Autor: Nils Gerstmeier

Kracherspieltag – Teil I: Die Eisvögel Freiburg kommen zu den EIGNER Angels Nördlingen

Zum Auftaktspiel der Rückrunde in der 1. Basketballbundesliga der Frauen kommt kein Geringerer als der Deutsche Meister aus dem Jahre 2022 in die Nördlinger Hermann-Keßler-Halle.

Die Nördlinger Angels beenden die Hinrunde in der 1. Basketballbundesliga der Frauen auf einem guten fünften Platz mit einer positiven Bilanz und dem Wissen, dass mit dem gewissen Quäntchen Glück eine Podiumsplatzierung durchaus realistisch und verdient gewesen wäre. Trotzdem ist man mehr als zufrieden mit der Leistung der sympathischen Nördlinger Truppe und noch gespannter auf die überaus vielversprechende Rückrunde, die direkt mit zwei absoluten Krachern beginnt. Zunächst gastieren die Eisvögel aus Freiburg im Ries, die als direkter Verfolger der Angels heiß auf eine Revanche sind, schließlich wurde man in eigener Halle zwischendurch förmlich an die Wand gespielt. Und zum Jahresabschluss kommt es dann zu einem ersten Höhepunkt in der sechzehnten Nördlinger Bundesligasaison. Der amtierende Deutsche Meister aus Keltern gibt sich die Ehre und wird – genauso wie die Freiburger Mannschaft – mit ordentlich Spektakel begrüßt: Man hat sich hinter den Kulissen einiges einfallen lassen, um diese beiden Spieltage zu einem absoluten Muss für alle Nördlinger Sportfans zu machen: Tombola, Gewinnspiele, Halbzeitshow und vieles mehr sorgen für das angemessene Rahmenprogramm rund um diese beiden Top-Spiele zum mit einem stimmungsmäßigen Highlight zum Jahresabschluss.

Die Eisvögel aus Freiburg sind keine Unbekannte, entführten die Angels vor einigen Wochen in phänomenaler Manier noch zwei wichtige Punkte aus dem Breisgau. Seitdem hat sich das Freiburger Team weiter stabilisiert und lauert direkt hinten den EIGNER-Girls auf Platz 6 der Tabelle. Mit ihrer ganzen Erfahrung und Qualität schafften sie es sogar, den Meisterschaftsaspiranten Hannover – genauso wie die Nördlinger – in eigener Halle niederzuringen. Schlüssel wird es also sein, anders als in Berlin, direkt von Anfang an hellwach zu sein, um dem überaus schnellen und attraktiven Spielstil der Eisvögel schritthalten zu können. Dafür wird Coach Rozlapa sicherlich die richtigen Schlüsse aus dem Spiel in der Bundeshauptstadt gezogen haben.

Die Zuschauer erwartet im Nördlinger Rampenlicht eine sehenswerte Basketballshow, die in diesem Aufeinandertreffen wieder mal zu einem großen Teil von Deutschen Nachwuchstalenten aufgeführt, von internationalen Leistungsträgerinnen ergänzt und von einer Basketball-Legende gekrönt wird, wenn die 47-jährige Mirna Paunovic das Feld betritt.

All das zur ungewohnten Vorweihnachtszeit am Freitagabend um 19:30 Uhr in der Nördlinger Hermann-Keßler-Halle. Als kleines Weihnachtsbonbon sind die Eintrittspreise für die kommenden beiden Spiele stark reduziert. Wegen all der geplanten Aktionen wird ein größerer Zuschauerandrang erwartet, weshalb eine rechtzeitige Anreise empfohlen wird. Wer also live dabei sein möchte, sollte sich mit dem Ticketkauf unter eigner-angels.de beeilen, bevor die besten Plätze vergriffen sind.

Also: Licht aus, Scheinwerfer an und alle Augen nach Nördlingen in die Halle gerichtet!

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

EIGNER Angels rauschen bei ALBA Berlin haarscharf an der Überraschung vorbei

EIGNER Angels kämpfen in der Bundeshauptstadt gegen ausgefahrene Albatross-Krallen, haben in einem höchst intensiv geführten Spitzenspiel am Ende aber knapp das Nachsehen und verlieren mit 66:70 (18:15, 18:17, 16:10, 18:24).

100 Sekunden vor Schluss standen in der Berliner Sömmeringhalle die knapp 1500 Fans ob ihres schon sichergeglaubten sechsten Heimspielsiegs in Folge freudtaumelnd die Fäuste in die Luft gestreckt und blickten zufrieden auf die Anzeigentafel, die einen Zwölfpunkte-Vorsprung für die Gastgeberinnen zeigte. Der Gedanke, dass wenige Sekunden später die Hütte brennen und das Spiel innerhalb weniger Momente aus der Hand gegeben werden würde, war zu diesem Zeitpunkt völlig absurd. Doch eins nach dem anderen.

Matiss Rozlapa startete wie üblich mit Brandi Beasley, Mariam Haslé-Lagemann, Erika Davenport, Nicole Brochlitz und Leonie Kambach. Eine altbewährte Aufstellung, die in den ersten Sekunden der lautstarken Atmosphäre ihren Tribut zollen musste. Bereits nach 50 Sekunden führten die Berlinerinnen mit 6:0 und ließen den Nördlinger Coach mit einem Kopfschütteln in der bereits früh auf Betriebstemperatur lauten Sömmeringhalle stehen. „Ich habe mein Team nicht gut vorbereitet und nehme diese Anfangsphase auf meine Kappe“, gestand der sichtlich mitgenommene Nördlinger Trainer, der bereits nach wenigen Minuten seine komplette Mannschaft durchrotierte. Beim 15:5 nach viereinhalb Minuten bahnte sich ein ähnliches Drama an wie schon vor zehn Monaten an gleichem Ort, als die Angels einen 15:0-Lauf zu Spielbeginn kassierten. Doch Trainer Rozlapa zog die erste Auszeit und mahnte zu einem körperbetonteren und aggressiveren Spiel seiner Schützlinge, um der intensiven Defensearbeit der Gegnerinnen Paroli zu bieten. Das Team rund um die stark aufspielende Lisa Bertholdt, deren Aufeinandertreffen mit ihrer Schwester einen zwanzigköpfigen, aufsehenerregenden, superlauten Fanblock mit eigens gestalteten T-Shirts erzeugte, nahm sich dieser Körperlichkeit an und konnte den Abstand zum Viertelende auf ein 18:15 reduzieren.

Zu Beginn des zweiten Viertels war die Anfangsnervosität anscheinend vollständig abgelegt und man war nun wach und bereit für das physische Spiel der Berlinerinnen. Blitzschnell und -sauber waren die Finger in der Defense und mindestens ebenso schnell die erste Nördlinger Führung nach Wiederanpfiff. Nach einer guten Minute und sieben deutschen Angelspunkten sah sich Cristo Cabrera, ALBA-Coach, zu seiner ersten Auszeit gezwungen. Roosa Lehtoranta sorgte mit zwei absoluten Traumpässen für insgesamt acht Punkte auf Lisa Bertholdts Konto. Einzig die auffällige Nachlässigkeit von der Freiwurflinie sorgte dafür, dass sich Nördlingen trotz intensiver Berliner Verteidigung nicht weiter absetzen konnte und so ging es mit einem ausgeglichenen Spielstand in die Halbzeitpause.

Der verschlafene Start des ersten Viertels war längst vergessen – hellwach und körperbetont wurde um jeden Millimeter gekämpft, die Foulpfiffe blieben aber aus. Die sogenannte „internationale Härte“, die die Deutschen Fans bei Nationalspielen verwundert zurückließen, war offenbar inzwischen auch im Deutschen Norden eingekehrt. Spiele, die in den südlicheren Regionen ausgetragen werden, haben von diesem Trend anscheinend noch nichts mitbekommen. Alba konnte sich durch ihre höchst aggressive Frau-Frau-Verteidigung ein wenig absetzen (46:37, 25‘). Das Spiel wurde mit jedem Angriff härter und intensiver – inzwischen lag bei jedem Angriff mindestens eine Spielerin pro Mannschaft auf dem Boden. Das gefährlich rutschige Klebeband bei den Werbeaufklebern auf dem Boden taten ihr Übriges. All das schien in die Köpfe der Nördlinger Spielerinnen einzudringen, denn die Fehlerquote stieg stetig an, wodurch Alba durch Dreier von Snyder auf 52:39 davonziehen konnte.Das offensive Teamspiel der Angels war zwischenzeitlich zum Stillstand gekommen und riskante Lob-Pässe führten zu immer weiteren Turnover und sorgten für Berliner Oberwasser. Auch die Freiwurfquote von nur 50 Prozent verboten ein knapperes Ergebnis. Schließlich fasste sich Danielle McCray ein Herz und sprintete nach einem Rebound „coast to coast“ zum 52:42 Zwischenstand nach dreißig Minuten.

Der letzte Durchgang verlief dann zunächst so, wie der dritte aufgehört hatte. Eine höchst intensive Defense-Schlacht, bei dem die ballführenden Spielerinnen gedoppelt, teilweise von drei Spielerinnen verteidigt wurden, zeigte, dass sich auf beiden Seiten kein Millimeter geschenkt wurde. Zwischen Ellbogen und Fingernägeln lief den Angels aber so langsam die Zeit davon, bis bei ebendiesen hundert Sekunden vor Schluss die trügerische Gewissheit über einen ALBA-Sieg in die Sömmeringhalle eintrudelte. Doch urplötzlich ging ein Ruck durch das RozlapaTeam und nach 5 fünf Auszeiten und einigen taktischen Fouls wechselte die Berliner Feierlaune zu erschrockenen Defense-Rufen. Stück um Stück hatten sich die Angels an die Albatrosse angepirscht und waren 18 Sekunden vor Schluss nur noch zwei Punkte vom Ausgleich entfernt. Beasleys Steal bei einem Berliner Einwurf sorgte dann für einen weiteren panischen Aufschrei, doch Lisa Bertholdt, „player of the match“, verpasste den freien Dreier. Auch drei Offensivrebounds später fand der Ball – wie so oft in diesem Spiel – einfach nicht den Weg in den Korb und plötzlich war das Spiel vorbei. Schrecken, Enttäuschung und Erleichterung waren selten so nah beieinander.

Coach Rozlapa nahm die Niederlage später auf seine Mütze, ist aber überzeugt, dass sein Team besser ist, als es die Tabelle aussagt. Dreimal sei unglücklich verloren worden, aber man lerne jedes Mal daraus und sei jedes Spiel stärker.
Bereits kommenden Freitagabend steht das erste Spiel der Rückrunde an, wenn der Deutsche Meister aus dem Jahre 2022, die Freiburger Eisvögel, in der Nördlinger Hermann-Keßler-Halle gastiert. Ein Spiel, für den sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt, denn die Angels-Verantwortlichen haben für die nächsten beiden Heimspiele ordentlich was geplant…

Für die Angels spielten: Erika Davenport (15 Punkte), Danielle McCray (9), Nicole Brochlitz (13), Enija Viksne (4), Roosa Lehtoranta (2), Mariam Haslé-Lagemann (3), Lisa Bertholdt (14), Brandi Beasley (6), Leonie Kambach

Bei ALBA Berlin fielen auf: Mulligan (15), Grigoleit (16), Bertholdt (12)

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Benedikt Lasser

Spitzenspiel beim großen ALBA Berlin

Die EIGNER Angels reisen zum Abschluss der Hinrunde in der 1. Frauenbasketball-Bundesliga in die Bundeshauptstadt zum Tabellenzweiten ALBA Berlin und erwarten ein hochklassiges und spannendes Spitzenspiel im Kampf um die Podiumsplätze.

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und so wartet zum Abschluss der Hauptrunde in der 1. Bundesliga des Deutschen Frauenbasketballs, zu der die EIGNER Angels Nördlingen als kleinster Standort der Liga inzwischen seit sechzehn Jahren ununterbrochen angehören, das große ALBA Berlin.

Zwei Siege stehen in der jüngeren Vergangenheit einer Niederlage gegenüber. 2020 zog man gegen die damals noch in der 2. DBBL spielenden Albatrosse ins Finalturnier des Pokals ein. Gut zwei Jahre später konnte man das zweimalige Aufeinandertreffen dann ausgeglichen gestalten. Während bei den rundum ausgetauschten Angels nur Mariam Haslé-Lagemann noch düstere Erinnerungen an die Anfangsphase beim Gastspiel haben dürfte, ist der Kern des Berliner Leuchtturmvereins zusammengeblieben.
Das Spiel der aktuellen Tabellenzweiten zeichnet sich durch eine unvergleichliche Breite des Kaders aus. Sechzehn Spielerinnen standen für ihre gelb-blauen Farben bereits auf dem Feld und ließen dabei nur 60 Punkte pro Spiel zu – ligaweiter Bestwert! Offensiv getragen wird das Team der Hauptstädterinnen von den drei US-Amerikanerinnen Margaret Mulligan (10ppg), Deeshyra Thomas (15ppg) und Laina Snyder (10ppg) sowie von der großen Schwester von Lisa Bertholdt – Marie Bertholdt (11ppg). Auch Ex-Angels Nina Rosemeyer fällt immer wieder positiv auf. Zahlreiche weitere deutsche (Nachwuchs-)Spielerinnen ergänzen das Top-Team gut und komplettieren es auf jedweden Positionen.

Die altehrwürdige Sömmeringhalle gilt als absolute Festung, liegt die letzte Heimniederlage der Berlinerinnen fast ein halbes Jahr zurück. Damals verlor man in der letzten Saison das Hinspiel um Platz 3 gegen die Panthers Osnabrück. Unabhängig davon ist die Sporthalle Charlottenburg auch jene Halle mit den meisten Zuschauern. Nur selten feuern weniger als 1500 Fans ihre Albatrosse an. Auf die Frage, ob eine solche Atmosphäre einen Einfluss auf die Spielerinnen hat, nickt Nördlingens Brandi Beasley eifrig und lacht:

„Es ist wirklich toll, vor solch einer großen Kulisse zu spielen! Wir werden die Atmosphäre richtig einsaugen und genießen! Wir haben zwar Respekt vor dem Namen ALBA Berlin, aber Platz für Ehrfurcht ist da keiner. Es ist ein Spiel wie jedes andere, auf das wir uns auch vorbereiten wie auf jedes andere.“

Die Albatrosse haben wie die Angels einige ihrer Spiele knapp verloren und haben dadurch nur einen Sieg mehr auf dem Konto. Wenn alles gut läuft, könnte man mit einem Sieg sogar an den Gastgeberinnen vorbei auf den zweiten Tabellenplatz ziehen. Das dazu notwendige Selbstbewusstsein hat das Team rund um Point Guard Beasley auf jeden Fall:

„Wir sind super stolz auf unsere bisherige Leistung! Die Spiele, die wir mit nur einem Punkt verloren haben, schmerzen zwar besonders, aber wir lernen davon. Die Mannschaft versteht sich hervorragend und jeder ist mit vollem Herzblut dabei und kennt die Richtung, in die wir gemeinsam gehen wollen.“

Die angesprochene Richtung ist offensichtlich nach oben und ob das nicht nur geographisch (nach Norden), sondern auch spielerisch und tabellarisch gelingt, lässt sich am Sonntag um 16 Uhr wie immer live und kostenlos auf Sporttotal verfolgen. Bundeshauptstadt gegen Kreisstadt, Bertholdt gegen Bertholdt, Berlin gegen Nördlingen, Albatrosse gegen Engel – wer behält die Oberflügel?

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Ein guter Angel fliegt nur so hoch, wie er muss

EIGNER Angels Nördlingen ziehen mit einem am Ende deutlichen 69:49-Sieg (18:9, 10:16, 24:15, 17:9) in das Pokalviertelfinale ein, zeigen dabei aber ihr bislang schwächstes Saisonspiel.

Matiss Rozlapa begann mit der gewohnten Starting-Five in das Pokalachtelfinale gegen die Falcons aus Bad Homburg im äußerst stimmungsgeladenen Primodeus Park. Der Start verlief ganz nach dem Geschmack der mitgereisten Nördlinger Fans: Wenige Minuten gespielt und das amerikanische Trio lässt ein 4:12 von der Anzeigentafel leuchten. Besonders Erika Davenport schien wie ein Leuchtturm heraus und lud bei fünf Minuten Spielzeit direkt 10 Punkte, einige Rebounds, Assists und Steals auf ihr Konto. Dem gegenüber stand jedoch eine elfprozentige Dreierquote, die ein deutlicheres Viertelergebnis als das 18:9 aus Nördlinger Sicht verbot. Die individuelle Klasse wurde durch die schläfrige Defense neutralisiert. Immer wieder war man zu spät und kassierte unnötige Fouls. Lediglich wegen der schwachen Freiwurfquote der Gastgeberinnen konnten die Gastgeberinnen auf Distanz gehalten werden.

Hatte man als geneigter Basketballfan im ersten Viertel ob der Ideenlosigkeit und Fehleranfälligkeit noch kritisch die Leistungen der beiden Mannschaft begutachtet, zeigte sich im zweiten Viertel auf Seiten der Angels praktisch eine Leistung, die der Arbeitsverweigerung gleichkommt. Unzählige Turnover, reihenweis einfalls- und ideenlose Angriffe, die aus nicht mehr als einem Pass zu einer an der Dreierlinie abdrückenden Spielerin bestanden und in der Defense die immergleichen Fouls, weil man stets einen Schritt zu spät war. Eine Dreierquote von 13 und eine Zweierquote von 33 Prozent bestätigen die schlechte Angriffsarbeit. Bad Homburg wird sich ärgern, in dieser Zeit nicht mehr Kapital aus der Schwäche der Angels geschlagen zu haben, aber 28% aus dem Zweipunktebereich und lediglich 50% von der Freiwurflinie sind selbst für solche Gegner zu wenig. Dennoch robbten sich die Falcons vor allem in Person von Geri Georgieva Stück für Stück heran und konnten mit einem 25:28 durchaus zufrieden in die Kabinen gehen.

Dort hielten sich die Angels ungewöhnlich lange auf, gab es auch ungewöhnlich viel zu besprechen. Man hatte sich eben viel zu sagen, sicherlich aber nicht, dass man im bisherigen Spielverlauf zu wenige Fouls gesammelt hätte. Dennoch handelte man sich innerhalb von 22 Sekunden gleich drei von ihnen ein, ehe Beasley für Drei und Mariam Haslé-Lagemann mittels einem Fastbreak-Korbleger nach 90 Sekunden bereits die erste Bad Homburger Auszeit provozierte. Nicole Brochlitz löste nun Erika Davenport als tragende Spielerin ab, ließ für sich einen Block auf dem Spielberichtsbogen vermerken und netzte gleich doppelt von außen zum 41:30 aus Nördlinger Sicht ein. Zwar war man im Angriff jetzt zumindest einigermaßen wach, schlief man in der Verteidigung noch immer. Ein ums andere Mal gewährte man den körperlich und zahlenmäßig unterlegenen Gastgeberinnen Offensivrebounds, die in wertvolle Punkte umgemünzt werden konnten. Vor allem Bad Homburgs Aufbauspielerin Da’Ja Green konnte nun immer wieder einfach punkten. Während Nicole Brochlitz ihren dritten Distanzwurf versenkte, handelte sich Lisa Bertholdt hingegen ihr viertes Foul ein. Ein rabenschwarzer Tag für die sonst so erfolgreiche Kapitänin. Brandy Beasley war es, die das 40:52 zum Ende des dritten Viertels markierte und somit wieder so etwas wie Sicherheit im Nördlinger Spiel versprühte.

Das letzte Viertel begann mit sieben Turnover innerhalb von 90 Sekunden, was den auffallend chaotisch-nervösen Spielstil beider Mannschaften gut belegt. Von da an riss man sich auf Nördlinger Seite aber nun endgültig zusammen und brachte gemeinsam das Spiel in den sicheren Hafen. Nicole Brochlitz mit ihrem vierten Dreier und Roosa Lehtoranta mit zwei Fastbreak-Punkten erzielten die letzten Punkte zum 69:49-Sieg, der mehr Krampf als Eleganz war.

Nach diesem hoffentlich nur kurzen spielerischen Tiefpunkt geht es am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr direkt weiter, wenn die Saarlouis Royals, die ihrerseits im Pokal die Eisvögel Freiburg nach zwei Verlängerungen niederrangen, in der Hermann-Keßler-Halle zum vorletzten Hinrundenspiel gastieren. In der Halbzeitpause wird dann auch das Viertelfinale des Pokals ausgelost. Dabei sein lohnt sich also!

Für Nördlingen spielten: Erika Davenport (20 Punkte), Danielle McCray (3), Nicole Brochlitz (16), Enija Viksne (2), Roosa Lehtoranta (9), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (0), Brandy Beasley (14), Leonie Kambach (3)

Bei Bad Homburg fielen auf: Geri Georgieva (17) und Da’Ja Green (14).

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Benedikt Lasser

EIGNER Angels reisen für das Pokalachtelfinale nach Bad Homburg

Für das zweite von drei Spielen innerhalb von acht Tage reisen die Nördlinger Angels in das 300km entfernte Bad Homburg. Der Zweitligist ist für die Angels im Pokalachtelfinale ein, im Vergleich zu den anderen Kontrahenten, sportlich dankbareres Los, das aber dennoch nicht unterschätzt werden darf, schließlich ist das  Team rund um die in Nördlingen bekannten Geri Georgieva und Isabel Gregor der momentane Spitzenreiter der 2. DBBL Süd – noch vor dem Serienmeister TSV Wasserburg, gegen die sie ihre bisher einzige Niederlage einstecken mussten.

Das Homburger Team besticht durch seine Ausgeglichenheit. Vier Spielerinnen, darunter die einzigen beiden ausländischen Spielerinnen Abby Niehues und Da’Ja Green sowie auch die bereits erwähnte Georgieva, punkten im Schnitt zweistellig. Isabel Gregor und Annika Holzschuh komplettieren das schlagkräftige Sextett der Hessen, das von der deutschen Lia Kentzler punktemäßig angeführt wird.

„Wir dürfen Bad Homburg auf keinen Fall unterschätzen, daher bereiten wir uns auf dieses Match genauso intensiv vor wie auf ein „normales“ Ligaspiel, wobei unser Hauptfokus aber auf uns selbst liegen wird und darauf, unsere Fehler vom Spiel am Sonntag zu korrigieren“ gibt Nördlingens „Player“, Nicole Brochlitz einen Einblick in die zwei Trainingstage.

Ob Matiss Rozlapas angeordnete Regeneration und Vorbereitung auf das Pokalduell gut genug war, wird sich am morgigen Mittwochabend zeigen, wenn im Homburger Primodeus Park um 19:00 Uhr der Hochball ansteht. Das Spiel wird außerdem live auf Sporttotal übertragen – genauso wie die Auslosung des Pokalviertelfinals. Denn die findet bereits am Sonntag in der Halbzeitpause des Nördlinger Heimspiels gegen Saarlouis statt. Wir werden berichten. Doch bis dahin müssen erstmal noch die Bad Homburg Falcons überstanden werden. Engel gegen Falken eben. Ein Klassiker.

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Angels fliegen zu hoch für die Eisvögel aus dem Breisgau

EIGNER Angels gewinnen bei den Eisvögeln Freiburg ein erwartet umkämpftes, aber stets faires Spiel mit 87 zu 71 (20:15, 20:22, 13:25, 22:21) und bleiben damit Keltern-Jäger Nummer 1.

Matiss Rozlapa schickte Erika Davenport, Nicole Brochlitz, Mariam Haslé-Lagemann, Brandi Beasley und Leonie Kambach als Starting Five aufs Feld. Auf den Punkt hellwach agierte man sehr konzentriert und führte nach gut vier Minuten mit 13:5. Brandi Beasley war von den Gastgeberinnen nicht zu stoppen hatte zu diesem frühen Zeitpunkt bereits neun Punkte auf dem Konto. Zu löchrig war die Freiburger Defense, zu einfach konnten die Nördlinger Spielerinnen zum Korb ziehen oder unbedrängt vom Zonenrand werfen. Das wollte sich Meistercoach Harald Janson nicht länger ansehen und rief zur ersten Auszeit, die Wirkung zeigte: Freiburg wurde nun wesentlich körperlicher und packte beherzt und unbeschwert an den Arm und konnte zur Viertelpause auf 15:20 verkürzen.

Die Angels hatten offenbar ihre Probleme gegen das aggressive Doppeln der Eisvögel und konnten inzwischen nicht mehr so souverän das Spiel bestimmen. Nach dem dritten And-One rückte Freiburg den Nördlinger Engeln so richtig auf die Pelle und verkürzten auf 22:25, Mitte des zweiten Viertels übernahmen sie sogar die Führung und heizten somit die gewohnt vollgepackte Unihalle auf. Coach Matiss Rozlapa reagierte folgerichtig und rief seine Spielerinnen zu einer Auszeit auf die Bank. Seine klaren Worte kamen offenbar an, riss man sich nun wieder zusammen und stabilisierte das Spiel, sodass man mit einem 40:37 aus Nördlinger Sicht in die Kabinen ging.

Nachdem die erste Halbzeit recht umkämpft und auf Augenhöhe war, zeigte sich den zahlreichen Zuschauern dann im zweiten Durchgang ein gänzlich anderes Bild: Die Angels kamen aus der Pause wie die Feuerwehr, hellwach, provozierten zahlreiche Freiburger Turnovers und zogen auf 51:39 davon. Nicole Brochlitz war dabei zusammen mit Brandi Beasley dabei unaufhörlicher Motor des Spiels. Enija Viksne beeindruckte mit zielgenauen Pässen über das halbe Spielfeld und die Nördlinger zweite Garde wurde nun ebenso in Szene gesetzt, sodass sich Freiburger Coach Harald Janson beim 39:53 zu einer Auszeit gezwungen sah. Zu harmlos waren seine Spielerinnen wieder in der Defense, zu ungefährlich in der Offense. Doch 20 Sekunden später folgte direkt die zweite Auszeit, nachdem Roosa Lehtoranta mit dem „Assist des Spiels“ über den Kopf zu Lisa Bertholdt verlängerte, die ihrerseits mit einem lupenreinen Dreier einen 16:2-Lauf markierte. Nach einer zwischenzeitlichen 21 Punkte-Führung, bei der man den geschätzten Freiburger Basketball regelrecht an die Wand spielte, ließ man auf Nördlinger Seite die Zügel etwas lockerer, was zum 65:50 Viertelergebnis führte.

Einzig Veteranin Mirna Paunovic hielt mit ihrer unermüdlichen Ackerei unter dem Korb die Eisvögel im Spiel. Nördlingen auf der Gegenseite setze voll auf seine Jungen und hielt stets das Heft in der Hand. Auch die mitgereiste Anna Löffler bekam ihre ersten Minuten und zeigte direkt eine ordentliche Leistung. Zwar konnte Freiburg nochmals auf elf Punkte verkürzen, doch nie hatte man das Gefühl, dass das Spiel nochmal eng werden würde. Nach einem dritten „Swish-Dreier“ von Lisa Bertholdt war das Spiel gelaufen und die Fäuste der mitgereisten Nördlinger Fans zeigten gen Spielstandsanzeige, von der ein 71:87 herunterleuchtete.

„Das war ein toller Teamerfolg mit einem verdienten Sieg für uns!“, lautet die einstimmige Meinung im Nördlinger Lager und so geht man mit breiter Brust und einem guten Gefühl in die FIBA-Pause und dann in das nächste Heimspiel gegen die Panthers aus Osnabrück, mit denen man nicht nur eins, sondern mindestens fünf Hühnchen zu rupfen hat.

Für die Eigner Angels spielten: Erika Davenport (9 Punkte), Danielle McCray (10), Nicole Brochlitz (13) Enija Viksne (12), Roosa Lehtoranta (6), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (13), Brandi Beasley (22), Anna Löffler (0), Leonie Kambach (0)

Bei den Eisvögeln Freiburg fielen auf: Cheah Rael-Whitsitt (16), Mirna Paunovic (10), Zakiyah Winfield (9)

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Von Reisen ins Badische – Teil I

Eigner Angels reisen am Samstag erstmals in dieser Saison gen Süden und treffen im „Unidome“ auf den Tabellennachbarn und geschätzten Konkurrenten aus Freiburg im Breisgau.

Ein knappes Viertel der Hauptrunde in der 1. Damen Basketballbundesliga ist gespielt, da sieht der Spielplan einen kuriosen Spieltag vor: Alle Spiele am kommenden Wochenende werden von den jeweiligen Tabellennachbarn ausgetragen und so treffen die EIGNER Angels aus Nördlingen eben auf einen ihrer direkten Konkurrenten, die Eisvögel aus Freiburg, Platz drei gegen Platz vier, tolle Basketballatmosphäre gegen viel Potenzial, weiße Trikots gegen dunkle, Baden gegen Schwaben.

Ein Blick in die Historie enthüllt vergangene Aufeinandertreffen auf Top-Niveau und eine recht ausgeglichene Bilanz. Aus Nördlinger Sicht erinnert man sich natürlich gerne an den Pokaleinstand aus der letzten Saison, als Ex-Angel Anissa Pounds buchstäblich in letzter Sekunde ein Vierpunktspiel zum Sieg vollbrachte. Doch seitdem ist viel passiert – sowohl bei den Angels als aber auch bei den Eisvögeln: Meistercoach Harald Janson ist an die Seitenlinie zurückgekehrt und beerbt sein Erbe Victor Herbosa, der nach langjähriger Arbeit in Freiburg nach Spanien heimgekehrt ist. Ungefähr genauso lange, wie Harald Janson bei den Eisvögeln ist, verbringt auch Mirna Paunović ihre Karriere dort. Die inzwischen 47-Jährige ist nicht mehr aus der Stadt an der Dreisam wegzudenken und schon fast das Gesicht des Vereins. Sie wird auf den großen Positionen unterstützt von der Tschechin Karla Gergelova, der Amerikanerin Cheah Rael-Whitsitt, die für die verletzte Japanerin Rika Tanimura nachverpflichtet wurde und Emilly Kapitza, deren Geschichte mit Nördlingen lieber nicht ausgeführt wird. Außerdem gehören Zakiyah Winfield und Christa Reed, die in ihre dritte Saison im Breisgau geht, zum ausländischen Quin-/Sextett der Gastgeberinnen. Sie ergänzt eine ganze Reihe an hochtalentierten deutschen (Nachwuchs-)Spielerinnen, die die Eisvögel im Gesamtpaket zu einem gefährlichen, aber basketballerisch attraktiven Gegner machen.

So mussten sich die Deutschen Meisterinnen aus 2022 lediglich gegen den bisher ungeschlagenen Tabellenführer und aktuellen Deutschen Meister aus Keltern und vergangenes Wochenende gegen die Zweitplatzierten von ALBA Berlin geschlagen geben, wobei man dort in einer gut gefüllten Sömmeringhalle eine Halbzeit lang gut mitgehalten hat. Punktegaranten sind das amerikanische Trio aus Rael-Whitsitt (12 Punkte pro Spiel), Winfield (13) und Reed (11), die von ihren Teamkameradinnen gut unterstützt werden. „Teamwork“ ist das Stichwort beim Freiburger Basketball – nicht nur im zwölfköpfigen Team, sondern auch auf den Zuschauerrängen. Die Unihalle hat zwar nicht die größte Kapazität, aber dafür das lauteste Publikum, das jedes Spiel zu einem mit PlayOff-Charakter werden lässt. Davon sollte sich die Mannschaft rund um Matiss Rozlapa aber nicht einschüchtern lassen, schließlich hat man eine – typisch Nördlingen – Granaten-Starting-Five mit der effektivsten Spielerin und der besten Dreierschützin der Liga. Wenn Coach Rozlapa es schafft, alle seine Spielerinnen gut in Szene zu setzen und auch die neu verpflichtete Roosa Lehtoranta langsam an ihre gewohnten Leistungen anknüpfen kann, können sich die zahlreichen Zuschauer wieder auf ein spannendes und äußerst hochklassiges Match in der zweitschönsten Stadt Deutschlands freuen, bevor es dann in die kurze FIBA-Pause geht.

Der Hochball ist in der Freiburger Unihalle am Samstagabend um 18:00 Uhr und kann mitsamt dem Spiel live und kostenlos auf sporttotal.tv verfolgt werden. Reinschauen ist ein Muss!

Auf geht’s, Nördlingen!

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Gute Teamleistung der tapferen Sieben

Schnell war sie voll, die Spielstätte der zweiten Runde des Pokalspiels zwischen dem Gastgeber aus Schwabach und dem großen Favoriten aus Nördlingen. Ein gutes Drittel der Zuschauer machten dabei Nördlinger Fans aus, die zwischenzeitlich auch ordentlich die Stimmung anheizten und ihr Team zu einem 110:44-Sieg (32:8; 26:11; 23:18; 29:7) anfeuerten.

Verletzungspräventiv aussetzen mussten Danielle McCray und Nicole Brochlitz, die auch die kommende Woche noch intensiv unter medizinischer Behandlung stehen werden und deren Einsatz gegen Herne fraglich ist. Anna Löffler hatte zuhause mit der Regio-Mannschaft alle Hände voll zu tun und so startete Matiss Rozlapa mit Brandi Beasley, Yuliia Musiienko, Mariam Haslé-Lagemann, Lisa Bertholdt und Erika Davenport ins erste Viertel.
Unüblich: Es stand nur ein Schiedsrichter bereit, der das Spiel anpfiff. Da kam es ihm wohl zugute, dass das Spielfeld kleiner als normalerweise war und er so weniger Fläche zu überschauen hatte. Er machte seinen Job gut – ebenso die Angels, die angeführt von Lisa Bertholdt innerhalb weniger Minuten mit 16:4 in Front lagen. Simpler, aber schöner Teambasketball, einfaches Give-and-Go des einsatzfähigen Ami-Duos und der Kombination Bertholdt/Haslé-Lagemann durchschnitt die Schwabacher Defense und zwang ihren Coach zur ersten Auszeit. Zwar stand die Verteidigung anschließend kompakter, aber freilich hatte der Zweitligist dem Hauptrunden-Vierten der vergangenen Saison nicht viel entgegenzusetzen und so markierte Brandi Beasley das 32:8 zum Ende des ersten Viertels.

Schwabach kam besser aus der Viertelpause und beim 14:37 hörten die Zuschauer erstmals Matiss Rozlapas laute Stimme bei seiner Auszeit durch die Halle schwingen.  Das Spiel wurde statischer und man war plötzlich gezwungen, Würfe von außen zu nehmen. Yuliia und Lisa nahmen sich dieser Verantwortung an und versenkten ihre Distanzwürfe auch, während die ukrainischen Finger und jene von Erika Davenport ein ums andere Mal in der Defense zur Stelle waren und zahlreiche Schwabacher Turnover provozierten. Brandi Beasley war es wieder, die das Halbzeitergebnis von 58:19 aus Nördlinger Sicht durch einen „Arcshot-Buzzer Beater“ herstellte.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel längst gelaufen und trotzdem hatten sich jetzt wohl die Nördlinger Fans Einiges vorgenommen, denn plötzlich war richtig Stimmung in der Halle und das Gastspiel bei den Heidolph Baskets wurde gefühlt auf einmal zu einem Nördlinger Heimspiel in der zur Schwabacher Spielstätte identisch gebauten Mehrzweckhalle. Nach drei Vierteln führten die Angels mit 81:37. Trotz der kurzen 7er Rotation machten sich im Schlussabschnitt die konditionellen Vorteile der Angels gegenüber den tapfer kämpfenden Schwabacherinnen bemerkbar und so war es einer der weniger hart verteidigten Korbleger von Enija Viksne, der den 100. Punkt auf die Anzeigentafel brachte. Brandi Beasley erneut war es, die den letzten Korb des Viertels erzielte und somit mit einem symbolischen Dreier den 110:44 Endstand herstellte.

„Eine gute Teamleistung unserer tapferen Sieben“ attestierte der mitgereiste sportliche Leiter, Martin Fürleger, der Mannschaft, und blickte zwar optimistisch, aber ob der großen Verletzungsprobleme auch besorgt auf das bevorstehende Ligaduell in Herne, das am kommenden Samstag um 18:00 Uhr steigen wird. Der Pokal geht in der ersten Dezemberwoche in die dritte Runde. Der Gegner wird noch ausgelost.

Für die Angels spielten: Erika Davenport (13 Punkte), Enija Viksne (16), Mariam Haslé-Lagemann (17), Lisa Bertholdt (22), Brandy Beasley (20), Yuliia Musiienko (9), Leonie Kambach (13)

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Bene Lasser

Die Eigner Angels mischen Beton an

Eigner Angels siegen in Halle beim MBC mit 69:61 (15:21, 15:12, 19:15, 12:21) und erklimmen damit – zumindest kurzzeitig – den vierten Tabellenplatz.

“Ein Sieg ist ein Sieg ist ein Sieg“, sagte Kurt Wittmann, ehemaliger Sportlicher Leiter der Eigner Angels und immer noch großer Name im Deutschen Damenbasketball, auf dem Heimweg vom Auswärtsspiel bei den GISA Lions MBC aus Halle. Gar nicht mal so schön anzuschauen war es, das Spiel der beiden Kontrahenten, die sich auch in der Vergangenheit nie etwas schenkten und mehr Kampf als Spiel boten. Da wog es vielleicht nicht ganz so schwer, dass der Livestream aufgrund großer technischer Probleme seitens des Anbieters Sporttotal vollständig ausfiel. Viel gravierender, vor allem für die Mannschaften, war dafür der Ausfall des Scoutings und dem damit verbundenen Fehlen sämtlicher Statistiken.

26 Punkte schienen nach 40 gespielten Minuten von der schicken Anzeigentafel in der swh.arena von Erikas Punktekonto herunter, die Hände der Nördlinger Bank geballt in die Luft gestreckt. Wahrscheinlich wäre sie es eigentlich gewesen, die den „player-of-the-match“-Preis verdient hätte, stattdessen räumte Brandi Beasley ab. „Ich glaube, die haben mich verwechselt. Keine Ahnung, warum ich den bekomme habe“, kommentierte die Preisträgerin ihr Präsent. Aber eins nach dem anderen:

Sabrina Haines war es vorbehalten, das Spiel mit einem lupenreinen Dreier zu eröffnen, die Angels antworteten und übernahmen sogleich das Kommando. Korb für Korb wurde erzielt, Punkt für Punkt auf dem analogen Spielberichtsbogen vermerkt, Spielfluss kam aber nicht wirklich auf, zu sehr waren die Unparteiischen unter anderem damit beschäftigt, unaufhörlich die Spielerinnen daran zu erinnern, dass das Trikot in der Hose zu stecken hat. „Das Spiel war eigentlich in unserer Hand, aber das Ergebnis war trotzdem nicht eindeutig“, so Leonie Kambach, die das Spiel krankheitsbedingt nur von der Bank aus mitverfolgte. 15:21 rief der Hallensprecher in der ersten Viertelpause den knapp 400 Zuschauern zu, darunter circa 20 Nördlinger Fans. Über die Hälfte der Nördlinger Punkte hatte da schon Davenport auf ihrem Rücken. So, wie das erste Viertel endete, startete das zweite. Tolle Spielzüge suchte man aber vergebens, stattdessen ein zäher Kampf, der bereits früh an der Freiwurflinie stattfand. Hier ließen die Angels aber einige Punkte liegen, wodurch sie es verpassten, bereits früh einen großen Vorsprung herauszuspielen und so stotterte das Spiel vor sich hin, bis man sich mit einem 33:30 aus Nördlinger Sicht in die Kabinen verabschiedete.

Traditionell zeichnete sich das Rieser dritte Viertel durch eine schwache Leistung aus. Seit dieser Saison scheint sich das zu ändern. Die ersatzgeschwächte Truppe kämpfte sich durch die Hallenserinnen und brachten vor allem Erika Davenport immer wieder in Position. Einzig die Nachlässigkeit von der Freiwurflinie verhinderte einen noch größeren Gäste-Vorsprung. Genau jener Vorsprung, der ab Minute 27 nur so dahinschmolz. Zug um Zug näherten sich die Löwinnen den Engeln an, bis sie im letzten Angriff des dritten Viertels durch einen 11:0-Run sogar mit 49:48 die Führung übernahmen, da hatte sich Brandi Beasley wegen einer Ballberührung nach Korberfolg bereits eine Verwarnung und Coach Matiss Rozlapa wegen erstmaliger Schiedsrichterkommunikation ein Technisches Foul eingehandelt.

„Wir haben uns gegenseitig gepusht und bestärkt, Coach hat einen Spielzug aufgezeichnet und wir haben endlich besser kommuniziert!“, resümierte die eigentliche player-of-the-game Erika Davenport. Zwar konnte Halle ihren Vorsprung auf vier Punkte ausbauen, doch Rozlapa vertraute seinen Spielerinnen: „Wir waren nicht aggressiv genug und haben uns keine offenen Würfe herausgespielt, aber uns fehlte immer nur das kleine Bisschen, um das Spiel wieder unter Kontrolle zu kriegen!“ Und dieses kleine Bisschen griffen sich Angels. Dreipunkte-Würfe fielen, gute Pässe wurden gespielt und vor allem wurde bei der Defense eine Schippe draufgelegt. „Wie gegen Hannover haben die Eigner Angels in der Defense Beton angerührt“, freute sich Kurt Wittmann über sein gelungenes Wortspiel und so standen die Nördlingerinnen dann auch wie ein Bollwerk und ließen nur noch einen einzigen Feldkorb zu. Vor allem Mariam Haslé-Lagemann ackerte wie eine Verrückte und erlaubte ihrer Landsfrau und Halles Top-Spielerin Joyce Cousseins-Smith am Ende nur einen Wurf. Mit 69:61 gewinnen die Eigner Girls damit das zweite von drei Spielen und gehen mit breiter Brust in die Vorbereitungswoche für das Pokalspiel in Schwabach. „Ich fands toll“, fasste Leonie Kambach schließlich den Ausflug nach Sachsen-Anhalt treffend zusammen.

Für Nördlingen spielte: Erika Davenport (26 Punkte), Danielle McCray (11), Nicole Brochlitz (9), Enija Viksne (10), Mariam Haslé-Lagemann, Lisa Bertholdt (3), Brandi Beasley (10), Yuliia Musiienko, Leonie Kambach (dnp).

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Bene Lasser

Yuliia Musiienko – die ukrainische Scharfschützin

Als kleiner Verein mit begrenzten Mitteln muss man der Konkurrenz stets einen Schritt voraus sein, um wettkampffähig zu bleiben. Dieser Schritt kann dabei in allen erdenklichen Formen gegangen werden. Und Nördlingen – als fremdbestimmter Vorzeige-Kleinverein bestehend aus viel Ehrenamtlichkeit – heimste mit dieser Taktik nicht nur ordentlich Erfahrung, sondern auch schon reihenweise Erfolge ein. Neben Qualität auf und neben dem Spielfeld, familiärer Umgebung, gutem Ruf und so weiter und so fort ist eine weitere Methode der cleveren Spielerinnensuche jene, die es verlangt, regelmäßig in für den Damenbasketball eher unüblichen europäischen Ländern der Erde nach Neuverpflichtungen zu suchen und dabei eventuell sogar auf bereits vorhandene personelle Qualitäten zu vertrauen.

Yuliia Musiienko heißt er, der neue und für diese Saison vorerst finale Fund für das Nördlinger Basketballteam in der 1. Toyota DBBL. Mit ihren 26 Jahren beginnt gerade erst die Blütezeit der zweiten Ukrainerin im Team der Rieser und dennoch bringt sie ordentlich Qualität und reihenweise nationale Erfolge mit zum einzig verbliebenen bayerischen Erstligisten: Dreimalige ukrainische Pokalsiegerin, zweifache ukrainische Meisterin und Bronzemedaillenträgerin mit der U23-Mannschaft bei der 3×3-WM 2018. Diese Erfolge und ihre guten Statistiken „von außen“ trugen sie zur vergangenen Saison zum Euroleague-Team Basket Landes nach Frankreich, jenem Team, in dem künftig auch Ex-Angel und Nationalspielerin Luisa Geiselsöder auf Korbjagd gehen wird. Die Nördlinger Fans konnten Musiienko in den vergangenen Wochen bereits in einigen Spielen sehen und sich ein erstes Bild von ihnen machen. Jetzt ist sie also endlich vollends im Team angekommen.

Die Korbjagd ist auch für Musiienko ein beliebtes Wort, soll sie in den nächsten Jahren in die großen Fußstapfen von Abgang Anissa Pounds treten, die ihrerseits ligaweit als gefürchtete Schützin galt und auch künftig in Halle, ihrem neuen Verein, gelten wird. Mit rund 43%-Trefferquote aus dem Drei-Punkte-Bereich glänzt die Ukrainerin mit sogar noch besseren Statistiken als ihre Vorgängerin. Sie gänzlich auf ihre Wurfstärke zu reduzieren, würde ihr jedoch nicht gerecht werden, gilt sie als gute Verteidigerin. Sie habe nicht nur die passende Einstellung, sondern auch die geeigneten körperlichen Voraussetzungen dafür. Außerdem, so der sportliche Leiter Martin Fürleger, erhoffe er sich mit Yuliia eine charakterstarke und durchsetzungsfähige Flügelspielerin, die das junge Team mit ihrer Erfahrung unterstützen und leiten soll. Eventuell auftretende sprachliche Barrieren hielten die in Odessa geborene 26-Jährige auch im basketballerischen hochqualitativen Landes nicht auf.

„Ich erwarte, dass sich Yuliia schnell in die Mannschaft und die Nördlinger Basketballcommunity integrieren wird und auf dem Feld Verantwortung übernimmt“, so Martin Fürleger. Bei diesem Prozess wird ihr auch ihre ukrainische Genossin Olena Vasylenko, letztjährige Aufbauspielerin, als Trainer-Assistentin helfen. Diese beiden könnten der Ursprung der neuen Nördlinger Tradition werden, regelmäßig Spielerinnen aus der Ukraine zu engagieren. Nachdem diese Saison kein Mannschaftsmitglied aus dem sonst in Nördlingen sehr beliebten Finnland angeheuert wurde, wäre also wieder Platz für neue Alternativen, den anderen Vereinen einen Schritt voraus zu sein. Nun geht es aber erstmal in die sechzehnte Saison in Folge für die Eigner Angels in der Ersten Damenbasketball-Bundesliga. Auf geht’s, Nördlingen!

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller


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