Eigner Angels kehren sieglos von den Sternen zurück

Die beste Nachricht für Keltern zuerst: Goran Lojo bleibt Trainer der Rutronik Stars. Mit dem Sieg gegen die Eigner Angels muss der Trainer des bosnischen Damennationalteams die Segel noch nicht streichen. Mit (18:20), (18:9), (19:15) und (18:10) verlieren die Rieserinnen das zweite Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten mit 54 zu 73 und damit auch den direkten Vergleich.

Das Spiel startete am ungewohnten Mittwochabend ganz nach dem Geschmack des mitgereisten und zugeschalteten Nördlinger Anhangs. Immer wieder wurde die Spielerin im Post-Up gesucht und gefunden. Selbst Laken James konnte als typischer Pointguard frech unter dem Korb abschließen. Nach dem vierten Turnover der Gastgeberinnen und zwei weiteren Punkten zum 13:7 aus Nördlinger Sicht durch Leá Favre sah sich Goran Lojo, Kelterns neuer Trainer, nach gut fünf gespielten Minuten zu seiner ersten Auszeit gezwungen. Elina Koskimies, die das Spiel mit einem lupenreinen Dreier eröffnete, saß wegen ihrer zwei Fouls zu diesem Zeitpunkt längst wieder auf der Bank. Lojos Auszeit schien gefruchtet zu haben, denn Keltern spielte nun deutlich konzentrierter und aggressiver, wie der sympathische Kommentator treffend zusammenfasste. Einige Angriffe später musste wiederum Angels-Coach Imreh beim 13:13 seine erste Auszeit ziehen. Mit schnellem Spiel auf beiden Seiten, dem die automatische Kamera kaum folgen konnte, wurde das Ergebnis auf ein 18:20 zum Viertelende erhöht. Einzig die vier Blocks, die Keltern allein im ersten Viertel verzeichnen konnte, verhinderten eine höhere Führung der Nördlinger Angels, die sieben Turnover der Gastgeberinnen zu erzwingen wussten.

So punktereich, wie das erste Viertel verlief, so punktearm startete das zweite. Zwar eröffnete Remenarova mit einem erfolgreichen Dreier zur ersten Führung Kelterns, viele vergebene Korbchancen verhinderten beiden Mannschaften jedoch erst mal, davonzuziehen. Während Keltern mit schönem Passspiel die knapp 100 Zuschauer in der Speiterlinghalle zu entzücken wusste, häuften sich bei den Nördlingerinnen nun die Turnovers, was Coach Imreh zu seiner zweiten Auszeit zwang. Ungewöhnlich oft wurde auf ein Offensivfoul entschieden, sodass bereits früh auf beiden Seiten Leistungsträgerinnen auf der Bank Platz nehmen mussten. Angriff um Angriff zog Sami Hill mit ihrem „sich scheinbar niemals entleerenden Dauerakku“ unnachahmlich durch die gegnerische Defense und wurde mit acht zugesprochenen Freiwürfen in der ersten Halbzeit belohnt. Trotzdem gelang den Gästen nur noch wenig, sodass Keltern beim Halbzeitstand von 36:29 eine komfortable Sieben-Punkte-Führung mit in die Kabine nehmen konnte – auch dank Neuzugang Stephanie Kostowicz, die sich mit 10 Punkten den Titel der besten Spielerin der ersten Halbzeit mit Sami Hill teilen durfte.

Das bekannte schlechte Nördlinger Viertel begann dann auch schlecht. Ziemlich schlecht sogar. Nach Joey Klugs zweitem Foul, das Keltern zum 44:31 nutzen konnte, musste Tony Imreh also nach nach gerade einmal 127 Sekunden seine erste Auszeit nutzen. Immer wieder konnte Kelterns Alex Kiss-Rusk schön in Position gebracht werden, während auf der Gegenseite unnötig überhastet schlechte Würfe genommen wurden. Vom anfänglich hochklassigen Spiel war nunmehr wenig zu sehen, sodass nach nicht einmal fünf Minuten im dritten Viertel bereits die zweite Nördlinger Auszeit folgte. Nachdem dann auch noch Webb ihren eigenen Rebound abgreifen konnte, obwohl sie zum Zeitpunkt des Abwurfs gut neun Meter vom Korb entfernt stand, wäre Tony Imreh vor lauter Wut am liebsten höchstpersönlich auf das Feld gerannt, um mit hochrotem Kopf seinen Spielerinnen vorzumachen, was er sich von ihnen erwartet. Bei einem Blick auf den Spielberichtsbogen kamen böse Erinnerungen an vergangene Spiele gegen Keltern hoch. Doch plötzlich ging ein Ruck durch die Mannschaft und ein Doppel-Alley-Oop zwischen Mariam Haslé-Lagemann und Laken James markierten einen versöhnlichen 44:55 Zwischenstand zum Viertelende.

Dass elf Punkte im Basketball kein aussichtsloser Rückstand sind, ist weithin bekannt, doch zu viele Unsicherheiten im Nördlinger Spiel ermöglichten den Gastgeberinnen durch einfache Korbaktionen auf 21 Punkte wegzuziehen. Zwar wehrten sich die Gäste nach Kräften, doch das tolle Zusammenspiel aus dem ersten Viertel war in weite Ferne gerückt und so war die Messe längst gelesen. Lucy Michel erhielt zum Schluss nochmal die Gelegenheit, sich in der ersten Bundesliga zu beweisen, konnte aber natürlich an der deutlichen Niederlage nichts ändern. Zurück bleibt erneut die Erkenntnis, dass den Rieserinnen vor allem ihre offensive Gefahrenlosigkeit (36% im Zweierbereich und 15% im Dreierbereich) einen Strich durch ihre hohen Ambitionen in dieser Saison machen könnte. Nur 34 Punkte in drei Vierteln sind ein Beleg dafür und zeigen, dass Keltern kein gutes Pflaster für Nördlingens Korbjägerinnen ist.

Umso deutlicher muss also nun die Reaktion der Mannschaft sein, um nicht Gefahr zu laufen, am Ende der Saison in der Tabelle abzurutschen, wenn gleich am kommenden Sonntag der Tabellenletzte aus Marburg in der heimischen Hermann-Kessler-Halle zum vorletzten Heimspiel der Hauptrunde gasiert. (ngm)

Für Nördlingen spielten: Laken James (6) Olena Vasylenko (2), Elina Koskimies (6), Sami Hill (13), Joey Klug (9), Mariam Haslé-Lagemann (4), Anissa Pounds (6), Lucy Michel (0) Chelsea Waters (2), Leá Favre (6)

Bei Keltern fielen auf: Webb (10), Kiss-Rusk (12), Kostowicz (15), Mayombo (10)

Bild: Jochen Aumann
Text:
Nils Gerstmeier


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