Im Endspurt geht den Angels die Puste aus
Zweiter Rückschlag innerhalb von sechs Tagen für die Bundesliga-Basketballerinnen der Eigner Angels Nördlingen: Gegen die inexio Royals Saarlouis führten die Gastgeberinnen drei Viertel lang mit bis zu zwölf Punkten, brachen jedoch im Schlussdurchgang völlig ein und unterlagen letztlich mit 64:68 (18:8, 16:25, 21:17, 9:18). Im letzten Viertel gelang den Gastgeberinnen mehr als sieben Minuten lang kein einziger Korb.
Nach zwei Heimniederlagen in Folge wird man das Gefühl nicht los, dass der Kader der Angels in dieser Saison nicht tief genug besetzt ist. Coach Tony Imreh musste auch in diesem Spiel mit einer Siebener-Rotation auskommen, von der Sami Hill, Laken James, Elina Koskimies und Anissa Pounds rund 33 Einsatzminuten oder mehr (Hill!) hatten. Kein Wunder, dass den Protagonistinnen am Ende die Puste ausging, oder anders ausgedrückt: Zu viel Verantwortung lastet auf zu wenigen Schultern. Augenfällig ist zudem die Schwäche auf den großen Positionen, unterstrichen durch die wichtige Reboundbilanz, die erneut klar an die Gäste ging: Sie schnappten sich 49 abprallende Bälle (15 in der Offensive!), die Angels nur 30. Das ist durch großen Einsatz oder aggressive Verteidigung kaum wettzumachen.
Angels-Coach Imreh begrüßte sein Saarlouiser Gegenüber Isabel Fernandez kurz vor dem Spielbeginn mit einer freundlichen Umarmung, aber auf dem Spielfeld gab es von Anfang an keine Gastgeschenke. Imreh beorderte diesmal die zuletzt sehr ordentlich spielende Schweizerin Lea Favre für Joey Klug in die Starting Five. Laken James, Elina Koskimies und Favre mit zwei Punkten plus Bonusfreiwurf sorgten für die anfängliche 7:4-Führung. Auffällig: Im Gegensatz zur Vorwoche waren die Gastgeberinnen von Anfang an hellwach, verteidigten aggressiv und verbuchten schnell die ersten Ballgewinne. Sami Hill mit zwei verwandelten Freiwürfen, Klug unter dem Korb und noch einmal Hill mit Korbleger plus Bonusfreiwurf bauten die Führung auf 14:4 aus (7. Minute). Beifall gab es, als Hill 90 Sekunden vor Ende des ersten Viertels die erste Verschnaufpause bekam. Die letzten drei Angriffe gingen dann allerdings allesamt daneben, sodass es mit einer 18:8-Führung in den zweiten Durchgang ging.
Hier wurden auf beiden Seiten die Trefferquoten hochprozentiger. Auf Angels-Seite trafen Anissa Pounds, zweimal Koskimies und Hill mit einem Dreier, aber die Saarländerinnen hielten dagegen. Auffällig bei den Gästen die lettische U21-Nationalspielerin Vihmane, die (wie Hill) zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Punkte auf ihrem Konto hatte (27:22, 17.). Als auch die Portugiesin Ferreira, im bisherigen Saisonverlauf erfolgreichste Saarländerin, erstmals aus der Distanz traf, war der Nördlinger Vorsprung dahin und Imreh musste sein Team in zwei Auszeiten innerhalb 90 Sekunden zu mehr Ordnung ermahnen (28:27, 18.). Doch der Schwung war dahin und nur mit etwas Glück und einem letzten Korb von Laken James (unter den Augen ihrer aus den USA angereisten Mutter und Oma) retteten die Angels einen hauchdünnen 34:33-Vorsprung in die Halbzeitpause.
Die zweite Hälfte eröffneten Elina Koskimies, zusammen mit Anissa Pounds in den nächsten Tagen für die finnische Nationalmannschaft im Einsatz, mit einem schönen Dreier und Lea Favre mit einem Hakenwurf zum 39:33. Saarlouis konterte mit zwei lupenreinen Dreiern zum 41:41 (24.). Wichtig der Dreier von Sami Hill zum 50:45 (29.) und Elina Koskimies packte einen weiteren erfolgreichen Distanzwurf zum 53:47 drauf. Beim 55:50 nach 30 gespielten Minuten war indes nichts entschieden.
Mit dem 55:55 (32.) schien endgültig klar, dass es keinen klaren Sieger mehr geben würde, zumal dieser Spielstand nun fast drei Minuten Bestand hatte und beide Teams jede Menge Chancen vergaben. Die Gäste trafen dann aus der Halbdistanz und mit zwei verwandelten Freiwürfen zum 55:59 (35.), während bei den Angels in der Offensive überhaupt nichts mehr zusammenlief. Als Coach Imreh dreieinhalb Minuten vor dem Ende noch einmal zur Auszeit rief, hatten die Angels in diesem Viertel noch keinen einzigen Korb erzielt (!). Erst Pounds brach mit einem Dreier zum 58:61 den Bann (37.), aber beim 59:63 rund 60 Sekunden vor Schluss schwammen die Felle davon. Pounds wurde beim Dreierversuch heftig gefoult und versenkte zwei der drei Freiwürfe zum 61:63, aber in der hektischen Schlussminute verdaddelten die Angels mehrmals den Ball, mussten taktisch foulen und kassierten noch fünf Freiwürfe zum 64:68-Endstand.
Dass die Angels personell nachbessern wollen, bestätigte der Sportliche Leiter Martin Fürleger am Rande der Partie. Ob das bereits in der nun folgenden zweiwöchigen Nationalmannschafts-Pause geschehen wird, konnte Fürleger weder bejahen noch verneinen. Es hänge an der Freigabe des abgebenden Vereins, ob der Vertrag mit einer geeigneten Spielerin zeitnah zustande kommen werde.
Eigner Angels Nördlingen: James 9, Graf (nicht eingesetzt), Vasylenko, Koskimies 12 (2 Dreier), Hill 20 (3), Klug 2, Hasle-Lagemann 2, Pounds 10 (1), Favre 9.
Die Besten bei Saarlouis: Bujniak und Ferreira je 17, Vihmane 15, Jasnowska 12.
Bild: Jochen Aumann
Text: Robert Milde