Die Kapitänin der Nördlinger Angels bleibt an Bord

Früher als erwartet, wenige Wochen nach Saisonende, lassen die Eigner Angels mit einer von den wenigsten erwarteten Hammer-Meldung aufhorchen. Samantha Hill, kanadische Nationalspielerin, Publikumsliebling und herausragende Spielerin der letzten Saison kehrt für eine weitere Saison ins Ries zurück und läuft erneut im Angels-Trikot auf. Mit einem Jahr Unterbrechung, als Hill ihr Glück in der 1. Französischen Liga versuchte, ist dies bereits ihre fünfte Saison in Nördlingen. Nachdem die Modell-Athletin aus Toronto in der letzten Spielzeit eine überragende Vorstellung nach der anderen aufs Parkett legte – in 25 Saisonspielen erzielte sie im Schnitt 16,4 Punkte, holte 4,3 Rebounds und verteilte noch 3,4 Assists – lagen ihr dem Vernehmen nach etliche lukrative Vertragsangebote aus dem In- und Ausland vor. Warum sich die mittlerweile 27-Jährige dennoch für die Rückkehr nach Nördlingen entschied, beschreibt sie selbst so: „Ein weiteres Jahr in Nördlingen! Es war eine schwere Entscheidung, wo ich in der kommenden Saison spielen wollte, aber am Ende des Tages ist Nördlingen und das Ries, wo ich sein will. Das ist für mich eine Heimat weit weg von der Heimat geworden und ich will noch ein weiteres Jahr für Coach Tony spielen, für die Angels und für die Fans. Wir sehen uns in der Hermann-Keßler-Halle!“ Die Rückkehr der äußerst beliebten Flügelspielerin setzt für den sportlichen Leiter der Angels Martin Fürleger eine Duftmarke. Zum einen unterstreicht sie die Ambition des einzigen verbliebenen bayerischen Vertreters in Deutschlands „Bel Etage“ und wird eine Sogwirkung entfalten. Desweiteren wirft Hills Entscheidung einen Anker aus und zeigt, dass für mündige Spielerinnen nicht allein das Geld entscheidet, sondern andere Faktoren wie Trainingsqualität, professionelles Umfeld, Teamchemie, Wohnsituation und sicherlich auch das Ambiente einer basketball-verrückten und familiären Kleinstadt in Bayern.

Zunächst aber richtet Hill den sportlichen Fokus auf die kanadische Nationalmannschaft. Nachdem sie aufgrund ihrer Leistungen im Angels-Trikot erneut für die Auswahl ihres Landes nominiert gewesen war, verpasste sie unglücklicherweise wegen einer Corona-Infektion die letzte große Maßnahme in Japan. Im Sommer steht nun die Weltmeisterschaft in Australien an, für die sich die blonde Flügelspielerin dem neuen spanischen Starcoach Victor Lapena empfehlen möchte. Direkt im Anschluss, nämlich Anfang Oktober würde Hill dann in Nördlingen zur Mannschaft stoßen, die die Vorbereitung zunächst ohne sie absolvieren wird. Für Angels-Coach Tony Imreh stellt dies kein riesiges Problem dar, weil seine Lieblingsspielerin und Kapitänin „in Nördlingen alles kennt wie ihre Trainingstasche“ und in Windeseile einsetzbar sein wird.

Für die Verantwortlichen der BG Donau-Ries, dem Heimatverein der Eigner Angels, ist die Wiederverpflichtung von Samantha Hill nicht nur ein Spiegel ihrer sportlichen Ambitionen, sondern der erste Schritt in dem Prozess, die Fans zurück in die Halle zu bekommen. Vor der Pandemie hatten regelmäßig 700 und mehr Zuschauer den Weg in die Hermann-Keßler-Halle gefunden. „Da wollen wir wieder hin und wenn’s geht darf es auch ein wenig mehr sein. Dies wird aber natürlich auch vom sportlichen Erfolg des Teams abhängen,“ meint BG-Vorstand Peter Struck.“Ich bin mir sicher, dass die Dynamik und Geschwindigkeit, die eine Spitzenathletin wie Sami Hill in unser Spiel und in die Halle bringt, werden auch die sportbegeisterten Rieser Basketball-Fans zu schätzen wissen und wieder vermehrt das Live-Event der Online-Übertragung vorziehen.”

Der Attraktivität des Frauenbasketballs sollte die Weiterverpflichtung von Sami Hill einen erneuten Schub geben. In den nächsten Wochen und Monaten werden sich um die Kanadierin sicherlich auch noch weitere Spielerinnen gruppieren, so dass Eigner Angels zum Synonym für attraktiven Spitzensport wird. Wir werden berichten.

Erste Neuverpflichtung für die Angels-Saison 2022/23

Der Name klingt nach Kroatien, Serbien oder Bosnien. Tatsächlich ist Julia Ruzevich eine waschechte US-Amerikanerin aus Chicago und nimmt damit den ersten Nicht-EU-Spot ein im Team der Angels für die Saison 2022/23. Dass ihre familiären Wurzeln dennoch ins ehemalige Jugoslawien zurückreichen, ist weder verwunderlich noch eine besondere Seltenheit in amerikanischen Familiengeschichten. Mütterlicherseits mischt auch noch irisches Blut mit bei der 1,85m großen Centerspielerin und erklärt vielleicht ein wenig ihr Temperament und ihre Lebensfreude, die den Angels-Verantwortlichen schon im ersten Video-Call auf- und gefiel.

Denn dass die sportliche Leitung um Martin Fürleger früh im Prozess der Teamzusammenstellung „US-Spots“ besetzen und noch dazu mit einer Rookie-Spielerin, die noch keine Erfahrung im Ausland gesammelt hat und frisch aus dem College kommt, ist durchaus ungewöhnlich und lässt darauf schließen, dass die 23-Jährige einige schlagkräftige Argumente vorzuweisen hat. Und die hat sie tatsächlich: in ihrer Abschluss-Saison im College erzielte Ruzevich für die Lindenwood Lions überragende 19,7 Punkte im Schnitt und schnappte sich quasi nebenbei noch 11 Rebounds. Ihre Reboundstärke und ihre Qualitäten in der Verteidigung waren für Angels-Coach Ajtony Imreh die ausschlaggebenden Argumente für die Verpflichtung des US-Girls. Stellte doch insbesondere der Rebound in der letzten Saison einen eklatanten Schwachpunkt im Spiel der Eigner-Truppe dar, soll diese Baustelle mit Ruzevich auf der Position vier oder fünf behoben sein. Sie selbst bezeichnet ihre Vielseitigkeit als ihre größte Stärke. Sie könne auf mindestens drei Positionen eingesetzt werden. Dies wiederum passt haargenau in die basketballerische Philosophie von Coach Imreh. Je mehr Spielerinnen wir haben, die auf multiplen Positionen zu Hause sind, desto flexibler können wir taktisch agieren und auch etwaige Verletzungsprobleme ausgleichen. Von letzteren wollen die Angels aber in der nächsten Saison endlich einmal verschont bleiben, nachdem in den letzten beiden Spielzeiten so ziemlich alles dabei war, was die medizinische Abteilung hergibt. Als bestmögliche Verletzungs-Prophylaxe gilt zuallererst perfekte Vorbereitung. Diese nimmt Julia Ruzevich im Sommer in Angriff, so dass sie im September in perfekter Form zu den Angels stößt.

Angels setzen in der Trainerfrage auf Kontinuität

Kaum ist die Saison beendet, stellen die Eigner Angels die Weichen für die nächste und klären die wichtigste aller Personalfragen. Nach drei Spielzeiten mit dem ungarischen Basketball-Fachmann entschieden sich die Verantwortlichen der BG Donau-Ries auf Kontinuität zu setzen, was die Position des Cheftrainers angeht. Ajtony Imreh führte die Angels in seiner Premierensaison auf Tabellenplatz drei bis sie abgebrochen wurde und danach durch zwei Spielzeiten, die primär von der globalen Pandemie geprägt waren. Mit jeweils Platz neun verpassten die Angels zwar die Play-Off-Ränge knapp, liefen aber nie Gefahr in Richtung Abstiegsplätze zu driften. Mehr als Tabellenplatz wird die Arbeit des Ungarn bei der BG aber an der Art und Weise gemessen, wie er sein Team formt und seine Spielerinnen besser macht. Das „We“, das Miteinander, die mannschaftliche Geschlossenheit steht bei Coach Tony, wie der 42-jährige Übungsleiter allenthalben genannt wird, im Mittelpunkt. Seine akribische und hochintensive Trainingsarbeit sorgt nicht nur dafür, dass Imreh bei seinen Spielerinnen hochgeschätzt ist, sondern auch dass diese sich im Laufe einer Saison enorm weiterentwickeln.

Imreh erhält einen Vertrag für zwei Spielzeiten plus einer Option für zwei weitere Jahre. Befragt nach seinen Zielen, gibt der Ungar zu Protokoll: „Ich bin sehr optimistisch was unsere Zukunft angeht. Ich hoffe auch, dass wir eine Chance haben, einen Großteil der bestehenden Mannschaft zusammenzuhalten, so dass wir in der nächsten Saison nicht wieder ganz von vorne anfangen müssen. Es wäre ein großer Vorteil, wenn wir auf das aufbauen könnten, was wir uns geschaffen haben.“

Bei der Vertragsunterzeichnung im Hause Eigner bekräftigte Imreh seine Einstellung mit den Worten: „Ich will immer lernen und mich verbessern. Zusammen mit den Spielerinnen, den Sponsoren und dem Vereinsmanagement können wir in den nächsten zwei Jahren die nächsten Schritte machen.“


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