Erfolgreicher, als der Arzt erlaubt

Danny McCray saß nach dem ersten Saisonsieg der Eigner Angels Nördlingen auf ihrem Stuhl und lächelte. Nein, ihr lädiertes Knie habe im entscheidenden letzten Viertel nicht mehr weh getan und das habe sie auch dem Coach gesagt, der ihr die Auswechslung anbot. „Ich habe gespürt, dass ich dem Team helfen kann“, sagte die 30-jährige US-Amerikanerin, Profibasketballerin seit vielen Jahren, nach einem aufregenden Bundesliga-Match am Dienstagabend in der Hermann-Keßler-Halle. Es endete mit einem 68:56 (16:12, 13:25, 15:15, 24:4)-Überraschungssieg der Angels gegen den amtierenden Vizemeister und Pokalsieger TK Hannover Luchse und McCray hatte einigen Anteil daran.

Nur drei Tage nach der unglücklichen Auftaktniederlage in Leverkusen stand bereits das erste Heimspiel für Nördlingens Bundesliga-Korbjägerinnen an. Die Angels starteten vor rund 400 Zuschauern mit Brandy Beasley, Nicole Brochlitz, Mariam Hasle-Lagemann, Erika Davenport und Leonie Kambach in das Feiertagsspiel. Davenport erzielte mit einer schönen Aktion unter dem Korb die ersten Heimpunkte der neuen Saison, aber  nach zwei Minuten stand es 2:7. Neu-Kapitänin Lisa Bertoldt, frühzeitig eingewechselt, und erneut Davenport verkürzten auf 6:7. Beste Stimmung auf den Rängen, als Beasley die Führung zurückeroberte und Luchse-Trainerin mit Angels-Vergangenheit Sidney Parsons sich zur ersten Auszeit genötigt sah.

Das 8:7 hatte einige Zeit Bestand, weil auf beiden Seiten Vieles daneben ging. Der Kampfgeist der neuformierten Angels war vor allem in der Defense zu spüren, wo sie dem amtierenden Vizemeister und Pokalsieger keine freien Würfe erlaubten. Beasley sorgte mit zwei verwandelten Freiwürfen für das 14:12, Davenport fünf Sekunden vor der Viertelsirene im schönen Zusammenspiel mit ihrer Landsfrau Danielle McCray für das 16:12. McCray, in Leverkusen noch gar nicht im Einsatz, waren von der medizinischen Abteilung aufgrund ihrer Bänderdehnung im Knie nur zehn Minuten Einsatzzeit zugestanden worden. Doch dazu später mehr.

Mit Beginn des zweiten Viertels übernahmen die Niedersachsen die Initiative. Als Taya Hanson, Teamkollegin von Ex-Angel Sami Hill in der kanadischen Nationalmannschaft, zwei Dreier hintereinander versenkte, stand es 19:24 und Coach Matiss Rozlappa war zu seiner ersten Auszeit gezwungen. Bei den Nördlingerinnen ging vor allem aus der Distanz praktisch alles daneben und nur Davenport konnte mit großem Körpereinsatz punkten (20:29, 16. Minute). Dann verkürzten Beasley sowie die junge Lettin Enija Viksne auf 24:29 und auch die erst 16-jährige Anna Löffler kam zu einem Kurzeinsatz. Beim 26:29 tanzte Erika Davenport mit mehreren Körpertäuschungen ihre Gegenspielerin regelrecht schwindlig, übertrieb es aber anschließend mit zwei Dreierversuchen. Der dritte saß dann  – mit Ablauf der Shot-Clock – zum 29:34 (20.). Schade, dass Hannover kurz vor der Pause ebenfalls mit einem Dreier von US-Guard Dara Taylor konterte. Nur vier Assists (direkte Korbvorlagen) und eine Trefferquote von 33 Prozent waren im ersten Abschnitt zu wenig, um mit dem Vizemeister durchgehend auf Augenhöhe zu bleiben.

Die Wurfausbeute des Heimteams wurde auch zu Beginn des zweiten Durchgangs nicht besser. Die gegen ihren Ex-Verein lange Zeit glücklose Nicole Brochlitz, in Leverkusen noch Spielerin des Tages, Leonie Kambach und Brandy Beasley vergaben allesamt, erst Kambach mit Freiwürfen und endlich Brochlitz punkteten zum 33:39 (14.). Aber Hannover konterte eiskalt, unter anderem mit einem Dreier von Hanson, zum 33:46 (25.). Verwandelte Freiwürfe von Brochlitz und Davenport brachten das Heimteam wieder heran (39:48) und als US-Girl Beasley endlich auch einen Dreier traf, verkürzten die Angels auf acht Punkte Differenz, die auch vor dem Schlussdurchgang Bestand hatten (44:52). Immerhin war damit das dritte Viertel exakt ausgeglichen.

Acht Punkte Rückstand sind im Basketball nichts, wenn man mal einen Lauf hat. Den hatten die Nördlingerinnen zwar zunächst nicht, aber mit viel Einsatz arbeiteten sie sich in Schlagdistanz. 5:55 Minuten Restspielzeit standen auf der Uhr, als Nicole Brochlitz zwei Freiwürfe zum 50:54 verwandelte – jetzt wurde auch das Publikum noch einmal deutlich lauter. Die mit 23 Punkten und 16 Rebounds überragende Davenport traf unter dem Korb zum 52:54 und Viksne glich mit rasantem Solo sogar aus (36.). Der Vizemeister schien konsterniert. Danielle Mc Cray punktete zum 56:54 und ihre Landsfrau Davenport traf ähnlich elegant zum 58:54 (38.). Hannovers Auszeit kam reichlich spät, um den Nördlinger Lauf noch zu stoppen. Das gelang auch nicht: Bertholdt und McCray erhöhten auf 62:54 (39.), Davenport traf zwei Freiwürfe zum 64:54. Viksne zum 66:54 und McCray mit Freiwürfen zum 68:56 – der Vizemeister schien völlig konsterniert. Mit 24:4 (!) deklassierten die Angels ihre Gäste im letzten Viertel und durften sich von ihren begeisterten Fans feiern lassen.

„Sehr schön“ sei es, gegen den Ex-Verein auf diese Art und Weise zu gewinnen, freute sich Jugendnationalspielerin Nicole Brochlitz über den  Angels-Coup. Chefcoach Matiss Rozlappa analysierte, dass er im Schlussviertel eigentlich gar nicht so viel geändert habe, nur habe sein Team das getan, was er ihm ständig eintrichtere: knallhart verteidigen und nach Ballgewinnen in der Offensive Vollgas geben.

Und Danny McCray? Sie hatte am Ende zwölf Punkte bei 67 Prozent Trefferquote und vier von vier Freiwürfen auf ihrem persönlichen Konto. Eine stattliche Bilanz in 17:29 Minuten Einsatzzeit. Siebeneinhalb Minuten mehr, als der Arzt erlaubt hatte. Aber wen störte das schon an diesem denkwürdigen Basketball-Abend …?

Eigner Angels Davenport 23, McCray 12, Brochlitz 8, Viksne 10, Hasle-Lagemann, Bertholdt 4, Beasley 9, Löffler, Musiienko, Kambach 2. Erfolgreichste Werferinnen bei Hannover: Hanson 14, Rollerson 18, Stockton 9.

Text: Robert Milde
Bild: Michael Soller

Yuliia Musiienko – die ukrainische Scharfschützin

Als kleiner Verein mit begrenzten Mitteln muss man der Konkurrenz stets einen Schritt voraus sein, um wettkampffähig zu bleiben. Dieser Schritt kann dabei in allen erdenklichen Formen gegangen werden. Und Nördlingen – als fremdbestimmter Vorzeige-Kleinverein bestehend aus viel Ehrenamtlichkeit – heimste mit dieser Taktik nicht nur ordentlich Erfahrung, sondern auch schon reihenweise Erfolge ein. Neben Qualität auf und neben dem Spielfeld, familiärer Umgebung, gutem Ruf und so weiter und so fort ist eine weitere Methode der cleveren Spielerinnensuche jene, die es verlangt, regelmäßig in für den Damenbasketball eher unüblichen europäischen Ländern der Erde nach Neuverpflichtungen zu suchen und dabei eventuell sogar auf bereits vorhandene personelle Qualitäten zu vertrauen.

Yuliia Musiienko heißt er, der neue und für diese Saison vorerst finale Fund für das Nördlinger Basketballteam in der 1. Toyota DBBL. Mit ihren 26 Jahren beginnt gerade erst die Blütezeit der zweiten Ukrainerin im Team der Rieser und dennoch bringt sie ordentlich Qualität und reihenweise nationale Erfolge mit zum einzig verbliebenen bayerischen Erstligisten: Dreimalige ukrainische Pokalsiegerin, zweifache ukrainische Meisterin und Bronzemedaillenträgerin mit der U23-Mannschaft bei der 3×3-WM 2018. Diese Erfolge und ihre guten Statistiken „von außen“ trugen sie zur vergangenen Saison zum Euroleague-Team Basket Landes nach Frankreich, jenem Team, in dem künftig auch Ex-Angel und Nationalspielerin Luisa Geiselsöder auf Korbjagd gehen wird. Die Nördlinger Fans konnten Musiienko in den vergangenen Wochen bereits in einigen Spielen sehen und sich ein erstes Bild von ihnen machen. Jetzt ist sie also endlich vollends im Team angekommen.

Die Korbjagd ist auch für Musiienko ein beliebtes Wort, soll sie in den nächsten Jahren in die großen Fußstapfen von Abgang Anissa Pounds treten, die ihrerseits ligaweit als gefürchtete Schützin galt und auch künftig in Halle, ihrem neuen Verein, gelten wird. Mit rund 43%-Trefferquote aus dem Drei-Punkte-Bereich glänzt die Ukrainerin mit sogar noch besseren Statistiken als ihre Vorgängerin. Sie gänzlich auf ihre Wurfstärke zu reduzieren, würde ihr jedoch nicht gerecht werden, gilt sie als gute Verteidigerin. Sie habe nicht nur die passende Einstellung, sondern auch die geeigneten körperlichen Voraussetzungen dafür. Außerdem, so der sportliche Leiter Martin Fürleger, erhoffe er sich mit Yuliia eine charakterstarke und durchsetzungsfähige Flügelspielerin, die das junge Team mit ihrer Erfahrung unterstützen und leiten soll. Eventuell auftretende sprachliche Barrieren hielten die in Odessa geborene 26-Jährige auch im basketballerischen hochqualitativen Landes nicht auf.

„Ich erwarte, dass sich Yuliia schnell in die Mannschaft und die Nördlinger Basketballcommunity integrieren wird und auf dem Feld Verantwortung übernimmt“, so Martin Fürleger. Bei diesem Prozess wird ihr auch ihre ukrainische Genossin Olena Vasylenko, letztjährige Aufbauspielerin, als Trainer-Assistentin helfen. Diese beiden könnten der Ursprung der neuen Nördlinger Tradition werden, regelmäßig Spielerinnen aus der Ukraine zu engagieren. Nachdem diese Saison kein Mannschaftsmitglied aus dem sonst in Nördlingen sehr beliebten Finnland angeheuert wurde, wäre also wieder Platz für neue Alternativen, den anderen Vereinen einen Schritt voraus zu sein. Nun geht es aber erstmal in die sechzehnte Saison in Folge für die Eigner Angels in der Ersten Damenbasketball-Bundesliga. Auf geht’s, Nördlingen!

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Michael Soller

Niederlage in letzter Millisekunde

Die Eigner Angels aus Nördlingen verlieren zum Auftakt in ihre 16. Bundesligasaison ein erwartet enges Spiel bei den Aufsteigerinnen von Orthomol Wings Leverkusen mit 65:64 (34:39) und mussten sich erst mit der letzten Aktion den Gastgeberinnen beugen. Vorausgegangen waren spannende 40 Minuten aufregender Basketballsport, der aus Nördlinger Sicht mit Enija Viksne und Nicole Brochlitz die zwei jüngsten Angel mit großem Herzen, toller Spielübersicht und höchster Effizienz präsentierte. Dazu eine nimmermüde, nie aufgebende Erika Davenport, die das verletzungsbedingte Fehlen von Nördlingen Rückkehrerin Danny McCray beinahe, aber eben nicht ganz, vergessen machen konnte. Hinzu kommt ein selbstkritischer Coach Matiss Rozlapa, der mit einer nicht genommenen Auszeit in der Crunchtime in der 32. Minute hadert. Zum Nördlinger Spiel gehören aber auch 18 Ballverluste, die verlorene Reboundüberlegenheit der Kraterbasketballerinnen aus Halbzeit eins, eine schwache Freiwurfquote von lediglich 33% bei zwei Treffern aus sechs Versuchen und ein Leverkusener Aufsteiger, der vor voller Halle den größeren Siegeshunger und das größere Team (in Zentimeter und Spieleranzahl) hatte. Statistiken, die den Ausgang eine Basketballspiels maßgeblich bestimmen. Ballverluste, Freiwurfquote und Reboundverhalten müssen am Dienstagnachmittag (17.00Uhr) beim Heimspiel gegen den Deutschen Vizemeister, TK Hannover, verbessert werden, will man nicht unter die Räder geraten.

Die 19-jährige Nicole Brochlitz, Nördlinger Spielerin des Tages, sorgte für sich und ihr neues Team aus dem Ries nach 50 Sekunden mit ihrem ersten Wurf gleich für eine 3:0-Führung und einen guten Start in die 16. Bundesligasaison der Eigner Angels Nördlingen. Diese wird eine der schwereren werden, blickt man auf die Jugend und Unerfahrenheit des Teams um den neuen Coach Matiss Rozlapa. Dem 31-jährigen Letten ist allerdings in knapp einem Monat gelungen, aus einer völlig neu formierten Angelsmannschaft ein Team zu formen, dass nicht nur schönen Basketball gegen abgezocktere Leverkusenerinnen zelebriert, sondern sich auch mit Courage in die Angriffswellen der Gastgeberinnen warf. „Allerdings haben wir das nicht durchgezogen, da müssen wir am Ball bleiben.“ resümiert Rozlapa. Am Ende standen bei den Rheinländerinnen mit 16 Ballverlusten zwei weniger auf dem Scoreboard als bei den Nördlingerinnen. 20:20 hieß es nach einem nervösen Auftakt beider Teams nach zehn Minuten, 39:34 für Nördlingen zur Halbzeit. Bis auf die hohe Anzahl von Ballverlusten wirkte sich die notgedrungen kurze Rotation von Coach Rozlapa mit allen acht eingesetzten Spielerinnen bis dahin nicht negativ aus.

Auch nach dem 3. Viertel war der Fünfpunktevorsprung der Angels (55:50) an der Anzeigentafel für die einen erfreulich, die anderen schmerzhaft, waren es in der 27. Minute doch einmal elf Punkte. Entscheidend für den weiteren Spielverlauf war dann der Start in das letzte Viertel. Zwei Fehlwürfe der Kraterbasketballerinnen führten Leverkusen innerhalb von 30 Sekunden auf 54:55 heran. Hier wäre die von Coach Rozlapa angesprochene fehlende Auszeit angebracht gewesen. Vor allem Leverkusens Ex-Nationalspielerin und mit 1,97 Größte, Lisa Koop, war für die Nördlingerinnen nun unerreichbar. Nach vier weiteren Ballverlusten bis zur 32. Minute war Nördlingen die Führung los. Erst die Einwechselung von Nichole Brochlitz brachte wieder Organisation ins Nördlinger Spiel und die Führung durch sie selbst zurück. Eine Reihe von Fehlwürfen der Angel lies die Wings endgültig auf die Siegerstraße einbiegen, die in einem bis zum Schlußpfiff spannenden Spiel das glückliche, aber auch verdiente Ende durch einen verwandelten Freiwurf von Sarah Gates auf ihrer Seite hatten.

Drei Trainingseinheiten bleiben den Angels nun, sich auf das Spiel gegen Pokalsieger und Deutschlands Vizemeister Hannover am Dienstag (17.00Uhr, Hermann-Keßler-Halle, kostenloser Livestream) vorzubereiten. Ein Spiel, in das man völlig ohne Druck gehen kann. Der ist bei Pokalsieger und Vizemeister Hannover, will man einen Fehlstart vermeiden. Die Niedersachsen verloren ihr Auftaktspiel ebenfalls denkbar knapp zu Hause gegen den Deutschen Meister aus Keltern mit den beiden Ex-Nördlingerinnen Elina Koskimies und Joey Klug 68:69. Beide konnten allerdings keine Akzente setzen. In den Spielen der letzten Saison waren die Rieserinnen chancenlos und verlor beide deutlich. Gegen Hannover gilt es, die Toprebounderin der letzten Saison, Brianna Rollerson, in Schach zu halten. Dem Neuzugang aus Saarlouis gelang mit 19 Punkte und zehn Rebounds ein Einstand nach Maß bei ihrem neuen Club. Wichtig wäre hier eine Rückkehr der verletzten Danny McCray, was allerdings fraglich ist. Mit Dara Taylor (16/8) und Laura Stockton (10/4) sind weitere Schlüsselspielerinnen aus einer stark besetzten Hannovermannschaft an die Kette zu legen. Lediglich neun Ballverluste leistete sich das Team um Ex-Angel und Coach Sidney Parsons zum Auftakt. Für Nördlingens Brochlitz und McCray wird es ein Wiedersehen mit ihrem alten Arbeitgeber werden. Für Fan, Besucher und Neugierige auf das neuformierte Nördlinger Eigner Angel – Team ein besuchenswerter erster Bundesligaauftritt in eigener Halle. Karten gibt es online oder an der Tageskasse.

Für die Rieserinnen spielten:

Erika Davenport (15 Punkte, 6 Rebounds), Nicole Brochlitz (17, 5 Dreier), Enija Viksne (13 Punkte), Mariam Hasle-Lagemann, Lisa Bertholdt (3, 1 Dreier, 5 Rebounds), Brandy Beasley (5, 1 Dreier), Yuliia Musiienko (5, 1 Dreier), Leonie Kambach (6, 5 Rebounds).

Text: Thomas Lambertz
Bild: Gero Müller-Laschet

Zum Auftakt nach Leverkusen – unerfahrenes neues Eigner Angels-Team trifft in der 16. Erstligasaison auf ein eingespieltes Aufsteigerteam

Es geht wieder los. Wenn heute Abend (Samstag) um 18.30Uhr zum Sprungball in der Leverkusener WHG-Halle gebeten wird, starten die Eigner Angels aus Nördlingen in ihre 16. Bundesligasaison und sind damit hinter dem BC Marburg der zweitälteste (und einzig verbliebene bayerische) Bundesligastandort der Ersten Frauenbasketballbundesliga. Zu Gast sind die Rieserinnen beim Aufsteiger Orthomol Wings Leverkusen, die erst ihr zweites Bundesligajahr vor sich haben. Geballte Erfahrung trifft also auf unbedarfte Unbekümmertheit? Laut dem neuen Angels-Coach Mattis Rozlapa treffen eher zwei große Unbekannte aufeinander. Auf der einen Seite steht eine völlig neu formierte Nördlinger Angelsmannschaft, die mit dem Playoff-Teilnehmer der letzten Saison nicht mehr viel gemein hat. Die Stars des Vorjahresteams, vor allem Sami Hill, Elina Koskimies und Anissa Pounds, haben das Team der Rieserinnen verlassen, der Lette Rozlapa steigt als neuer Coach in die Fußstapfen von Tony Imreh, der nun die Regionalligaherren des TSV Nördlingen trainiert. Mit Mariam Hasle-Lagemann bringt eine 22-jährige Spielerin die größte Erstligaerfahrung in Nördlingen mit, spielt sie nun ihre dritte Saison bei den Angels. Ihr am nächsten kommt mit Danielle McCray eine 30-jährige US-Amerikanerin, die sich in der DBBL bereits einen Namen machen konnte. Bereits 2019/2020 spielte sie für die Angels, um dann nach Hannover zu wechseln. Dass mit McCray erneut eine Rückkehrerin für die Kraterbasketballerinnen aufläuft, ist für die Nördlinger Verantwortlichen kein neues Phänomen: der Frauenbasketballstandort Nördlingen hat sich nach 15 Jahren Bundesligazugehörigkeit etabliert und gehört zu den besseren Adressen in der Liga, wenngleich man finanziell kaum Anreize bieten kann. Hasle-Lagemann und McCray, das war es aber auch mit der Erstligaerfahrung bei den Nördlingerinnen. Mit Leonie Kambach (2. Liga Jahn München), Nicole Brochlitz (2. Liga Chemnitz), Anna Löffler (Regionalliga TSV Nördlingen) und Lisa Bertholdt (2. Liga Würzburg) wollen die Angels den Weg der Talent- und Nachwuchsförderung weiter konsequent weitergehen, wohlwissend, dass dies einige Risiken für den Nördlinger Basketballstandort bedeutet. War letztes Jahr noch das Erreichen der Playoffs Pflicht, ist es dieses Jahr zwar wünschenswert, von Pflicht kann aber keine Rede sein.

Dennoch gehen Team und Vorstandschaft selbstbewusst in die neue Saison. Bei der offiziellen Spielervorstellung im Samocca vergangene Woche wurde unisono Platz sechs als Ziel genannt.

Tatsächlich mit wesentlich mehr Erstligaerfahrung betreten die Orthomol Wings aus Leverkusen nun das Parkett der Saison 2023/24. Neben den Veilchen aus Göttingen sind sie der zweite Aufsteiger aus der 2. Liga. Über die „Heisi“ Hawks (benannt nach der Heimspielstätte in der Werner-Heisenberg-Straße) und BBZ (Basketballzentrum) Opladen hat man nun den Namen Orthomol Wings Leverkusen inne. Grit Schneider, die sportliche Leiterin der Wings, geht auf maximale Distanz zu dem ehemaligen Kooperationspartner Rheinland Lions, der durch seine Insolvenz letzte Saison den Spielplan der Liga durcheinanderwirbelte und für hitzige Diskussionen innerhalb und außerhalb der DBBL sorgte. Man findet  bei den Leverkusenerinnen eine Reihe ehemaliger Lions Spielerinnen. Unter anderem ist Schneider mit der 1,97 großen und ehemaligen Nationalspielerin Lisa Koop erst vor kurzem ein wahrer „Qualitäts-Boost“ gelungen, wie sie selbst sagt. Lea Wolff, Carlotta Ellenrieder, Greta Kröger, Luca Marre, Martha Middeler und Lisa Kopp, alles Spielerinnen, die sich schon auf den Spielerbögen der Rheinland Lions befanden, stehen nun im Team der Wings. Zudem kommen mit Leonie Schütter, der 1,90m großen Amelie Kröner und Luca Marre Spielerinnen dazu, die bereits mehrere Jahre bei dem Aufsteiger gespielt haben. Mit den Verstärkungen aus Übersee steht den Rheinländerinnen eine große, physisch sehr starke, eingespielte und erfahrene Bundesligamannschaft zu Verfügung, die sicherlich am Samstag nicht in der Außenseiterrolle zu finden ist. Trotz 15 Jahre Erstligazugehörigkeit gehen also heute die Eigner Angels als Underdog bei den Aufsteigerinnen aus Leverkusen an den Start. Das Spiel ist live und ohne Bezahlschranke auf Sport Total zu sehen.

Text: Thomas Lambertz
Bild: Jochen Aumann

Angels Cup 2023 liefert hochklassigen Basketball-Sport

Der Angels Cup 2023 lieferte wieder einmal Frauenbasketball auf höchstem nationalen Niveau nach Nördlingen. Mit dem deutschen Meister nahm dann auch der Favorit den Pokal erwartungsgemäß mit nach Keltern, nachdem sie sich auch im Finale gegen die Eigner Angels kein Blöße gaben. Das neu formierte Team aus Nördlingen zeigte sehr gute Fortschritte, gewann das Halbfinale gegen Wasserburg souverän und hielt gegen Keltern streckenweise beherzt dagegen. Das Team von Coach Matiss Rozlapa scheint auf einem guten Weg, wie weit wird sich am nächsten Wochenende zeigen beim ersten Saisonspiel in Leverkusen und drei Tage später beim ersten Heimspiel gegen Hannover am 3.Oktober.

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Halbfinale 1: Heidolph Schwabach Baskets  – Rutronik Stars Keltern 40:103

Was für die einen ein lockeres Warmlaufen ist für die anderen eine klare Überforderung. Keine Überraschung, dass der deutsche Meister aus Keltern für den Zweitligisten aus Schwabach nicht nur eine Nummer zu groß war. Beim 103:40 überzeugten vor allem Kelterns Französin Sara Roumy (22 Punkte) und US-Girl Abbey Hoff (20) auf Seiten Schwabachs.

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Halbfinale 2: Eigner Angels – TSV 1880 Wasserburg 85:56  (24:10, 16:12, 25:18, 20:16)

Wasserburg gegen Nördlingen. Das Bayern-Derby. Mehr als 30 Mal war man sich in 1.Liga und Pokal begegnet. Doch die Zeiten sind vorbei. Der Rekordmeister TSV Wasserburg ist nur noch zweitklassig. Dennoch weckt das Match-Up Emotionen und Erinnerungen bei Fans und Verantwortlichen. Umso schöner, dass die Oberbayern zum Angels-Cup zusagten und das Bayern-Derby zumindest in der Vorbereitung ein Revival erlebte. Mit einem fulminanten 16:2-Start setzten die Angels ein klares Zeichen und dominierten das Match in der Folge quasi nach Belieben. Obwohl die überragende Erika Davenport (13 Punkte und 10 Rebounds in 13 Minuten) nicht mehr eingesetzt wurde, fuhren die Mädels um Kapitänin Lisa Bertholdt einen standesgemäßen 85:56-Sieg im Bayernderby ein.

Für die Angels spielten: Erika Davenport (13),  Nicole Brochlitz (13, 3 Dreier), Enija Viksne (2, 9 Assists), Mariam Haslé-Lagemann (10), Lisa Bertholdt (7), Brandi Beasley (13), Anna Löffler (6), Yulia Musienko (7), Leonie Kambach (14). Danielle McCray wurde aufgrund einer Verletzung nicht eingesetzt.

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Spiel um Platz 3:

Heidolph Schwabach Baskets  – TSV 1880 Wasserburg 65:73 (18:20, 7:20, 22:17, 18:16)

Im Spiel um Platz drei, dem Duell zweier bayerischer Zweitligisten behielten die Wasserburgerinnen am Ende knapper die Oberhand als erwartet. Mit 73:65 setzten sich die Mädels des ehemaligen Serienmeisters durch und profitierten von der physischen Dominanz ihrer Centerspielerin Simmons (21 Punkte, 11 Rebounds) sowie der Treffsicherheit Maria Perners (23, 5 von 11 Dreier). Bei Schwabach überzeugte vor allem Abbey Hoff mit einem Double-Double (20, 12)

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Finale

Eigner Angels – Rutronik Stars Keltern 60:79 (10:19, 13:19, 17:26, 20:15)

Im Finale gegen den deutschen Meister aus Keltern gab es gleich ein dreifaches Wiedersehen. Mit Joey Klug, Elina Koskimies und Lindalotta Lehtoranta trugen drei ehemalige Angels das grüne Trikot der Rutronik Stars. Ohne die geschonte Danny McCray und mit Davenport sichtlich gehandicapt standen die Angels unter den Körben häufig auf verlorenem Posten. Dennoch ließen die Nördlinger Guards Eni Viksne und Brandi Beasley den Ball gut laufen und erspielten ihrem Team zahlreiche Wurfoptionen, die leider nicht so hochprozentig verwertet wurden wie man es sich wünschen würde. In dieser frühen Zeit der Saison ist dies aber wohl verständlich und verzeihbar. Früh lagen die Rieserinnen zurück gegen den hohen Favoriten, weil diese immer wieder unter dem Korb scoren konnten, doch es wurde nach Kräften gefightet. Beasley, die noch im Liegen einen Assist zu Haslé-Lagemann schleudert, Davenport mit aller Energie gegen die deutlich größeren Center-Spielerinnen des Gegners oder eine unermüdlich rackernde Lisa Bertholdt sind Belege des Kampfgeists der neuen Angels-Mannschaft. Und genau diesen Spirit wollen die Angels-Fans sehen, auch wenn der Halbzeitstand von 23:38 eine deutliche Sprache spricht was die spielerischen (und finanziellen) Möglichkeiten der beiden Teams angeht.

Mit eben jener Einstellung verkürzten die Gastgeberinnen den Rückstand innerhalb weniger Minuten auf 38:44 und zwangen Keltern zu einer Auszeit, nach der dort wieder ein Gang höhergeschaltet wurde. Außerdem kam deren offensive Wunderwaffe Cooper (27 Punkte) zurück und brachte schnell wieder einen zweistelligen Vorsprung aufs Scoreboard. Das Endspiel, auch wenn es mit 60:79 verloren wurde, stellte jedoch einen weiteren Schritt nach vorne dar in der Entwicklung der Eigner-Girls. Noch eine Woche hat Coach Rozlapa Zeit um sein Team auf das erste Saisonspiel in Leverkusen vorzubereiten. Das erste Heimspiel folgt dann bereits wenige Tage später, am Feiertag 3. Oktober gegen Vizemeister Hannover.

Für die Angels spielten: Erika Davenport (24),  Nicole Brochlitz (4), Enija Viksne (2), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (2), Brandi Beasley (18), Anna Löffler , Yulia Musienko, Leonie Kambach (6), Danielle McCray (n.e.)

Text: Kurt Wittmann
Bild: Martin Graf

Angels-Cup: EIGNER Angels bestreiten letzten Test vor Saisonbeginn

Nur noch eine Woche ist es hin, bis das Warten ein Ende hat und die Eigner Angels endlich in die neue DBBL-Saison starten. Nach wochenlangem Training und mehreren Testspielen, wartet am 30.09. Aufsteiger Leverkusen auf die Nördlingerinnen. Bevor die Angels jedoch ihr erstes Pflichtspiel bestreiten dürfen, steht wie immer zum Ende der Vorbereitungsphase der heimische Angels-Cup auf dem Programm. Am kommenden Wochenende treffen sich vier Mannschaften der ersten und zweiten Liga, um in einem Turnier den Gewinner der Trophäe auszuspielen.

Zu diesem Anlass kommt es endlich mal wieder zu einem Bayernderby im Ries. In ihrem ersten Spiel bekommen es die Angels mit dem TSV Wasserburg zu tun, der sich mittlerweile in der 2. Liga beweisen muss. Schon seit einigen Jahren setzt man am Inn auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs, wie die Schwestern Sophie und Maria Perner oder Manuela Scholzgart, die allesamt zu den Leistungsträgerinnen zählen. Außerdem konnte Wasserburg gleich zwei US-Amerikanerinnen und eine Portugiesin verpflichten, die frisch vom College zum TSV wechseln. Geleitet wird das Team von Luis Prantl, der mit seinen 23 Jahren ein ungewöhnlich junger Trainer ist, jedoch schon eine Menge Erfahrung bei verschiedenen Spitzenvereinen sammeln konnte. Die Vorbereitung bei Wasserburg scheint Prantl mit seiner Mannschaft jedenfalls erfolgreich zu absolvieren, konnten sie doch ihr Testspiel gegen Bamberg am vergangenen Wochenende für sich entscheiden.

Etwas weniger glückreich waren die Angels bei ihrem Ausflug nach Brünn. Beim tschechischen EuroCup-Teilnehmer gab es an beiden Spieltagen nichts zu holen. Immerhin konnte man sich in der zweiten Partie deutlich steigern. Während sich die Nördlingerinnen bei ihrem ersten Auftritt nach einer langen Reise und ohne Danielle McCray sichtlich schwertaten, waren sie am zweiten Tag besser auf den Gegner eingestellt. Sie zeigten ein komplett anderes Gesicht und hielten über lange Phasen mit dem EuroCup-Team mit. An diese Leistung soll beim Angels-Cup angeknüpft werden, um mit einer Bundesliga-tauglichen Leistung ins Finale am Sonntag einzuziehen.

Im zweiten Halbfinale begegnen sich die Rutronik Stars Keltern und die Baskets aus Schwabach. Und auch diese Partie sollte für die Zuschauer nicht uninteressant sein, stehen doch einige bekannte Namen auf der Kaderliste. Im Team der Sterne gab es nach der vergangenen Saison einige Veränderungen. Weiterhin an Bord sind unter anderem Alexandra Wilke und die ehemalige Nördlinger Spielerin Linda-Lotta Lehtoranta. Ab der kommenden Saison wird sie gemeinsam mit ihrer finnischen Nationalmannschaftskollegin Elina Koskimies auflaufen. Elina verließ die Angels ebenso wie Johanna Klug Richtung Keltern und bleibt der DBBL somit vorerst erhalten. Auch die Sterne absolvierten bereits ein Testspiel gegen ein EuroCup-Team. Die belgische Mannschaft Castors Braine ist in derselben EuroCup-Gruppe wie Keltern und konnte das Vorbereitungsspiel mit zehn Punkten für sich entscheiden. Erfolgreicher waren sie gegen Saarlouis, wo sie einen deutlichen Sieg einfahren konnten.

Bei den Angels schielt man möglicherweise schon mit einem Auge auf Keltern. Ziel ist es, eine souveräne erste Partie abzuliefern, das Bayern-Derby für sich zu entscheiden und ins Finale gegen die Sterne einzuziehen. Dass es in keinem Fall einfach sein wird, den Pokal zu holen, steht fest, weiß man doch aus erster Hand um die Qualitäten einiger Spielerinnen aus Keltern. Auf jeden Fall kann man auf spannende und ansehnliche Partien hoffen und natürlich auf einige Zuschauer, die für gute Stimmung sorgen. Tagestickets mit Zugang zu beiden Spielen können ab sofort online unter eigner-angels.de zu einem vergünstigen Preis erworben werden.

Samstag, 23.09
15:30 UhrHeidolph Schwabach BasketsRutronik Stars Keltern
18:30 UhrEigner Angels NördlingenTSV 1880 Wasserburg
Sonntag, 24.09
11:00 UhrVerlierer Spiel 1Verlierer Spiel 2
14:00 UhrSieger Spiel 1Sieger Spiel 2

Text: Katja Gerstmeyr
Bild: Michael Soller

EIGNER Angels zeigen zwei Gesichter beim Eurocup-Team aus Brno

EIGNER Angels Nördlingen verlieren das erste von zwei Testspielen gegen Zabiny Brno mit 83:50 (29:11; 19:6; 18:19; 17:14) deutlich, zeigen in der zweiten Halbzeit aber ihre aufsteigende Tendenz.

In aller Herr Herrgottsfrüh‘, pünktlich zu den Kirchenglocken um 06:00 Uhr fuhr der Teambus der EIGNER Angels in Nördlingen ab und genau so schnell wie man Nördlingen verlassen hatte, war das erste Testspiel des einzig verbliebenen bayerischen Erstligisten im Deutschen Damenbasketball gegen den Eurocup-Teilnehmer aus Brno – zu Deutsch: Brünn – auch schon verloren. Vielleicht waren die Beine noch müde von der gut siebenstündigen Fahrt, denn kaum saß der letzte Zuschauer in der Halle, sah man sich schon mit 6:13 im Hintertreffen. Zu viel Nervosität, ein wenig zu viel Respekt und die körperliche Unterlegenheit taten ihr Übriges. Dass Anna Löffler (3×3) und Dani McCray (verletzungsbedingt) nicht zur Verfügung standen, half auch nicht wirklich weiter. Und so musste man zusehen, wie sich großgewachsene tschechische Spielerinnen, teilweise mit der Fähigkeit zu dunken, Zug um Zug von den Angels entfernten. „Wir haben viel zu viele Rebounds hergeschenkt und offene Würfe nicht getroffen. Wir waren am Anfang nicht bereit für das schnelle Spiel unserer Gegnerinnen und waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt“, kommentierte Coach Matiss Rozlapa anschließend die erste Halbzeit. Die Statistiken unterstreichen das: 15% Trefferquote aus dem Feld sind fast schon absurd schlecht und stehen tschechischen 53% gegenüber, ebenso 16:31 Rebounds. Ein Lichtblick war immerhin, dass sich bereits zur Halbzeit fast alle Spielerinnen des achtköpfigen Teams in die Punkteliste eintragen konnten und zusammen das Halbzeitergebnis von 17:48 aus Nördlinger Sicht erzielten. Mit einer solchen Leistung war offensichtlich niemand im Angelstrikot zufrieden, denn während der Halbzeitpause gab es ordentlich Redebedarf.

„Wir haben einige Dinge angepasst und endlich die Geschwindigkeit und den Kampf angenommen!“, fasst Matiss Rozlapa die zweite Spielhälfte zusammen, „Das war viel, viel besser!“ Man war nun endlich wach und zur Stelle und kämpfte sichtbar um Rebounds und Steals. Es kam sogar so etwas wie ein kleiner Lauf zustande, den aber der Brünner Trainer mit einer Auszeit schnell stoppte. Trotzdem sahen die gut 50 Zuschauer in der Halle ein nun qualitativ hochwertigeres und ihre Mannschaft fordernderes Spiel auf Augenhöhe. Immer wieder zeigten Enija Viksne gegen einen tollen Zug zum Korb, Erika Davenport, die ein Double-Double nur haarscharf verpasste, Durchsetzungsfähigkeit gegen die fast zwei Meter großen Centerinnen der Gegner und Brandi Beasley gute Wurfentscheidungen, denen nur der letzte Touch zum Erfolg fehlte. Auch Leonie Kambach kehrte erfreulicherweise nach ihrer kleinen Verletzung, wenn auch nur zeitweise, zurück auf das Spielfeld, auf dem am nächsten Tag direkt das zweite Spiel gegen denselben Gegner folgen sollte.

Für Nördlingen spielten an Tag 1: Erika Davenport (11 Punkte), Nicole Brochlitz (6), Enija Viksne (11), Mariam Haslé-Lagemann (1), Lisa Bertholdt (6), Brandi Beasley (10), Yuliia Musiienko (6), Leonie Kambach.

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EIGNER Angels verlieren auch ihr zweites Testspiel gegen Brno mit 73:80 (21:21; 18:24; 17:13; 17:22), zeigen dabei aber ein ganz anderes Gesicht als noch im Spiel am vorangegangenen Tag.

Mit einer ganz anderen Spielvorbereitung als noch am Vortag, nämlich mit einem Stadtbummel in den gelockerten Beinen, starteten die durch den Einsatz von Danielle McCray auf neun Spielerinnen angewachsene Nördlinger Angels-Mannschaft in ihr zweites Testspiel gegen die Brünner Frösche. Statt nach wenigen Minuten bereits weit zurückzuliegen, startete man auf Nördlinger Seite wie die Feuerwehr, wobei eine Spielerin dabei direkt „on fire“ lief. Brandy Beasley, bisher eher etwas zurückhaltend in ihrem Scoring, schnappte sich Ball um Ball und schenkte den Gastgeberinnen neun Punkte innerhalb weniger Minuten ein. Neuzugang Enija Viksne verteilte unterdessen unnachahmlich mit absoluten Traumpässen Assists und setzte Nördlingens „Große“ in Szene. Viktor Prusa, der Brünner Coach, rief schnell zur ersten Auszeit, da brannte die Halle schon lichterloh. Infolgedessen beruhigte sich das bis dahin spektakuläre Spiel und man ging mit 21:21 in die erste Viertelpause. Auffällig war, dass, anders als im ersten Spiel, in den ersten zehn Minuten ausschließlich die amerikanischen Importkräfte punkten konnten und das setzte sich so auch im zweiten Viertel fort. Beasley traf aus allen Lagen und das Center-Duo um Erika Davenport und Danielle McCray sorgte für die nötige Unterstützung unter dem Korb. Mit einem 39:45 verabschiedete man sich erstmal in die Kabinen.

„Wir haben zwar noch immer viele Punkte und Rebounds hergeschenkt, aber das war viel besser heute!“, zog Angels-Coach Rozlapa sein Resümee nach dem Spiel. Die Frage, ob die Größenvorteile der Brünner Center gegenüber jenen aus Nördlingen einen großen Einfluss hatten, verneint er: „Die Größe war nicht das Problem – wir haben nicht gut genug ausgeboxt. Es ist eher so, dass wir auf der Aufbauposition etwas zu klein sind.“

Dies wollte sich Beasley anscheinend nicht gefallen lassen, legte sie nach Wiederanpfiff direkt die nächsten Punkte auf und baute ihr Trefferkonto auf 23 aus. Ihre Mitspielerinnen taten ihr gleich und so verteilte sich das Viertelergebnis von 17:13 aus Nördlinger Sicht auf mehrere Spielerinnen. Brünn spielte nicht schlechter als am Vortag, Nördlingen einfach besser. Die Defense war aggressiver, die Spielzüge wurden ausgespielt und gute Wurfchancen mit Treffern belohnt. Bis zum Abpfiff konnten alle neun Spielerinnen punkten. Am Ende war es wohl die fehlende Erfahrung als Team und auch ein wenig die Müdigkeit, die für den Sieg notwendig gewesen wäre. Brünn konnte im Gegensatz zu den Rieserinnen noch einmal zulegen und somit den Gewinn des zweiten Testspiels eintüten.

Trotz zweier Niederlagen kehrte man zufrieden und mit neuen Erkenntnissen zurück nach Nördlingen, wo bereits kommende Woche der Abschluss der Vorbereitung zur 16. Bundesligasaison in Folge stattfindet. Beim alljährlichen Angels-Cup treten am Samstag Schwabach gegen Keltern an und Nördlingen empfängt nach langer Zeit mal wieder den Deutschen Rekordmeister TSV 1880 Wasserburg zum Bayernderby. Am Sonntag finden dann das Spiel um Platz 3 und das Finale statt.

Für Nördlingen spielten an Tag 2: Erika Davenport (16 Punkte) Dani McCray (11), Nicole Brochlitz (5), Enija Viksne (4 Punkte, 7 Assists, 4 Steals), Mariam Haslé-Lagemann (2), Lisa Bertholdt (2), Brandi Beasley (26), Yuliia Musiienko (5), Leonie Kambach (2).

Text: Nils Gerstmeier
Bild: Bene Lasser

Das Basketball-Einmaleins hat sie in der Schweiz gelernt

In der Schweiz stehen gemeinhin Skifahrer:innen oder Eishockeyspieler für sportliche Erfolge. Auch im Tennis und Kunstturnen haben Athletinnen und Athleten aus Deutschlands südwestlichem Nachbarland in der Vergangenheit immer wieder Höchstleistungen vollbracht. Eine nennenswerte Basketball-Vergangenheit haben die Eidgenossen indessen nicht. Das ist insofern von Interesse, weil ein weiterer Neuzugang der Eigner Angels-Bundesliga-Korbjägerinnen in der Schweiz den ersten Kontakt mit dem roten Ball hatte.

Die Rede ist von Leonie Kambach, 22 Jahre alt und 1,88 Meter groß, die in den vergangenen Jahren im Trikot der Turnerschaft Jahn München auflief. In der Saison 2022/23 erzielte sie in der 2. Bundesliga Süd für ihr Team durchschnittlich 12,1 Punkte und schnappte sich 8,1 Rebounds. Was die Zahl der abprallenden Bälle angeht, war sie damit Zehntbeste der gesamten Liga.

Doch zurück zu den ersten Basketball-Schritten Leonie Kambachs ausgerechnet in der Schweiz. Ursprünglich in Duisburg zu Hause, zog die Familie 2005 nach Chur im Kanton Graubünden, weil der Vater dort eine neue Stelle als Braumeister antrat. Leonie war zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt und probierte in der Folge mehrere Sportarten aus, die ihr geeignet schienen: neben Basketball auch die Schweizer Klassiker Curling und Skifahren. Erst im Alter von 13 oder 14, so ganz genau erinnert sie sich nicht mehr daran, konzentrierte sie sich auf das rasante Spiel mit der roten Kugel.

In Zürich gab es zwar ein Basketball-Nachwuchsprogramm, aber bald wurde deutlich, dass es woandershin gehen musste, wollte man den Basketball als Leistungssport betreiben. Ihre Trainerin hatte Kontakte nach Freiburg und so wechselte die damals 15-Jährige ins Sportinternat der Breisgau-Metropole. Nach zwei Jahren gab es die ersten Einsatzminuten in der Bundesliga-Mannschaft der Eisvögel, nicht viele, aber immerhin. O-Ton des Angels-Neuzugangs: „Es war eine tolle Gruppe, ich habe mich spielerisch weiterentwickelt und Freiburg ist zu meiner zweiten Heimat geworden.“ Parallel dazu wurde der Deutsche Basketball-Bund auf die athletische Blondine aufmerksam, berief sie in die U18- und U20-Nationalmannschaft. Mit der U18 bestritt sie im Jahr 2018 auch die 3×3-Weltmeisterschaft in China. „Das war schon ein großartiges Erlebnis“, sagt Kambach.

Der Wechsel nach München schien wie ein Signal, dem Sport nicht mehr alles unterzuordnen, sondern Basketball, Studium und Freizeit eher entspannt unter einen Hut zu bringen. Die TS Jahn war eine gute Adresse und Leonie Kambach lieferte in der Regionalliga und in der zweiten Bundesliga ab. So gut, dass der Sportliche Leiter der Eigner Angels, Martin Fürleger, auf sie aufmerksam wurde und ihr einen Platz im Angels-Team 2023/24 anbot. Kambach zögerte: „So eine Mega-Kleinstadt, das konnte ich mir als immer in der Großstadt Lebende zunächst überhaupt nicht vorstellen.“ Mittlerweile ist sie überzeugt, dass die kleine Stadt und die familiären Vereinsstrukturen auch viele Vorzüge haben und deswegen hat sie beschlossen, im Basketball noch einmal durchzustarten: „Die coole Mischung aus Profis und jungen Spielerinnen gefällt mir. Ich will in der ersten Liga einen zweiten Anlauf nehmen, auch wenn mir klar ist, dass das ein anderes Level, eine andere Physis und ein anderes Tempo bedeuten.“

Einer, der Leonie Kambach diese anspruchsvolle Aufgabe durchaus zutraut, ist Nördlingens Trainer-Legende Imre Szittya, der die Centerin als Headcoach der deutschen U20-Nationalmannschaft kennengelernt hat. „Eine große Spielerin, die offensiv wie defensiv ihren Körper gut einsetzen kann“, sagt Szittya. Er hoffe, dass sie sich in Nördlingen weiterentwickeln könne, meint der Basketball-Experte, der daran erinnert, dass Leonie Kambach in der deutschen U20 Backup von Luisa Geiselsöder gewesen sei. Also jener ehemaligen Angels-Centerin, die mittlerweile zu den wichtigsten Akteurinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zählt.

Wenn das kein gutes Omen für Leonie Kambach ist …

Bild: Martin Fürleger

Text: Robert Milde

Enija Viskne – die lettische Hoffnungsträgerin

Gestatten, lettische Jugendnationalspielerin mit durchschnittlichem Beinahe-Triple-Double, lettische Vizemeisterin, Bronzemedaillengewinnerin in der baltischen Liga, Spielerin des Monats Dezember und – die Liste könnte noch weitergeführt werden – das alles vergangene Saison. Obendrauf kommt noch eine ordentliche Portion Auslandserfahrung, die die neueste Verpflichtung der Nördlinger Bundesligabasketballerinnen in Venedig bereits gesammelt hat.

Enija Viksne heißt sie, 18 Jahre Lebenserfahrung bringt sie mit, darunter viel Basketballwissen und -können und richtig Lust, eine weitere Saison im Ausland zu spielen und den Schwung ihrer Erfolgswelle mit ins Ries zu bringen. An ihrer Verpflichtung wird der neue Angels-Coach Matiss Rozlapa sicherlich nicht ganz unbeteiligt gewesen sein, trafen die beiden in den verschiedenen lettischen und internationalen Wettbewerben immer wieder aufeinander.

Mit ihren 1,78m Körpergröße und Agilität fühlt sich Enija auf der Point Guard Position zuhause. Jene Position, die zu den wichtigsten im Basketball gehören. Da verwundert es nicht, dass sie mit der deutschen Jugendnationalspielerin Nicole Brochlitz und der Amerikanerin Brandi Beasley ordentlich Power und Qualität aufs Spielfeld bringen soll, schließlich werden hier die Spielzüge initiiert und kreiert. Dieses kompetente Trio könnte also der Motor einer reizenden und attraktiven Spielweise werden. Rund 10 Punkte, 6 Rebounds, 7 Assists und 3 Steals kann die Lettin durchschnittlich vorweisen. Ein richtiges Allround-Talent!

Die nötige Kreativität dazu besitzt Enija ohnehin, zeigte sie sie bereits in jungen Jahren bei der Wahl ihrer Hobbys. Ihre musikalische Seite lebte sie mit Saxophon und Klavier aus und betrieb ganz nebenbei auch noch Volkstanz. Erst als es ernst um ihre beachtliche Basketballkarriere wurde, fiel der Fokus ganz und gar auf den „schönsten Hallensport der Welt“ wie der Basketball treffend genannt wird. Abseits vom Feld reist Enija viel, denn sie entdeckt gerne neue Orte und Dinge, wie sie selbst sagt, und sie liebt es, fremde Kulturen kennenzulernen. Davon gibt es hier in Nördlingen mehr als genug! Und zusammen mit ihrem Nationaltrainer, der Stadt und der großen Angelsfamilie, die den Nördlinger Basketball ausmacht, sollte einer für sie und für das Team erfolgreichen Saison nichts im Wege stehen.

Momentan spielt sie für die lettische U20-Nationalmannschaft die Europameisterschaft in Vilnius und spielt dort als Starting-Five-Point-Guard eine tragende Rolle im Team. In wenigen Wochen wird sie dann, genauso wie die anderen Spielerinnen, in Nördlingen zum Trainingsauftakt eintreffen. Bis dahin ein glückliches Wurfhändchen bei der EM und:

Herzlich willkommen in Nördlingen, Enija!

Bild: FIBA

Text: Nils Gerstmeier

Brandi Beasley – die brandgefährliche Offensivmaschine aus Memphis

Auf der Suche nach einer dominanten Point-Guard-Spielerin sind die Verantwortlichen bei den Eigner Angels fündig geworden. Brandi Beasley heißt das 1,68m große Powerhouse, das in der kommenden Saison und wahrscheinlich darüberhinaus die Fäden im Angriffsspiel der Angels ziehen wird. Dabei gilt die 26-Jährige als Score-First-Point-Guard, also eine Spielerin, die zunächst einmal durch ihre Fähigkeiten besticht, selbst zu punkten. Dies beherrscht Brandi auf viele verschiedene Arten. Am erfolgreichsten war sie in ihrer bisherigen Karriere, indem sie zum Korb zog, entweder aus einer Pick-and-Roll-Situation oder auch einfach indem sie ihre Schnelligkeit nutzte um an ihrer Gegenspielerin vorbeizog. Wenn diese dann in der Folge mehr Abstand halten, ist der Drei-Punkte-Wurf Bestandteil von Brandis Werkzeugkoffer.

Bei ihrem letztjährigen Engagement im tschechischen Ostrava traf sie ordentliche 33 Prozent ihrer Dreier, an ihrem renommierten College in Illinois lagen ihrer Quoten sogar im 40er Bereich. Der neue Coach der Eigner Angels Matiss Rozlapa sprach sich insbesondere wegen ihrer Explosivität für die Amerikanerin aus, aber auch wegen ihrer diversen Europa-Erfahrungen. Vor ihrem Tschechien-Abenteuer bestritt Beasley ihre Rookie-Saison im schweizerischen Winterthur und lieferte dort in allen Aspekten des Basketballspiels ab. Von ihren 41 Punkten plus 8 Rebounds und 5 Assists im Pokalhalbfinale gegen Nyon wird dort noch heute kolportiert. „Es ist uns extrem wichtig, dass unsere Leaders Erfahrung mitbringen und bereits bewiesen haben, dass sie sich an unterschiedlichen Stationen in Europa zurechtfanden,“ gibt der sportliche Leiter der Eigner Angels Martin Fürleger Einblicke in den Entscheidungsprozess. „Nördlingen soll aber nicht nur eine weitere Station in ihrer Karriere sein. Brandi kann sich durchaus vorstellen, länger im Ries zu spielen, wenn alles passt.“ Dass alles passt – dafür ist der umtriebige Basketball-Manager verantwortlich und darauf legt er auch gesteigerten Wert. Seit etlichen Wochen bastelt er mit seinem Team am bestmöglichen Konstrukt für die neue Angels-Mannschaft. Beasley soll einer der Grundpfeiler des Teams 2023-24 sein. Gleich im Erstgespräch zeigte sich die aufgeschlossene US-Amerikanerin begeistert vom Grundgedanken des Rieser Erstligisten, dass erfahrene Profis das Grundgerüst des Teams bilden und ihr Know-How an junge, motivierte und talentierte Spielerinnen weitergeben: „Das ist ja wie früher in meinem College, wo die Jungen, die bei uns Freshmen und Sophomores heißen, von den Athletinnen, die schon länger hier sind lernen. Das gefällt mir.“ Ihr Instagram-Account heißt „_heartofahooper“, ein Hinweis darauf, dass für Brandi Basketball nicht nur ein Job ist, sondern eine Herzensangelegenheit. Durchaus möglich, dass die energische US-Amerikanerin mit ihrer Spielweise auch die Herzen der Angels-Fans im Sturm erobert.

Bild: BC Winterthur

Text: Kurt Wittmann


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