Das Basketball-Einmaleins hat sie in der Schweiz gelernt

In der Schweiz stehen gemeinhin Skifahrer:innen oder Eishockeyspieler für sportliche Erfolge. Auch im Tennis und Kunstturnen haben Athletinnen und Athleten aus Deutschlands südwestlichem Nachbarland in der Vergangenheit immer wieder Höchstleistungen vollbracht. Eine nennenswerte Basketball-Vergangenheit haben die Eidgenossen indessen nicht. Das ist insofern von Interesse, weil ein weiterer Neuzugang der Eigner Angels-Bundesliga-Korbjägerinnen in der Schweiz den ersten Kontakt mit dem roten Ball hatte.

Die Rede ist von Leonie Kambach, 22 Jahre alt und 1,88 Meter groß, die in den vergangenen Jahren im Trikot der Turnerschaft Jahn München auflief. In der Saison 2022/23 erzielte sie in der 2. Bundesliga Süd für ihr Team durchschnittlich 12,1 Punkte und schnappte sich 8,1 Rebounds. Was die Zahl der abprallenden Bälle angeht, war sie damit Zehntbeste der gesamten Liga.

Doch zurück zu den ersten Basketball-Schritten Leonie Kambachs ausgerechnet in der Schweiz. Ursprünglich in Duisburg zu Hause, zog die Familie 2005 nach Chur im Kanton Graubünden, weil der Vater dort eine neue Stelle als Braumeister antrat. Leonie war zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt und probierte in der Folge mehrere Sportarten aus, die ihr geeignet schienen: neben Basketball auch die Schweizer Klassiker Curling und Skifahren. Erst im Alter von 13 oder 14, so ganz genau erinnert sie sich nicht mehr daran, konzentrierte sie sich auf das rasante Spiel mit der roten Kugel.

In Zürich gab es zwar ein Basketball-Nachwuchsprogramm, aber bald wurde deutlich, dass es woandershin gehen musste, wollte man den Basketball als Leistungssport betreiben. Ihre Trainerin hatte Kontakte nach Freiburg und so wechselte die damals 15-Jährige ins Sportinternat der Breisgau-Metropole. Nach zwei Jahren gab es die ersten Einsatzminuten in der Bundesliga-Mannschaft der Eisvögel, nicht viele, aber immerhin. O-Ton des Angels-Neuzugangs: „Es war eine tolle Gruppe, ich habe mich spielerisch weiterentwickelt und Freiburg ist zu meiner zweiten Heimat geworden.“ Parallel dazu wurde der Deutsche Basketball-Bund auf die athletische Blondine aufmerksam, berief sie in die U18- und U20-Nationalmannschaft. Mit der U18 bestritt sie im Jahr 2018 auch die 3×3-Weltmeisterschaft in China. „Das war schon ein großartiges Erlebnis“, sagt Kambach.

Der Wechsel nach München schien wie ein Signal, dem Sport nicht mehr alles unterzuordnen, sondern Basketball, Studium und Freizeit eher entspannt unter einen Hut zu bringen. Die TS Jahn war eine gute Adresse und Leonie Kambach lieferte in der Regionalliga und in der zweiten Bundesliga ab. So gut, dass der Sportliche Leiter der Eigner Angels, Martin Fürleger, auf sie aufmerksam wurde und ihr einen Platz im Angels-Team 2023/24 anbot. Kambach zögerte: „So eine Mega-Kleinstadt, das konnte ich mir als immer in der Großstadt Lebende zunächst überhaupt nicht vorstellen.“ Mittlerweile ist sie überzeugt, dass die kleine Stadt und die familiären Vereinsstrukturen auch viele Vorzüge haben und deswegen hat sie beschlossen, im Basketball noch einmal durchzustarten: „Die coole Mischung aus Profis und jungen Spielerinnen gefällt mir. Ich will in der ersten Liga einen zweiten Anlauf nehmen, auch wenn mir klar ist, dass das ein anderes Level, eine andere Physis und ein anderes Tempo bedeuten.“

Einer, der Leonie Kambach diese anspruchsvolle Aufgabe durchaus zutraut, ist Nördlingens Trainer-Legende Imre Szittya, der die Centerin als Headcoach der deutschen U20-Nationalmannschaft kennengelernt hat. „Eine große Spielerin, die offensiv wie defensiv ihren Körper gut einsetzen kann“, sagt Szittya. Er hoffe, dass sie sich in Nördlingen weiterentwickeln könne, meint der Basketball-Experte, der daran erinnert, dass Leonie Kambach in der deutschen U20 Backup von Luisa Geiselsöder gewesen sei. Also jener ehemaligen Angels-Centerin, die mittlerweile zu den wichtigsten Akteurinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zählt.

Wenn das kein gutes Omen für Leonie Kambach ist …

Bild: Martin Fürleger

Text: Robert Milde


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