Nachlässige Angels verlieren PlayOff-Auftakt in Halle und liegen 0:1 zurück
Mit 74:87 (15:19, 24:24, 17:21, 18:23) verliert der Pokalvizemeister Nördlingen beim Kontrahenten aus Halle, die damit in der Best-Of-Five-Serie 1:0 vorlegen und mit Rückenwind in das zweite Spiel am Sonntagnachmittag gehen können.
Die große Frage im Nördlinger Lager war, wie man sich von der knappen Niederlage im Pokalfinale erholt hat und ob die aktuelle Situation rund um die Angels auch im Kopf der Mannschaft Einzug gehalten hat. Zwar war der Start in das Spiel vielversprechend – Brandi Beasley sorgte für die ersten fünf Nördlinger Punkte – doch recht bald zeigten die Hallenser ihr Potential und zogen in der gut gefüllten swh-Arena durch schnelle Dreipunktewürfe erstmals davon. Eine gut platzierte Nördlinger Auszeit und ein paar Minuten später war das Spiel wieder ausgeglichen und die Pokalvizemeisterinnen konnten die Hallenser Euphorie etwas bremsen. Man hatte sich in Sachsen-Anhalt das Top4 wohl ganz genau angesehen, denn Dreierschützin Roosa Lehtoranta wurde in einer knallharten Frau-Frau-Verteidigung kein Millimeter Freiraum gegönnt. Beim 15:19 aus Nördlinger Sicht kam die erste Viertelpause ganz recht.
Das zweite Viertel startete dann gut: Mit einem schnellen 6:0-Run erzielte man die erste Führung seit Spielbeginn und zwang Halle zur Auszeit. Das physische Spiel übertrug sich nun auch auf die Psyche der Spielerinnen. Cousseins-Smith beging ein technisches Foul und trug damit zum guten Lauf der Nördlingerinnen bei. Das zunehmend harte Spiel und die hochsensible Linie der Unparteiischen sorgten in Kombination dafür, dass beide Teamfoulgrenzen schon nach gut zwei Minuten erreicht waren. Selbst die sonst so vorsichtige Enija Viksne hatte sich bei sechs Minuten Spielzeit bereits drei Fouls angesammelt. Nachdem auch in diesem Spiel das Mittel der Wahl die Überstrapazierung der 3-Sekunden-Regel zu sein schien, musste Coach Rozlapa wieder mal die großen Positionen verstärken, um die in der Zone parkenden Centerinnen adäquat zu verteidigen. Warleys Tritt gegen Nicole Brochlitz beim Kampf um den Rebound blieb unterdessen ungeahndet; das Spiel wurde immer hitziger, die Linie der Schiedsrichter immer kleinlicher. Trotz einer überschaubaren Freiwurf- und Feldquote der Angels verlief das Viertel ausgeglichen und man blickte optimistisch auf das 43:39 auf der schicken Anzeigentafel.
Anissa Pounds, seit ihrem Weggang aus Nördlingen ein Schatten ihrer selbst, war ein wenig die Bremse im Hallenser Spiel und dennoch hatten die Nördlingerinnen keinerlei Zugriff mehr in diesem Viertel. Mit 12:6 ging die erste Hälfte dieses dritten Durchgangs an die Gastgeberinnen und zeigten, warum sie in der Tabelle zurecht im oberen Drittel stehen. Doch urplötzlich wurde sich in der swh-Arena an die 3-Sekunden-Regel erinnert, die die ganze Saison über wohl in Vergessenheit geraten war und Nördlingens Größennachteil wieder ausbügelte. Dennoch war dieses dritte Viertel eines zum Abhaken für Angels. Mit 17:21 gab man es wieder ab und sah sich beim 64:56 zum Viertelende acht Punkte im Hintertreffen.
Das letzte Viertel, eigentlich das Steckenpferd der Nördlinger Angels, startete, wie auch die vorangegangenen Spielabschnitte, katastrophal. Löchrige Defense, fehlende Kommunikation und offensive Ideenlosigkeit ließen selbst nach Rozlapas Auszeit das Schlimmste befürchten. Und wieder mal, scheinbar aus dem Nichts, ging ein Ruck durch die Silbermedaillengewinner. Hellwach, omnipräsent und Halle-like löwenstark waren die von Coach Rozlapa aufs Feld geschickten fünf Engel. Steals und Kampfeswille ermöglichten einen sehenswerten Zwischenspurt, der aber, so schnell wie er aufgekommen war, durch eine Halle-Auszeit wieder erstickt wurde. Am Ende waren es wohl die tödlichen Fehlpässe im Aufbauspiel sowie die zu schlechte Quote von der Freiwurflinie von nur 62 Prozent und aus dem Feld, die den Gastgebern aus Sachsen-Anhalt den ersten Sieg in der PlayOff-Serie bescherten. Dazu eine ungewöhnlich löchrige und unaufmerksame Defense, die mit 87 zugelassenen Punkten für das nächste Spiel in weniger als 48 Stunden viel Luft nach oben lässt.
Für die EIGNER Angels spielten: Erika Davenport (14 Punkte), Naomi Davenport (12), Nicole Brochlitz (2), Enija Viksne (6), Roosa Lehtoranta (12), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (6), Brandi Beasley (20), Anna Löffler (dnp), Leonie Kambach (dnp).
Bei den Halle Lions fielen auf: Taylah Simmons (21), Courtney Warley (14), Joyce Cousseins-Smith (12).
Text: Nils Gerstmeier
Bild: Benedikt Lasser