Eine gefährliche Ausgangslage für die Angels

Nach zwei Dritteln der DBBL-Saison 2022/23 ist die Zeit der Spekulationen weitgehend vorbei, hat sich die Spreu vom Weizen getrennt, wie es in einer alten Redewendung so schön bildhaft heißt. Auf die Basketball-Bundesliga der Frauen übertragen bedeutet das in einem Zwischenfazit, dass Hannover und Keltern wohl die Top-Teams dieser Runde sein werden, gefolgt von einem breiten Mittelfeld, das bis zum Ende der Hauptrunde um die besten Ausgangspositionen für die dann folgenden Playoffs kämpfen dürfte. Mit den insolventen Rheinland Lions steht der (einzige) Absteiger fest, Marburg und Halle dürften sich schwertun, den Anschluss an die Playoff-Plätze noch zu schaffen. So weit der Blick auf die aktuelle Tabelle.

Die Eigner Angels Nördlingen stehen derzeit hinter Hannover, Keltern und Saarlouis auf einem nur auf den ersten Blick komfortablen vierten Tabellenplatz. Die nicht unerwartete Niederlage am Mittwoch in Keltern fiel mit 54:73 ernüchternd hoch aus, wobei vor allem die eigenen 54 Punkte des nun wieder kompletten Teams deutlich zu wenig sind, um ein Auswärtsspiel zu gewinnen. Nur Sami Hill, aktuell drittbeste Werferin der gesamten Liga, scort zuverlässig, beim Rest des Teams entscheidet die (zu sehr schwankende) Tagesform über Erfolg oder Misserfolg. Leider scheint sich in dieses Muster auch US-Neuzugang Chelsea Waters einzufügen, die am Mittwoch lediglich zwei Freiwurfpunkte beisteuern konnte und ansonsten ihre sieben Wurfversuche aus dem Feld allesamt versemmelte.

Die Ausgangslage vor dem Spiel am Sonntag (16 Uhr, Hermann-Keßler-Halle) gegen den Tabellenletzten Marburg ist insofern gefährlich, weil das Liga-Urgestein aus Hessen längst nicht so schwach ist, wie man aus dem Tabellenplatz schließen könnte, und die Konkurrenz auf den Tabellenplätzen fünf bis acht den Nördlinger Korbjägerinnen im Nacken sitzt. Und bei eben dieser Konkurrenz muss das Imreh-Team, das voraussichtlich erneut mit dem kompletten Kader antreten kann, in den dann folgenden vier Auswärtsspielen hintereinander (!!) Farbe bekennen, ob es reif für einen Platz in der vorderen Hälfte des Tableaus ist. Beim Sieg in Osnabrück hatte es den Anschein, zuletzt In Keltern eher nicht.

Der BC pharmaserv Marburg unter dem neuen/alten Trainer Patrick Unger kam diese Saison nach einem erheblichen personellen Aderlass nur ganz schwer in Schwung. Erst am siebten Spieltag gelang in Herne der erste (und bislang einzige) Sieg. Der Erfolg zum Jahresende 2022 bei den Rheinland Lions war wertlos, weil alle Ergebnisse nach der Insolvenz und dem anschließenden Rückzug des Vorjahres-Vizemeisters annulliert wurden. Die Dolphins, die am Freitag bereits in Saarlouis antreten mussten (Spielende nach Redaktionsschluss), haben von ihrem Stammpersonal lediglich Marie Berthold, Theresa Simon und die langjährige Amerikanerin Tonisha Baker behalten. Zusammen mit der neuen Amerikanerin Page Bradley und der Französin Rachel Clet zählt dieses Trio auch zu den zuverlässigsten Punktesammlerinnen des Marburger Teams, bei dem noch etwas auffällt: Nur gegen Hannover und Freiburg verlor die Unger-Truppe deutlich, bei den übrigen Niederlagen war der Abstand meist weniger als zehn Punkte. Die Angels täten also gut daran, den Tabellenletzten nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Im Rahmenprogramm hat sich die Tanzgarde des Carneval Clubs Blaumeisen Huisheim angekündigt.  Wer das als Faschingsgaudi abtun möchte, dem sei gesagt, dass die Turnierformation der „Cats“ in der 2. Bundesliga des Deutschen Verbandes für Garde- und Schautanzsport startet. Ihr Auftritt könnte also beinahe ähnlich interessant werden wie der sportliche Hauptpunkt des Nachmittags.

Bild: Jochen Aumann
Text:
Robert Milde


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