten Playoff-Runde bedeuten würde. Quasi ein „Endspiel“ also und eine gute Gelegenheit für die Eigner Angels und ihr treues Publikum, in den Playoff-Modus umzuschalten.

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag der DBBL ist knifflig. In den Kampf um Rang vier sind nämlich auch noch die GiroLive Panthers Osnabrück involviert, die zwar selber nicht mehr Vierter werden, aber je nach Ausgang ihres Spiels in Hannover die Abschlussplatzierung nach der Hauptrunde noch beeinflussen können.

Die Eigner Angels Nördlingen können ihren vierten Platz und damit das Heimrecht in den ersten beiden Playoff-Spielen und einer eventuellen fünften Partie behaupten, wenn
– sie ihr Heimspiel gegen Halle gewinnen oder
– sie ihr Heimspiel gegen Halle mit einer Differenz von maximal acht Punkten verlieren und Osnabrück in Hannover nicht gewinnt.

Die Angels landen auf Rang fünf, wenn
– sie ihr Heimspiel gegen Halle (egal wie hoch) verlieren und Osnabrück in Hannover gewinnt. Denn dann kommt es zu einem Dreiervergleich der punktgleichen Mannschaften Nördlingen, Halle und Osnabrück und da schneidet Halle mit 3/1 Siegen in den direkten Duellen vor Nördlingen (2/2) und Osnabrück (1/3) am besten ab. Oder …
– sie ihr Heimspiel gegen Halle mit mehr als acht Punkten Differenz verlieren und Osnabrück in Hannover verliert.

Der vierte Tabellenplatz in der Abschlusstabelle der Hauptrunde ist deshalb von großer Bedeutung, weil er im Playoff-Viertelfinale nach dem Modus „Best-of-five“ (drei Siege sind zum Weiterkommen nötig) den Heimvorteil im ersten, zweiten und gegebenenfalls fünften Spiel beschert. Die Viertelfinalspiele finden am Freitag, 22. März, Sonntag, 24. März, Donnerstag, 28. März (Gründonnerstag), Samstag, 30. März (Karsamstag), und Montag, 1. April (Ostermontag), statt.

Völlig unabhängig vom Abschneiden im letzten Hauptrundenspiel haben die Eigner Angels bislang eine sehr starke Saison absolviert und aktuell 13 Siege bei nur acht (häufig knappen) Niederlagen auf dem Konto. Dazu kommt das Erreichen des Top-Four-Turniers im Pokal, das am 16. und 17. März in Saarlouis ausgetragen wird. Zuletzt gab es sechs Siege in Serie, der angepeilte siebte dürfte indes kein Selbstläufer werden. Das Team aus der größten Stadt Sachsen-Anhalts (knapp 250 000 Einwohner) hat nur eine seiner letzten sechs Partien (in Keltern) verloren und dabei unter anderen die Playoff-Konkurrenten Hannover (80:70) und Osnabrück (80:71) distanziert.

Die Ambitionen der Löwinnen wurden nicht zuletzt zu Beginn des Jahres deutlich, als die Verantwortlichen den Kader mit der australischen Flügelspielerin Taylah Simmons und der deutschen Nationalspielerin Emma Stach aufrüsteten. Zuvor war der Vertrag mit Halles bis dahin erfolgreichster Werferin, der US-Amerikanerin Sabrina Haines (16,3 Punkte im Schnitt), aus nicht bekannten Gründen aufgelöst worden. Simmons und Stach steuerten zusammen im Schnitt rund 20 Punkte zu den jüngsten Erfolgen bei. Daneben punkten die 1,90 m große US-Centerin Courtney Warley, die routinierte Französin Joyce Cousseins-Smith und die gefährliche Dreierschützin Taylor Robertson in der Regel zweistellig oder knapp darunter.

Apropos Dreier: Ein Wiedersehen gibt es für die Angels und ihre Fans mit der finnischen Nationalspielerin Anissa Pounds, die in den vergangenen beiden Jahren im Nördlinger Trikot insgesamt 99 erfolgreiche Drei-Punkte-Würfe im Korb versenkt hatte – so viele wie keine andere Bundesligaspielerin in diesem Zeitraum. Nach ihrem Wechsel nach Halle hat sie an diese Bilanz nicht anknüpfen können und bislang erst 26 Versuche von der Dreierlinie verwandelt. Zum Vergleich: Nördlingens Beste (und Zweitbeste der gesamten Liga) Nicole Brochlitz bringt es in den bisherigen 21 Saisonspielen auf 46 erfolgreiche Dreier-Würfe. Ein Angels-Heimsieg gegen den zuletzt stark auftrumpfenden Tabellenfünften wären der gelungene Abschluss einer tollen Hauptrunde und ein gutes Signal für die dann anstehenden Saisonhöhepunkte. Ob Erika Davenport nach ihrer erneuten Verletzung in Saarlouis dabei mithelfen kann, war bei Redaktionsschluss noch nicht klar.

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Angels-Neuzugang glänzt mit toller Wurfquote

Gelungener Einstand für Naomi Davenport beim glatten 94:73-Heimsieg der Nördlinger Bundesliga-Korbjägerinnen gegen den Tabellenletzten Leverkusen.

Das nennt man wohl einen gelungenen Einstand: Zum 94:73 (51:30)-Heimsieg der Eigner Angels Nördlingen gegen den Tabellenletzten und designierten Absteiger Wings Leverkusen steuerte die neuverpflichtete US-Amerikanerin Naomi Davenport 26 Punkte bei. Noch bemerkenswerter als die reine Punktezahl war die Trefferquote der 26-jährigen Flügelspielerin: Zehn ihrer elf Wurfversuche fanden ihr Ziel, davon alle fünf aus der Drei-Punkte-Distanz. Die folglich in der Matchstatistik notierten 90 Prozent Wurfquote sieht man in einem Basketballspiel nicht alle Tage.

Die Offensive war auch das große Plus des zumindest in der ersten Halbzeit sehr spielfreudigen Angels-Teams. 94 Punkte und zudem 24 Assists (Zuspiele zum direkten Korberfolg) waren Saisonbestleistung, wobei gleich sieben Akteurinnen des Heimteams nennenswert punkteten. Neben Davenport Nummer zwei hatte auch Nicole Brochlitz (vier Dreier aus sieben Versuchen) werferisch einen sehr guten Tag und Erika Davenport stellte mit einem „Double-Double“ (13 Punkte/10 Rebounds) ihre Wichtigkeit fürs Team erneut unter Beweis. Dass die Nördlingerinnen im zweiten Durchgang angesichts des klaren Vorsprungs einen Gang herunterschalteten – geschenkt. Vor der jetzt anstehenden Länderspielpause (das nächste Spiel ist erst am 18. Februar in Göttingen) haben die Eigner Angels die Playoff-Teilnahme so gut wie sicher und damit nach dem Pokal-Finalturnier ein weiteres Saisonziel erreicht.

Die Angels starteten mit Erika Davenport, Nicole Brochlitz, Mariam Hasle-Lagemann, Lisa Bertholdt sowie Brandy Beasley ins Spiel und gerieten gegen den Tabellenletzten zunächst einmal mit 0:4 in Rückstand. Dann traf Brochlitz ihren ersten Dreier und Hasle-Lagemann war zweimal hintereinander erfolgreich (7:4/3.).  Nach viereinhalb Minuten stand Neuzugang Naomi Davenport erstmals auf dem Parkett. Drei Punkte von ihr, ein weiterer Dreier von Brochlitz und zwei Punkte von Leonie Kambach bedeuteten den 17:9-Zwischenstand, der Gästecoach Boris Kaminski zur ersten Auszeit des Spiels veranlasste (7.).  Nördlingen verteidigte in dieser Phase sehr aufmerksam, hatte allein im ersten Viertel fünf Ballgewinne und erhöhte durch die „neue“ Davenport, Hasle-Lagemann, Viksne und Bertholdt auf 25:13 (9.). Ein erfreulich hoher Zwischenstand nach den ersten zehn Minuten, sodass das Publikum die Angels mit freundlichem Beifall in die erste Zwei-Minuten-Pause verabschiedete.

Mit einem 7:0-Lauf starteten die Angels ins zweite Viertel, wobei Naomi Davenport unter anderem mit einem Dreier die neuen Optionen im Nördlinger Offensivspiel andeutete. Gegen das Tempospiel und die schnellen Passfolgen des Heimteams schien der Tabellenletzte mehrmals überfordert, sodass der Nördlinger Vorsprung erstmals auf 20 Punkte anwuchs (37:17/15.). Als Angels-Coach Matiss Rozlapa vier seiner Protagonistinnen gleichzeitig auswechselte, war es mit der Ordnung ein wenig dahin und Leverkusen verkürzte (42:27/17.).  Roosa Lehtoranta mit einem Dreier und Kambach rückten die Verhältnisse wieder zurecht (47:27). Schade nur, dass Kambach schon zu diesem frühen Zeitpunkt ihr fünftes Foul kassierte und fortan nur noch zuschauen durfte. Mit einem sicheren 51:30-Vorsprung des Heimteams ging es in die Halbzeitpause. Nicole Brochlitz und Naomi Davenport waren mit jeweils 13 Punkten und einer überragenden Trefferquote von rund 83 Prozent (5 von 6) die bis dahin auffälligsten Akteurinnen.

Die zweite Hälfte eröffnete die bis dahin glücklose Brandy Beasley mit einem Blitzkorb, die nächsten drei Angriffe gingen allerdings daneben (53:34/23.). Dann war wieder „Davenport-Time“. Naomi mit ihrem dritten Dreier und Erika mit zwei schönen Aktionen unter dem Korb erhöhten auf 62:39 (27.). Das Heimteam wurde nun vor allem in der Defensive deutlich nachlässiger und erlaubte dem Tabellenletzten zu viele einfache Punkte, was Coach Rozlapa zwischenzeitlich lautstark monierte. Schlusspunkt eines nicht zufriedenstellenden dritten Viertels war ein weiterer Korb von Naomi Davenport exakt mit der Schlusssirene zum 74:57. Trotzdem hatte das Heimteam diesen Durchgang unnötig mit 23:27 verloren.

Ähnlich ging es zunächst im Schlussdurchgang weiter, als Leverkusen auf 63:76 verkürzte und erst Brochlitz mit ihrem vierten Dreier diese Phase beendete. Entschieden war das Spiel, als zweimal Erika Davenport und Hasle-Lagemann wieder auf 86:65 erhöhten (35.).  Die restlichen fünf Minuten gingen ohne große Aufregung zu Ende, bemerkenswert war nur noch der fünfte Dreier von Naomi Davenport, der ihre gelungene Premiere im Angels-Team abrundete. „Ich bin zufrieden, weil wir gewonnen haben“, meinte die 26-Jährige nach dem Match bescheiden. Ihren eigenen erheblichen Beitrag wollte sie dabei nicht überbewerten.

Eigner Angels Erika Davenport 13 (10 Rebounds), Naomi Davenport 26 (5 Dreier), Nicole Brochlitz 18 (4 Dreier), Enija Viksne 8 (11 Assists), Roosa Lehtoranta 8 (2 Dreier), Mariam Hasle-Lagemann 8, Brandy Beasley 7 (1 Dreier), Anna Löffler, Leonie Kambach 4. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 26/51 (50 Prozent), Dreier 12/28  (42 Prozent). Fouls 22, Rebounds 33, Freiwürfe 6/9  (66 Prozent).

Die Besten bei Leverkusen: Taylor 16 (2 Dreier), Kvederaviciute 13, Middeler 10, Cherry 9 (3 Dreier), Wolff 9. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 16/36 (44 Prozent), Dreier 8/21 (38 Prozent). Fouls 13, Rebounds 33, Freiwürfe 17/24 (70 Prozent).

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Premiere für Davenport Nummer zwei

Nach dem Abschied von Danielle McCray läuft am Samstag erstmals ihre Nachfolgerin im Angels-Trikot auf. Mit den Tabellenletzten Leverkusen haben die Nördlinger Korbjägerinnen noch eine Rechnung offen.

Mit den Auswärtserfolgen in Marburg und Göttingen haben die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels Nördlingen zwei von drei erhofften Pflichtsiegen souverän (Marburg) bis glücklich (Göttingen) eingefahren, nun wartet die dritte dieser undankbaren Aufgaben: Am Samstag (Achtung: ungewohnter Spielbeginn 18 Uhr) tritt der Tabellenletzte Orthomol Wings Leverkusen in der Hermann-Keßler-Halle an. Das Team aus dem Rheinland hat nach 17 Spieltagen erst zwei Siege auf dem Konto – einen davon hauchdünn mit 65:64 zum Saisonstart gegen Nördlingen.

Es gibt also etwas gutzumachen für die Eigner Angels, deren jüngstes Auswärtsspiel in Göttingen im Zeichen des Abschieds stand. Danielle MC Cray, die am vergangenen Montag ihren 31. Geburtstag feierte, steuerte noch einmal neun Punkte und fünf Rebounds zum umkämpften 65:61-Erfolg bei. Sie flog diese Woche vereinbarungsgemäß zurück in die USA, um an der mehrwöchigen Turnierserie „Athletes Unlimited“  teilzunehmen. 40 der weltweit besten Basketballspielerinnen, die im Turnierverlauf mehrmals neu zusammengestellt werden, sind zu diesem Event nach Dallas/Texas eingeladen. McCray bestritt 16 der 17 Angels-Spiele und fehlte wegen einer Knieverletzung nur beim Saisonstart in Leverkusen. Ihre Statistik liest sich gut:  Im Durchschnitt erzielte die US-Amerikanerin 11,5 Punkte und schnappte sich 5,8 Rebounds. Ihre Trefferquote aus dem für sie maßgeblichen Zwei-Punkte-Bereich betrug dabei knapp 54 Prozent. Beim statistisch besonders aussagekräftigen Effektivitätswert, der alle wichtigen Kategorien zusammenfasst, rangiert die US-Amerikanerin an 17. Stelle der gesamten Liga.

Große Fußstapfen also für ihre Nachfolgerin Naomi Davenport, die am Samstag erstmals im Angels-Trikot auflaufen wird. Die 26-Jährige verbrachte ihre College-Jahre in West Virginia und spielte anschließend professionell in Polen, Finnland und zuletzt Rumänien. Nördlingens Sportlicher Leiter Martin Fürleger ist überzeugt davon, dass die US-Amerikanerin dem Angels-Team „schnell helfen wird“, aber etwas Zeit brauchen werde, nachdem sie seit Mai 2023 kein Pflichtspiel mehr bestritten habe. Fürlegers Einschätzung: „Sie ist auch wegen ihrer Größe (Anm. der Redaktion: 1,82 m) ein anderer Spielertyp als Danielle, was unser Spiel etwas verändern, aber auch variabler machen wird.“ Davenport Nummer zwei nach der mit ihr nicht verwandten Angels-Centerin Erika Davenport sei „die beste Option für uns auf dem Markt“ gewesen, glaubt Fürleger an einen weiterhin positiven Saisonverlauf nach dem Personalwechsel.

So viel Glück auf den für Erfolg oder Misserfolg so maßgeblichen Ausländerpositionen kann der Kontrahent Leverkusen nicht konstatieren. Auf der Homepage des Tabellenletzten liest sich das nüchtern wie folgt. Erin Jones: weg. Maria Blazejewski: verletzt und zurück in die USA. Tea Adams: verletzt und zurück in die USA. Sarah Gates: noch da, aber verletzt; sie wird in dieser Saison wegen eines Kreuzbandrisses nicht mehr zur Verfügung stehen. Blazejewski, Gates und Adams lieferten immerhin – solange sie noch nicht verletzt waren – ordentliche bis gute Leistungen ab. Maria Blazejewski kam bei ihren neun Bundesliga-Einsätzen im Trikot der Wings auf 12,7 Punkte im Durchschnitt, Tea Adams auf 8,3 Punkte in zehn Spielen und Sarah Gates auf 12,6 Zähler in fünf Partien. Sie haben das Team offensiv gefährlicher gemacht, sie fehlen und sind damit ein Grund, warum der Aufsteiger schon etwas abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz steht.

Aktuell sind nur noch die vor wenigen Wochen neu verpflichteten Jamie Cherry und Myah Taylor als Import-Akteurinnen im Kader der Leverkusener. Dazu kommt die Litauerin Mante Kvederaviciute, die seit Beginn der Spielzeit für die Wings aufläuft. Die statistischen Werte des Trios sind ausbaufähig, insbesondere die der beiden US-Amerikanerinnen. Jamie Cherry kommt in acht Partien durchschnittlich auf 7,0 Punkte, ihre Dreierquote liegt bei 19 Prozent. Bei ihrer Landsfrau Myah Taylor sieht es etwas besser aus. 12,1 Punkte im Durchschnitt, 6,0 Rebounds pro Partie.

Selbstredend bedeutet das mehr Verantwortung für das deutsche Personal des Aufsteigers. Vor allem für die ehemalige deutsche Nationalspielerin Lisa Koop, mit Gardemaß von 1,97 m ausgestattete Centerspielerin. Die mittlerweile 38-Jährige bringt europaweite Erfahrung mit und steuert im Schnitt immer noch acht Punkte und 7,1 Rebounds bei. Zum Aufstiegsteam des Vorjahres zählen Greta Kröger (19), Nationalmannschaftskollegin von Nördlingens Nicole Brochlitz, und Lea Wolff. Sie sind durchschnittlich für 6,2 (Kröger) bzw. 4,1 Punkte (Wolff) gut. Der Rest des Teams punktet in der Regel wenig, sodass statistisch lediglich knapp 59 Punkte pro Partie zu Papier stehen.

Gegen diesen Kontrahenten, der letztmals am 8. Oktober 2023 (gegen Marburg) und auswärts noch gar nicht gewonnen hat, wäre alles andere als Angels-Heimsieg eine herbe Enttäuschung. Vielleicht sogar mit einer nennenswerten Punktedifferenz, um das in dieser Saison in vielen engen Spielen arg strapazierte Nervenkostüm der treuen Fans wenigstens einmal zu schonen. Und Naomi Davenport einen gelungenen Einstand zu bescheren.

Text: Robert Milde
Bild: Martin Fürleger

Weiteres Angels-Drama: Marie macht den Unterschied

Gegen den Tabellenzweiten Alba Berlin fehlt zwar erneut nicht viel, aber nach 40 Minuten triumphieren die Gäste. In den nächsten drei Spielen stehen die Nördlingerinnen unter Druck.

Die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels Nördlingen schicken ihre treuen Fans weiterhin durch ein Wechselbad der Gefühle. Auch gegen den Tabellenzweiten Alba Berlin, der ersatzgeschwächt in der Hermann-Keßler-Halle antrat, gelang es nicht, einen zwischenzeitlich zweistelligen Vorsprung in einen Heimsieg gegen eines der Top-Teams der Liga umzumünzen. Die Angels unterlagen am Ende mit 64:67 (10:10, 25:17, 16:17, 13:23) und geraten im Kampf um die Playoff-Plätze zunehmend unter Druck. Den nächsten Spielen gegen die unmittelbar hinter ihnen platzierten Teams Marburg und Göttingen (beide auswärts) sowie gegen den Tabellenletzten Leverkusen (am 3. Februar daheim) kommt nun besondere Bedeutung zu.

Das bereits achte Heimspiel der Angels in dieser Saison war ein wenig auf das Schwester-Duell Lisa gegen Marie Bertholdt zugespitzt worden, das die Eltern sowie gut ein Dutzend Verwandte und Freunde der Beiden in der Hermann-Keßler-Halle sehen wollten. Letztlich war die überragende Leistung von Marie Bertholdt (21 Punkte, 12 Rebounds, Effektivität bärenstarke 37) der spielentscheidende Unterschied zwischen beiden Teams. Zu konstatieren bleibt allerdings auch, dass die Angels nur rund 25 der 40 Minuten in etwa so spielten, wie sich Trainer Matiss Rozlappa das vorstellt. Im ganz schwachen ersten Viertel und in den entscheidenden letzten fünf Minuten enttäuschte die Heimmannschaft, ließ Cleverness und Spielwitz vermissen. Letztlich sind knapp 31 Prozent Trefferquote in einem Heimspiel auch zu wenig, zumal bei Berlin zwei wichtige Leistungsträgerinnen (Mulligan und Grigoleit) fehlten.

Vor der erneut ansprechenden Kulisse von rund 580 Zuschauern starteten beide Teams nervös und fehleranfällig in die Partie. Die Angels brauchten zwei Minuten für die ersten Punkte, die Leonie Kambach mit zwei Freiwürfen erzielte. Nach vier Minuten hatte Headcoach Rozlappa genug vom wilden Treiben auf dem Parkett und ersetzte mit zwei Wechseln in kurzem Abstand die komplette erste Fünf (6:10/6. Minute). Die Wurfquoten beider Teams waren zu diesem Zeitpunkt unterirdisch niedrig (nach den ersten zehn Minuten im 20-Prozent-Bereich), die Fehlerquoten dafür außerordentlich hoch. Erstmals ein wenig Stimmung kam in der Halle auf, als Erika Davenport nach schönem Zuspiel von Brandy Beasley den Ausgleich zum 10:10 erzielte, der auch zur ersten Viertelpause Bestand hatte. Das erhoffte Spitzenspiel zwischen dem Tabellenfünften und dem Zweiten war es bis dahin keinesfalls. Es konnte nur besser werden.

Für die erste Angels-Führung zum 16:13 sorgten dann Davenport und Danny McCray, die Partie wurde nun merklich besser. McCray erzielte mit fünf Punkten in Serie das 23:18, Lisa Bertholdt mit Freiwürfen das 25:21 (15.). Erstmals deutlicher wurde der Abstand, als auch Nicole Brochlitz und erneut McCray ihre Freiwürfe sicher verwandelten. Zum 35:27-Halbzeitstand trug Danielle McCray allein 13 Punkte bei; die US-Amerikanerin bestritt ihr letztes Heimspiel für die Angels, weil sie Ende des Monats zurück in ihre Heimat reisen wird, um an der prestigeträchtigen mehrwöchigen Turnierserie „Athletes Unlimited“ teilzunehmen. Nach Auskunft von Nördlingens Sportlichem Leiter Martin Fürleger steht die Nachfolgerin bereits fest und soll noch diese Woche vorgestellt werden.

Die zweite Halbzeit begannen die Angels optimal mit einem Dreier von Brochlitz  – es war der erste der Nördlingerinnen nach zuvor acht Fehlversuchen, während die Berlinerinnen zu diesem Zeitpunkt bereits fünfmal aus der Distanz erfolgreich gewesen waren. Mariam Hasle-Lagemann mit einem weiteren Dreier und Beasley mit einem Halbdistanztreffer plus Bonusfreiwurf beendeten dann eine dreiminütige Punkteflaute des Heimteams (46:35, 24.). Davenport traf sogar zum 48:35, ehe Berlin wieder verkürzte (48:41). Wichtig war Lisa Bertholdts Offensivrebound zum 50:41, zumal die Berlinerinnen im direkten Gegenzug mit einem Dreier Erfolg hatten.  Letztlich hatte der Tabellenzweite nach dem dritten Durchgang nur einen Punkt vom Nördlinger Vorsprung abgebaut und musste auf den letzten Durchgang hoffen (51:44).

Im letzten Viertel wurde verbissen um jeden noch so kleinen Vorteil gekämpft. Richtig eng wurde es, als Marie Bertholdt mit zwei schönen Aktionen unter dem Korb für die Gäste auf 50:53 verkürzte und Coach Rozlappa dazu zwang, in einer Auszeit sein Team neu zu justieren (35.). Albas Theresa Simon, bis dahin unauffällig, glich sogar zum 53:53 aus, ehe Roosa Lehtoranta mit einem Dreier, ihren ersten Punkten, und Brochlitz ebenfalls aus der Distanz ihrem Team etwas Luft verschafften. Erneut Lehtoranta  traf zum 62:61 (38.), dann wurde es wild. Brochlitz vergab nach Ballgewinn den Schnellangriff, auf der Gegenseite punktete die US-Amerikanerin Deeshyra Thomas zum 62:64 (39.). Lehtoranta glich mit zwei Freiwürfen aus, 65 Sekunden standen noch auf der Spielzeituhr. Simon traf zum 64:66, aber dann vergab Alba zwei Freiwürfe, sodass Davenport mit dem vorletzten Angriff die Wurfgelegenheit zum Ausgleich hatte, aber verpasste. Die dritte hauchdünne Heimniederlage der Angels gegen eines der Spitzenteams stand fest, als auch der letzte verzweifelte Dreierversuch mit der Schlusssirene sein Ziel verfehlte. Die Enttäuschung bei Team und Publikum war geradezu greifbar, auch wenn aufmunternder Beifall die Mannschaft zu trösten versuchte.

Eigner Angels:  Davenport 8 (13 Rebounds), McCray 13 (8 Rebounds), Brochlitz 14 (2 Dreier), Viksne 3, Lehtoranta 8 (2 Dreier), Haslé-Lagemann 5 (1 Dreier), Lisa Bertholdt 4, Beasley  5, Löffler 2, Kambach 2.

Fouls 16, Rebounds 41, Freiwürfe 19/23 (82 Prozent). Wurfquote aus dem Feld: Zweier 15/44 (34%), Dreier 5/21 (23%).

Erfolgreichste Werferinnen bei Berlin: Marie Bertholdt 21 (2 Dreier/12 Rebounds), Thomas 17 (3 Dreier) und Reuss 9 (3 Dreier).

Fouls 18, Rebounds 41, Freiwürfe 7/12 (58 Prozent). Wurfquote aus dem Feld: Zweier 18/44 (40%), Dreier 8/31 (25%).

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Geteilte Sympathien beim Schwesterduell

Wenn am Samstag die Eigner Angels und der Tabellenzweite Alba Berlin aufeinandertreffen, kommen die Eltern von Lisa und Marie Bertholdt in besonders originellen Fantrikots.

Eines haben Stephanie und Jörg Bertholdt ihren beiden Töchtern Marie und Lisa (noch?) voraus: Beide sind in ihren sportlichen Laufbahnen bereits deutsche Meister geworden. Volleyballer Jörg im Jahr 1991 mit dem TSV Dachau, Basketballerin Stephanie (die damals noch Pfeiffer hieß) nur wenige Monate später mit dem Bundesligateam von Lotus München. Ihre Teamkolleginnen von damals sind Basketball-Experten etwas älteren Semesters noch heute ein Begriff. Sie hießen Diana Belik, Doris Schuck oder Zsuzsanna „Schuscha“ Boksay. Letztere, eine Ungarin, galt seinerzeit als eine der besten Basketballspielerinnen Europas.

Wenn die Bertholdt-Töchter Lisa (25) und Marie (28) mit ihren Vereinen Eigner Angels Nördlingen und Alba Berlin am Samstag in der Hermann-Keßler-Halle (Spielbeginn 18.30 Uhr) aufeinandertreffen, dann geht es zwar nicht um die deutsche Meisterschaft, aber doch um eine gute Ausgangsposition für die Playoffs der Toyota-Damen-Basketball-Bundesliga. Die Gastgeberinnen sind nach drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen auf den fünften Tabellenplatz zurückgefallen und laufen Gefahr, weiter an Boden zu verlieren. Geht es nach Nördlingens Teamkapitänin Lisa Bertholdt, wird es so weit nicht kommen: „Wir waren in Berlin so knapp dran, diesmal wollen wir vor unseren eigenen Fans die Punkte behalten.“ 70:66 endete das Vorrundenspiel eine Woche vor Heiligabend in der Bundeshauptstadt, wobei die Angels wenige Sekunden vor der Schlusssirene beim Stand von 68:66 gleich mehrmals die Chance zum Ausgleich oder per Dreier sogar zum Sieg hatten.

Alba Berlin, der Aufsteiger des Vorjahres, kann eine starke Saison mit nur drei Niederlagen an den bisherigen 14 Spieltagen vorweisen. Lediglich beim Ligaprimus Keltern (63:65) sowie in Hannover (61:68) und Osnabrück (46:47) musste sich das Team des spanischen Cheftrainers Cristo Cabrera geschlagen geben, in der eigenen Sömmering-Halle in Charlottenburg, wo stets vierstellige Zuschauerzahlen ihr Team unterstützen, blieben die Berlinerinnen sogar in allen sieben Heimspielen ungeschlagen. Vereinsrekord!

Albas Teamleaderinnen in einem sehr umfangreichen und ausgeglichenen Kader sind die Amerikanerinnen Deeshyra Thomas (12,9 Punkte im Schnitt), Laina Snyder (9,9) und die 1,90 m große Centerin Maggie Mulligan (9,6) sowie Marie Bertholdt. Letztere steuert im Durchschnitt 12,0 Punkte bei. Zum Vergleich: Ihre jüngere Schwester Lisa kommt auf 6,7 Punkte im Schnitt, hat aber bei den Rebounds (6,7 gegenüber 4,6) die bessere Statistik. Weitere Alba-Aktivposten sind Stefanie Grigoleit, die früheren Wolfenbüttlerinnen Theresa  Simon und Tessa Stammberger sowie Lena Gohlisch und die ehemalige Angels-Akteurin Nina Rosemeyer. Auch beim Trainerpersonal gibt es ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten, denn die frühere weißrussische Nationalspielerin Sasha Tarasava arbeitet mittlerweile als Assistenzcoach in Berlin.

Beide Teams waren am vergangenen Mittwoch im Pokal-Viertelfinale im Einsatz und feierten den Einzug ins prestigeträchtige Finalturnier des Wettbewerbs. Die Angels setzten sich beim letzten verbliebenen Zweitligisten Dillingen/Saar sicher mit 82:58 durch, während Alba Berlin ein umkämpftes Match in Osnabrück nach deutlichem Halbzeitrückstand (25:34) noch mit 60:57 gewann. Grigoleit (16), Marie Bertholdt (14) und Snyder (11) waren dabei die erfolgreichsten Werferinnen.

Für die Eigner Angels steht nach dem nicht zufriedenstellenden Jahresauftakt in Hannover einiges auf dem Spiel. Die punktgleichen Verfolger Gisa Lions MBC und Eisvögel USC Freiburg sitzen dem Tabellenfünften im Nacken und könnten im Erfolgsfall die Rieserinnen überholen. Andererseits waren bislang fast alle Angels-Heimspiele spannende Angelegenheiten mit hohem Unterhaltungswert wie zuletzt das dramatische 71:72 gegen Tabellenführer Keltern. Am Samstag benötigt das Heimteam von Chefcoach Matiss Rozlapa vor allem ein präzises Offensivkonzept, denn kein Team der Liga hat an den bisherigen 14 Saisonspieltagen weniger Punkte kassiert als die Alba-Frauen – 58,4 im Durchschnitt. Da wäre es ausgesprochen hilfreich, wenn die in Hannover schwächelnden Distanzschützinnen – nur drei von 17 Versuchen von der Dreierlinie fanden ihr Ziel – ihr Visier diesmal besser einstellen könnten.

Ob das einzige Heimspiel der Angels im Januar ein Trefferfestival wird, ist also eher unwahrscheinlich, ein Familienfest wird es allemal. Lisa Bertholdt weiß, dass mindestens 20 Familienmitglieder und Freunde aus ganz Süddeutschland am Samstag das Schwesterduell in der Hermann-Keßler-Halle sehen wollen, darunter natürlich auch Stephanie und Jörg Bertholdt. Weil gute Eltern ihre Sympathien möglichst gleichmäßig verteilen sollten, haben die Beiden ihr Fan-Equipment sehr originell umarbeiten lassen: Es besteht je zur Hälfte aus dem Nördlinger und dem Berliner Trikot. Die „Alba Angels“ sollten im Publikum also gut zu erkennen sein…

Text: Robert Milde
Bild: Jessica Hanson

Ein Lette drückt seinen Landsleuten die Daumen

Unter den Augen eines hohen Verbandsfunktionärs aus Nordosteuropa gewinnen die Eigner Angels das wichtige Heimspiel gegen Marburg überzeugend. Eine ausgeglichene Mannschaftsleistung gibt den Ausschlag.

Edijs Eglitis ist Sportdirektor des Lettischen Basketball-Verbandes und war – weitgehend unerkannt – am Sonntag Zuschauer in der Hermann-Keßler-Halle. Sein Besuch hatte so etwas wie Fortbildungscharakter, diente aber auch der Unterstützung. Denn der Chefcoach der Eigner Angels, Matiss Rozlapa, und eine der Leistungsträgerinnen, Enija Viksne, sind auch für die lettische Nationalmannschaft im Einsatz. Das, was er beim Bundesligaspiel der Nördlingerinnen gegen den alten Rivalen BC Pharmaserv Marburg gesehen habe, habe ihm „sehr gut gefallen“, sagte der Sportfunktionär nach dem Match. „Viele Zuschauer, eine gute Stimmung und ein niveauvolles Spiel“, befand Eglitis. Dass die Angels das Spiel mit einer überzeugenden Teamleistung souverän mit 80:63 (18:20, 24:13, 19:18, 19:12) gewannen, dürfte ebenfalls zu den positiven Eindrücken des Basketball-Experten zählen.

Ein Blick auf die Anzeigetafel der Hermann-Keßler-Halle verriet nach dem Match schon ziemlich viel. Alle zehn Angels hatten im vierten Heimspiel der Saison gepunktet, wobei nicht die „üblichen Verdächtigen“ die meisten Akzente setzten. Gut, mit Enija Viksne war unter den Augen ihres Sportdirektors zu rechnen, mit der immer besser werdenden Brandy Beasley auch. Stark aber auch Roosa Lehtoranta mit der höchsten Effektivität des Teams, Lisa Bertholdt mit sieben Punkten und acht (!) Rebounds oder Leonie Kambach mit hundertprozentiger Trefferquote bei Feld- wie Freiwürfen. Und auch die Jüngste, Anna Löffler, kam in fast sieben Minuten Einsatzzeit zu ihren ersten vier Bundesligapunkten. „Gratuliere, gut gemacht“, lobte Nördlingens Basketball-Legende Günter „Jimmy“ Löffler seine Enkelin.

Dabei sah die Angels-Bilanz nach den ersten zweieinhalb Minuten noch ernüchternd aus. 0:6, drei Fouls kassiert, dazu zwei technische Fehler in der Offensive samt Ballverlust. Zunächst lief wenig. Dann traf Brandy Beasley aus der Distanz, Kambach vollendete einen Schnellangriff und Mariam Haslé-Lagemann sowie Nicole Brochlitz verwandelten ihre Dreierversuche (10:11, 5. Minute). Ärgerlich wurde es, als Beasley schon in der siebten Minute ihr drittes Foul kassierte und auf die Bank musste. Sieben Foulpfiffen der Schiedsrichter gegen die Angels standen zu diesem Zeitpunkt  null (!) gegen die Gäste gegenüber. 18:20 war der Spielstand nach den ersten zehn Minuten.

Die ersten fünf Nördlinger Punkte des zweiten Viertels gingen auf das Konto von Roosa Lehtoranta, die ihr Team erstmals in Führung brachte (23:22, 12.). Ein Freiwurf von Erika Davenport und ein Dreier erneut von Lehtoranta bedeuteten das 27:22. Dann traf Enija Viksne zweimal hintereinander zum 31:24 und Gästecoach Patrick Unger reagierte mit seiner ersten Auszeit.

In der Folge ging beim Heimteam in der Offensive ein wenig die Ordnung verloren und die Angels versäumten es, den Vorsprung auszubauen. Dann wurde der Vorsprung doch zweistellig, als Beasley mit zwei Freiwürfen und Schnellangriff nach  Ballgewinn erhöhte (39:29, 19.). 42:33 lautete der Halbzeitstand. Mit 24:13 hatte das Heimteam die zweiten zehn Minuten eindeutig für sich entschieden.

Der dritte Durchgang war geprägt vom verbissenen Versuch der Gäste, den Abstand zu verkürzen. Trotz einigen Leichtsinnsfehlern hatten die Angels meist die richtige Antwort, als dies diesmal eher glücklose Erika Davenport, Kambach mit Freiwürfen und Brochlitz mit einem Dreier trafen. Danny McCray mit ihren ersten Punkten und die erneut starke Viksne mit schönem Zug zum Korb erhöhten sogar auf 57:44 (29.). Schade nur, dass Beasley frühzeitig ihr viertes Foul kassierte und länger auf die Bank musste. Anna Löffler mit ihren ersten Saisonpunkten und Viksne sorgten für den 61:51-Zwischenstand nach 30 Minuten.

Lisa Bertholdt mit einem Dreier aus der Ecke und einer schönen Aktion im Zusammenspiel mit Viksne sorgte für einen guten Start ins letzte Viertel (66:51, 33.). Kambach und die wieder eingewechselte Beasley mit Freiwürfen sowie McCray unter dem Korb sorgten für das 71:55 und als Marburg zwei leichte Chancen vergab, schien die Partie gelaufen (73:55, 35.).  Zwar kamen die Gäste mit fünf Punkten in Serie noch einmal auf 73:60 heran, aber Beasley mit Freiwürfen und Brochlitz mit einem weiteren Dreier machten den Sack zu (78:61, 19.). Anna Löffler mit ihren Punkten drei und vier sorgte für den umjubelten Schlusspunkt zum 80:63.

Und unser lettischer Sportdirektor? Für den lief zwar am Sonntag in Nördlingen alles nach Plan, aber tags zuvor hatte er richtig Pech: Zwei Karten für das Fußball-Bundesligaspiel des FC Bayern München gegen Union Berlin hatte er sich besorgt und dann wurde die Partie wegen des Schnee-Chaos‘ in München abgesagt. Da wird er wohl zum Nachholtermin noch einmal anreisen müssen – und vielleicht auch den Eigner Angels noch einmal Glück bringen.

Eigner Angels: Davenport 6, McCray 4 (9 Rebounds), Brochlitz 9 (3 Dreier), Viksne 13, Lehtoranta 11 (1 Dreier), Haslé-Lagemann 5 (1 Dreier), Bertholdt 7 (1 Dreier/8 Rebounds), Beasley 13, Löffler 4, Kambach 8. Fouls 20, Rebounds 38, Freiwürfe 22/28 (78 Prozent. Wurfquote aus dem Feld: Zweier 20/40 (50%), Dreier 6/14 (42%).

Bei Marburg am erfolgreichsten: Vanderklugt 19, Byvatov 12 (1 Dreier), Dziuba 12 (2 Dreier). Fouls 23, Rebounds 25, Freiwürfe 12/19 (63%). Wurfquote aus dem Feld: Zweier 18/44 (40%), Dreier 5/22 (22%

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Die „Dinos“ des Basketball-Oberhauses

Die Eigner Angels Nördlingen und der BC Pharmaserv Marburg sind die beiden Vereine mit der längsten Bundesliga-Zugehörigkeit. Am Sonntag treffen sie in der Hermann-Keßler-Halle aufeinander.

Die große Kunst im Leistungssport ist es, über Jahre hinweg konstant gute Leistungen, Kontinuität statt kurzzeitiger Höhenflüge mit häufig tiefen Abstürzen zu zeigen. Zwei, die in der Basketball-Bundesliga der Frauen dafür als Musterbeispiele gelten dürfen, sind die Eigner Angels Nördlingen und der BC Pharmaserv Marburg. Die Nördlingerinnen bestreiten aktuell ihre 16. Saison in Folge im Basketball-Oberhaus, Marburg kommt sogar auf schier unglaubliche 32 Jahre. Am Sonntag (16 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) treffen die beiden „Dinosaurier“ der Toyota DBBL aufeinander.

Es gibt weitere Parallelen der Kontrahenten dieses Spieltags. Beide Teams hatten am Ende der Saison 2022/23 einen erheblichen personellen Aderlass zu verkraften und standen vor einem Neuaufbau. Zu den Marburger Abgängen zählte dabei auch die deutsche Nationalspielerin Marie Bertholdt, ältere Schwester von Angels-Kapitänin Lisa Bertholdt. Sie ging von 2017 bis 2023 für die Hessen auf Korbjagd und wechselte zur neuen Saison zu Alba Berlin, sodass das Schwesterduell zwar an diesem Wochenende ausfällt, aber dann am 17. Dezember in der Bundeshauptstadt stattfinden wird. Weiterverpflichten konnten die Marburger die Leistungsträgerinnen Michaela Vanderklugt (USA) sowie die niederländische Nationalspielerin Esther Fokke, die aktuell auch die erfolgreichsten Werferinnen des Tabellenneunten mit durchschnittlich zweistelligen Punktezahlen sind.

Auch ein Trio mit Angels-Vergangenheit wird am Sonntag im Trikot der Gäste zu sehen sein. Die Luxemburgerin Magaly Meynadier versucht nach der Zwischenstation Saarlouis und langer Verletzungspause  einen Neuanfang, Selma Yesilova spielt seit 2021 für Marburg und Lena Graf zog es zur neuen Saison in die Universitätsstadt, kam bisher allerdings erst in drei Spielen zum Einsatz. Neu im Marburger Team sind zudem US-Pointguard Regan Schenck (bislang 6,6 Punkte im Durchschnitt), die Irin Maura Fitzpatrick (6,3 P.), die aus der 2. Liga Süd (Mainz) kam, die Spanierin Camila Martinez (2,7 P.), die 1,91 Meter große amerikanische Centerin Mary Baskerville (8,0 P., 7,7 R.) und die deutsche Jugendnationalspielerin Marianna Byvatov (7,9 P.), die vom SC Rist Wedel zu den Blue Dolphins stieß. Gecoacht wird die bunte Multi-Kulti-Truppe aus sieben Nationen vom erfahrenen Patrick Unger, der das Team schon von 2013 bis 2020 trainierte und dann nach zwei Jahren Pause 2022 wieder einstieg. Trotz der zahlreichen Veränderungen eine Mannschaft „mit viel Erfahrung, Tradition und Expertise“, urteilt Martin Fürleger, der Sportliche Leiter der Angels, über den Gegner.

Marburg hat nach acht Spieltagen eine Bilanz von drei Siegen und fünf Niederlagen und steht in der Tabelle auf Rang neun, dem ungeliebten Platz, der nicht für die Playoffs reichen würde. Die drei Siege gelangen zum Saisonstart in Göttingen (56:85) sowie in eigener Halle gegen die Gisa Lions MBC (83:58) und zuletzt gegen den Herner TC (70:63). Patrick Unger, in der Vergangenheit auch schon Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, hatte nach dem Neuaufbau seines Teams schon geahnt, dass es „am Anfang sehr holprig werden wird“.  Die Niederlagen in Keltern (56:75), Leverkusen (68:81) sowie in eigener Halle gegen Osnabrück (58:77) und Hannover (52:75) fielen deutlich aus, während die Mannschaft in Berlin an einer Überraschung knapp dran war (70:77). Im Pokal steht Marburg nach einem 79:70-Erfolg in Heidelberg genau wie die Angels im Achtelfinale.

Im Vorjahr gewannen die Angels, aktuell Tabellenfünfter mit ausgeglichener Bilanz, beide Partien gegen den langjährigen Rivalen: in Marburg knapp mit 71:67, in eigener Halle mit 63:58.  Einzige Nördlinger Akteurin, die damals mitwirkte und auch in dieser Saison im Kader steht, war Mariam Haslé-Lagemann. Die sonstige Abwehrspezialistin überzeugte am vergangenen Sonntag mit einer überraschend starken Angriffsleistung in Keltern, ohne die letztlich zu hoch ausgefallene 72:90-Niederlage verhindern zu können. In einem zu erwartenden knappen Match gegen die sehr ausgeglichenen Marburgerinnen könnten solche „Kleinigkeiten“ den Ausschlag geben, glaubt auch Martin Fürleger: „Ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel gegen ein Team, das über Intensität und Aggressivität sein Spiel aufziehen möchte. Hier gilt es vorbereitet zu sein und von Beginn an dagegen zu halten.“ Trotz allen Respekts sei das Spiel gegen Marburg, gerade zu Hause, ein Pflichtsieg, um die Saisonziele zu erreichen, so der Angels-Sportchef abschließend.

Text: Robert Milde
Bild: Jochen Aumann

In der Schlussphase nicht clever genug

In einem spannenden Match unterliegen die Eigner Angels dem Angstgegner Osnabrück mit 70:71 (35:35). In den entscheidenden Momenten unterlaufen den Nördlinger Korbjägerinnen zu viele Fehler.

Einen guten Trainer zeichnet aus, nach Rückschlägen schnell wieder nach vorne zu schauen und nicht über Kleinigkeiten zu lamentieren. Kleinigkeiten, zu denen fraglos auch ein paar umstrittene Schiedsrichterentscheidungen zählten, hatten bei der 70:71 (29:23, 6:12, 17:17, 18:19)-Heimniederlage der Eigner Angels Nördlingen gegen Angstgegner GiroLive Panthers Osnabrück den Ausschlag gegeben, aber Angels-Chefcoach Matiss Rozlapa wollte in seiner Spielanalyse nur das große Ganze hervorheben: „Für uns war es eine gute Lektion, wie man ein hartes und intensives Spiel erfolgreich zu Ende bringt. Das unterscheidet eine erfahrene Mannschaft wie Osnabrück von meinem Team, das noch lernen muss.“

Über 500 Zuschauer sahen in der Hermann-Keßler-Halle ein gutes Bundesligaspiel mit einem überragenden ersten Viertel und einer verbissenen zweiten Halbzeit, die vor allem von der Spannung lebte. 16 Mal wechselte die Führung, 14 Mal stand die Partie unentschieden. Spielentscheidend waren letztlich 13 Nördlinger Ballverluste, die großteils nicht durch die Osnabrücker Verteidigung erzwungen wurden, darunter ein Einwurf ins Aus 16 Sekunden vor Schluss nach vorheriger Auszeit. „In solchen Situationen ist meine Mannschaft einfach noch nicht clever genug“, befand Rozlapa.

Es war zu Beginn das Duell der beiden statistisch effektivsten Spielerinnen der Liga, Osnabrücks Nationalspielerin Frieda Bühner, und US-Girl Erika Davenport von den Angels. Bühner erzielte sechs der ersten acht Gästepunkte, kurz danach führten die Niedersachsen mit 12:5. Dann kam die Angels-Angriffsmaschine in Schwung: Brandy Beasley, Nicole Brochlitz und Lisa Bertholdt trafen ihre Dreier und erneut Beasley sorgte nach einem Steal für die erste Führung des Heimteams (15:14). Da beide Teams nun hochprozentig trafen, wurde es in der Folge ein punktereiches erstes Viertel auf Augenhöhe (19:19, 7. Min.). 27:21 lautete die erste deutlichere Führung der Angels, als Roosa Lehtoranta bei ihrem bislang besten Spiel nach Foul beim Dreierversuch alle Freiwürfe verwandelte und Davenport aus der Halbdistanz traf (9.). Es passte zu diesem phasenweise hochklassigen ersten Durchgang, dass Enija Viksne mit der Schlusssirene zum 29:23 traf. 52 Punkte in einem Viertel – das hat die Hermann-Keßler-Halle noch nicht oft gesehen. Die Gäste hatten dabei 70 Prozent ihrer Wurfversuche verwandelt, die Angels rund 60, erstklassige Trefferquoten.

So konnte es natürlich nicht weitergehen, zumal im zweiten Viertel beide Mannschaften ihre Defensivbemühungen intensivierten. Die Partie wurde nun deutlich verbissener und vier Minuten lang gelang den Nördlingerinnen nur ein Pünktchen, dem Gästeteam allerdings auch nur vier (30:27). Viksne brach den Bann mit dem ersten Angels-Feldkorb im zweiten Viertel, dann traf Bühner dreimal hintereinander (32:31, 17.). Je ein Dreier auf beiden Seiten (bei den Angels traf Lehtoranta, bei Osnabrück die Portugiesin Costa) bedeuteten den 35:35-Halbzeitstand. Ein McCray-Korb in allerletzter Sekunde wurde von den Schiedsrichtern zuerst anerkannt, dann aber wieder annulliert.

Auch im dritten Viertel brauchte Nördlingen zwei Minuten bis zu den ersten Punkten, als Leonie Kambach unter dem Korb traf. Beasley und Davenport waren zum 41:41 erfolgreich (24.), Letztere sorgte mit neun Punkten in Folge für das 48:45 (26.). Als die Gäste auf Zonenverteidigung umstellten, taten sich die Angels einige Zeit schwer, dagegen das richtige Rezept zu finden und Headcoach Matiss Rozlappa versuchte mit einer Auszeit die Stellschrauben neu zu justieren. Drei Osnabrücker Freiwürfe bedeuteten das 50:50 (29.). Mit 52:52 ging es in den Schlussdurchgang.

Osnabrück eröffnete mit einem Dreier das letzte Viertel, McCray und Davenport konterten unter dem Korb (56:55,33.). Spätestens jetzt wurde um jeden Korb verbissen gerungen. Hasle-Lagemann, Bertholdt und McCray mit einem schweren Halbdistanzwurf trafen zum 62:60, Bühner glich mit ihrem erst zweiten Korb in der zweiten Hälfte aus (62:62, 38.). Wichtig war ein Dreier von Brochlitz aus der Ecke zum 65:64. Bühners Korb zum 65:66 ging ein von den Referees nicht erkannter grober Schrittfehler voraus, dann traf Beasley zum 67:66. 30 Sekunden vor Schluss war Osnabrücks US-Centerin Smith zum 67:68 erfolgreich. 17 Sekunden waren noch auf der Spieluhr, als Rozlapa den finalen Angriff  in seiner letzten Auszeit taktisch durchzuspielen versuchte, aber sein Team passte den Ball ins Aus. Zu allem Überfluss kassierte Erika Davenport zuerst ein technisches und dann auch noch ein persönliches Foul, sodass die Amerikanerin mit fünf Fouls auf die Bank musste. Letztere Entscheidung waren durchaus diskutabel, die Zuschauer-Seele kochte. Aber es half nichts: Mit Freiwürfen erhöhte Osnabrück auf 71:67, sodass der letzte Verzweiflungsdreier von Brandy Beasley nur noch das 70:71 bedeutete.

Das Osnabrück-Trauma, das man an diesem Sonntag endlich beenden wollte, geht also weiter. Zumindest waren die Angels diesmal so nah dran wie noch nie.

Angels Davenport 15, McCray 7, Brochlitz 6 (2 Dreier), Viksne 8, Lehtoranta 8 (1), Hasle-Lagemann 4, Bertholdt 5 (1), Beasley 15 (2), Löffler (nicht eingesetzt), Kambach 2. Wurfquote Zweier: 20/44 (45%). Dreier: 6/18 (33%). Freiwürfe 12/15 (80%), Fouls 20, Rebounds 29, Turnover 13.

Die Besten bei Osnabrück: Bühner 22 (12 Rebounds), Costa 12 (2 Dreier), Smith 12, Glantz 10, Tarkovicova 9 (1). Wurfquote Zweier: 24/46 (52%). Dreier: 4/14 (28%). Freiwürfe 11/15 (73%), Fouls 14, Rebounds 32, Turnover 19.

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Keine Angst vor dem Angstgegner

Im Vorjahr waren die GiroLive-Panthers Osnabrück gleich sechsmal ein äußerst unangenehmer Kontrahent für die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels. Doch diesmal scheinen die Vorzeichen anders.

In der Basketball-Bundesliga der Frauen dauert eine komplette Saison inklusive Vorbereitung rund sieben Monate, für die am Ende erfolgreichsten Teams noch ein paar Wochen länger. In der vergangenen Spielzeit sind in diesen sieben Monaten die Eigner Angels Nördlingen und die GiroLive Panthers Osnabrück insgesamt sechsmal aufeinandergetroffen, fünfmal davon verließen die Niedersachsen das Parkett als Sieger. Es ist also nicht unbedingt der Lieblingsgegner der Rieser Korbjägerinnen, der am Sonntag (Spielbeginn wie gewohnt 16 Uhr) erneut in der Hermann-Keßler-Halle aufkreuzt.

Und doch sind die Vorzeichen womöglich andere als zwischen September 2022 und März 2023, als die sechs Begegnungen aus Nördlinger Sicht 61:66 (Angels-Cup), 60:69, 57:61 (Pokal-Achtelfinale), 69:54 (der einzige Angels-Sieg am 8. Januar 2023 in Osnabrück) sowie in der ersten Playoff-Runde 60:63 und 65:75 endeten. Beide Teams sind stark verändert in die Saison 2023/24 gegangen, wobei sich das Personalkarussell bei den Angels noch deutlich schneller gedreht hat: Praktisch das komplette Team samt Headcoach ist neu und einzig Mariam Haslé-Lagemann sowie die neue Co-Trainerin Olena Vasylenko könnten noch Erinnerungen an das Osnabrück-Trauma beisteuern. Was sie aber wohl tunlichst vermeiden werden.

Apropos Co-Trainerin: Weil Angels-Headcoach Matiss Rozlapa in der Länderspielpause Verpflichtungen als Co-Trainer der lettischen Frauen-Nationalmannschaft hatte (und mit seinem Team beim Top-Favoriten Frankreich mit 49:71 unterlag), leitete Vasylenko nach dem erfolgreichen Freiburg-Spiel die Übungseinheiten, die überwiegend individueller Natur waren. Wurf- und Konditionstraining bildeten den Schwerpunkt, erst am Dienstag dieser Woche begann der Headcoach mit der intensiven taktischen Vorbereitung auf das kommende Heimspiel. Rozlapa: „Eine kleine Pause war jetzt auch dringend notwendig, denn das erste Saisonviertel war doch ziemlich intensiv.“

Die GiroLive Panthers hatten an den ersten sechs Spieltagen gleich vier Heimspiele, von denen sie aber drei – allesamt knapp – verloren. Das 75:79 gegen Meister Keltern darf als achtbar gelten, die Niederlagen gegen Freiburg (84:87) und vor allem zuletzt gegen Halle (60:62) waren hingegen sicherlich nicht eingeplant. Überzeugend waren der bislang einzige Heimsieg gegen Göttingen (88:59) sowie die Auswärtsauftritte in Marburg (58:77) und Leverkusen (49:69). Unter dem Strich steht nach dem sechsten Spieltag mit ausgeglichener Bilanz Rang acht – bislang zu wenig für die gestiegenen Ansprüche des Pokal-Zweiten und Meisterschafts-Dritten der vergangenen Saison.

Dreh- und Angelpunkt des Osnabrücker Teams um das Trainer-Ehepaar Sasa und Milica Cuic ist das 19-jährige deutsche Ausnahmetalent Frieda Bühner, das die Bundesliga-Statistik in einer der aussagekräftigsten Kategorien anführt: Sie ist mit einigem Abstand die effektivste Spielerin der DBBL, gefolgt übrigens von der Nördlinger US-Centerin Erika Davenport. Bühners Teamkollegin in der deutschen U19- und U20-Nationalmannschaft, die bislang ebenfalls überzeugende Angels-Aufbauspielerin Nicole Brochlitz, hält große Stücke auf Osnabrücks Beste: „Frieda ist der Motor des Teams mit viel Verantwortung und Spielzeit. Sie kennt ihre Stärken und weiß, wie sie ihrer Mannschaft helfen kann, vor allem unter dem Korb.“  Bühner bestritt zusammen mit Brochlitz im vergangenen Sommer die-U19-Weltmeisterschaft in Spanien (10. Platz) und die U20-B-Europameisterschaft in Rumänien (2.). Bei der EM wurde die Osnabrückerin als wertvollste Spielerin des Turniers (MVP) ausgezeichnet. Zuletzt wurde sie erstmals in den Kader der deutschen A-Nationalmannschaft berufen, kam aber in den Spielen gegen Tschechien und Italien nicht zum Einsatz.

Neben der überragenden Bühner (bislang 21 Punkte und 7,2 Rebounds im Durchschnitt) verfügen die Niedersachsen über ein allem Anschein nach erneut sehr ausgeglichenes, internationales Team unter anderem mit den gut integrierten Neuzugängen Brittney Smith (USA, 10,5 P.), Kamilla Ogun (Russland, 9,7), Elsa Glantz (Schweden, 8,3) und Simone Costa (Portugal, 8,0).

Ein echter Härtetest also für ein voraussichtlich komplettes Angels-Team, von dem sich Coach Matiss Rozlapa erhofft, dass es an die gute Leistung in Freiburg anknüpfen kann. Der Trainer: „Natürlich hatten wir in Freiburg nicht nur gute Phasen, aber aus den schwachen Abschnitten haben wir uns schnell wieder herausgearbeitet.“

Es wäre eine gute Basis, um die bislang überzeugende Bilanz des neuformierten Teams – aktuell auf Tabellenplatz drei mit 8:4 Punkten – sogar noch auszubauen. Und das vermeintliche Osnabrück-Trauma zu beenden.

Text: Robert Milde
Bild: Jochen Aumann


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