Eigner Angels wollen ihren vierten Tabellenplatz festigen – die Veilchen aus Göttingen dagegen wollen im Ries aufblühen
Das Ries und sein fruchtbarer Boden gelten gemeinhin als sehr ergiebig. Aber ob das auch für den Aufsteiger, die Göttinger Veilchen gilt? Am fünften Spieltag der Saison 2023/2024 haben die Eigner Angels aus Nördlingen ihr zweites Ligaheimspiel. Und da geht es gegen den Ligarückkehrer mit dem etwas sperrigen Namen Medical Instinct Veilchen BG 74, wie die Niedersachsen offiziell heißen.
In der Blumensprache stehen Veilchen für Demut, Unschuld und Bescheidenheit. Dementsprechend bescheiden hatte man bei den Göttingerinnen den Aufstieg eigentlich gar nicht im Kopf, als es im Juli dieses Jahres wider Erwarten zum Finaleinzug um die Meisterschaft in der 2. Liga reichte. Man bezwang den BBZ Opladen, heute Wings Leverkusen in der Halbfinalserie mit 2:1. Kleiner Spoiler: die Nördlingerinnen verloren ihr Saisonauftaktspiel in Leverkusen, dem zweiten Aufsteiger, mit 64:65. Mit dem Sieg in Opladen zogen die Göttingerinnen in das Meisterschaftsfinale gegen Rotenburg. Zwar wurde Rotenburg Ligameister der Gruppe Nord, verzichtete aber auf das Aufstiegsrecht. Die Veilchen unter Geschäftsführer Richard Crowder griffen zu, nachdem man in der Saison 2021/22 nach fünf Jahren Erstligazugehörigkeit abgestiegen war und für die Saison 2022/23 keine Wildcard beantragen wollte.
Göttingen ist eine Art Familienunternehmen. Mit dem Zwillingspaar Meike und Annika Oevermann spielen zwei Göttinger Eigengewächse bei den Veilchen. Neben den beiden „Oeverfrauen“, wie sie in der Göttinger Szene genannt werden, sind aber auch die Geschwister Jennifer und Melanie Crowder mit von der Partie. Vor allem die 27-jährige Jennifer, seit 18 Jahren in Göttingen und erfolgreiche Nationalspielerin, gilt als erfahrene Stütze des Teams. 13 Punkte steuert sie im Schnitt bei. Zu den Crowder-Schwestern gesellt sich noch Vater und Geschäftsführer Richard Crowder.
Ebenfalls viel Erfahrung nach sieben Jahren Mannschaftszugehörigkeit bringt die griechische Centerin Viki Karambatsa mit. Gefährlichste Spielerin aber dürfte, zumindest was den Punkteschnitt angeht, US-Neuzugang Alison Lewis sein. Als Small Forward ist sie für 15,5 Punkte gut.
Ein mögliches Wiedersehen gibt es mit Chelsea Waters (6,3 Punkte), die letzte Saison das Trikot der Eigner Angels trug. Bei der deutlichen Heimniederlage gegen Berlin letzte Woche war sie allerdings nicht auf dem Spielbogen zu finden.
Bei ihrem zweiten Heimspiel gelten die Eigner Angels als Favorit. Den Niedersachsen gelang diese Saison in der Liga noch kein Sieg, im Pokal tat man sich beim Zweitligisten aus Braunschweig lange Zeit schwer und musste beim 62:55-Sieg bis in die Schlussminute zittern. Entsprechend darben die Veilchen auf dem letzten Tabellenplatz, etwas überraschend gemeinsam mit den ebenfalls sieglosen Royals aus Saarlouis.
Die Nördlinger Euphorie nach dem Heimsieg gegen den Vizemeister und Pokalsieger aus Hannover und dem Auswärtssieg in Halle folgte letzte Woche ein Dämpfer in Herne. Der Tabellenvierte aus dem Ries bekam keinen Fuß aufs Parkett und verlor unerwartet deutlich mit 67:85. Einfluss auf dieses Ergebnis hatte sicherlich die unrunde Vorbereitung auf das Spiel. Danielle McCray und Nicole Brochlitz waren nicht fit, zudem spielte mit der Finnin Roosa Lehtoranta ein sehr kurzfristig verpflichteter Ersatz für Yuliia Musiienko, die das Team mittlerweile aus familiären Gründen verlassen hat. Mit Blick auf die kommenden Gegner Freiburg (A), Osnabrück (H) und dem deutschen Meister Keltern (A) ist ein Sieg notwendig, will man nicht in die unteren Tabellenregionen durchgereicht werden. Spielbeginn ist am Sonntag um 16.00 in der Hermann-Keßler-Halle, der ligaweit anerkannt sehr gute Livestream wird erneut kostenlos von Martin Wiemann und seiner BGB-Media Productions produziert und ist auf Sport Total zu verfolgen.
Text: Thomas Lambertz
Bild: Martin Fürleger